Ratskommission hat sich mit neuem Gutachten befasst Pina Bausch Zentrum: Auch mit weniger Geld soll die Qualität gewahrt bleiben
Der Einstieg in die Diskussion ist geschafft. Alles weitere wurde in die nächste Ratsperiode verlegt. Am Mittwoch befasste sich erstmals die „Ratskommission zur Begleitung und Steuerung des Projektes Pina Bausch Zentrum“ mit dem neuen Betriebskonzept und Businessplan für das geplante Zentrum im alten Schauspielhaus an der Kluse.
Die lösten einerseits Irritation und Fragen aus und führten andererseits zu der einhellig begrüßten Erkenntnis, dass das Projekt auch mit weniger Geld realisiert werden kann.
Ende letzten Jahres entschied der Rat, auch ohne Beteiligung des Bundes an den Betriebskosten des Zentrums am Projekt festzuhalten. Das Beratungsunternehmen actori sollte untersuchen, ob das mit 3,6 Millionen Euro weniger möglich ist. Daniel Fetzer von actori präsentierte nun das in einem 44-seitigen Gutachten erarbeitete Ergebnis, das die Frage bejaht. Dafür wird das Vier-Säulen-Modell aufgegeben, das das Zentrum als Heimstatt für Tanztheater, Pina Bauch Foundation und das Forum Wupperbogen sowie als Bühne für Gast-Compagnien sieht. An seine Stelle tritt eine starke Verzahnung und eine Matrixorganisation für alle Produktionen. Außerdem werden einige Kürzungen angedacht: Etwa rund 5 Prozent bei den Personalkosten, die durch „das hohe Alter und die hohe Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter des Tanztheaters“ erzielt werden soll. Oder durch den Verzicht auf große Festival-Veranstaltungen.
Einige Ausschussmitglieder hinterfragten die Aufgabe des von Stefan Hilterhaus 2012 vorgegebenen Säulen-Modells. Erkannten weder wirtschaftliche Vorteile in der organisatorischen Zusammenlegung, fürchteten Abrechnungswirrwarr und Transparenzverlust. Auch gab es Sorge um die Wahrung der einzigartigen Qualität und Strahlkraft des Tanztheaters. Unverständnis löste die Stellung der Foundation aus, die unabhängig bleiben, aber ihre Tätigkeiten an das Zentrum übergeben soll. Fetzer hielt entgegen, dass die Einsparungen nicht die Qualität der Produktionen und die besondere Stellung der Compagnie schmälern würden. Und Stadtdirektor Johannes Slawig betonte, dass das Gutachten allein herausfinden sollte, ob das Geld für ein qualitätsvolles Zentrum ausreiche. Und dass ihm dies gelungen sei. Fragen nach Führungs- und Gesellschaftsstruktur seien Thema in der nächsten Ratsperiode.
Dann gilt es auch die Zukunft des Wupperbogens zu klären, der Stadtgesellschaft und Freie Szene beteiligen, ihr im Zentrum ein festes Zuhause geben soll. Regisseur Jens Heitjohann hatte sich noch Anfang des Jahres im Auftrag der Stadt um inhaltiche Konzepte gekümmert. Ziel: Das Zentrum, das nicht vor 2027 fertiggestellt sein wird, jetzt für die Bevölkerung durch Veranstaltungen sichtbar zu machen. Das Coronavirus und ausstehende Bewilligungsbescheide von Fördergeldern bremsten dieses Ansinnen aus. Slawig hofft nun, dass das binnen weniger Wochen anders wird und die Veranstaltungen im Herbst starten können. Dann soll auch mit einer möglichst breiten Öffentlichkeit über das Konzept diskutiert werden.