Premiere in Wuppertal Das erste Paar gibt sich auf dem Gaskessel das Ja-Wort
Wuppertal · Kimberly Schmidt und Sascha Herbeck durften die Premiere feiern: Sie waren die allerersten, die auf dem Heckinghauser Wahrzeichen „Ja“ sagten.
Als Kimberly Schmidt und Sascha Herbeck sich am Samstag das Ja-Wort gaben, da strahlte die Sonne, der sie in diesem Moment ein Stück näher waren als üblich, durch die Schäfchenwolken über Heckinghausen. Als erstes Paar haben sie hoch oben auf dem Gaskessel, der ganz frisch in die Liste der Orte für Ambiete-Trauungen aufgenommen worden ist, geheiratet. In 66 Metern Höhe und mit atemberaubendem Blick auf Wuppertal klirrten anschließend leise die Sektgläser, die aus Sicherheitsgründen an dieser exponierten Stelle aus Plastik waren. Dank der Lockerung der Coronaschutzverordnung waren gut 30 Gäste zugelassen, was vor Wochen noch ganz anders ausgesehen hätte.
Zur Feier des Anlasses nahm Oberbürgermeister Andreas Mucke die Trauung sozusagen als „oberster Standesbeamter“ vor. „Natürlich ist das etwas Besonderes für uns, mir tat allerdings die Standesbeamtin ein wenig leid, die zuerst mit uns Kontakt aufgenommen und auch einen sehr netten Eindruck gemacht hatte“, sagte Kimberly, die nun mit Nachnamen Herbeck heißt.
Für das Paar, das sich seit sechs Jahren kennt und bereits vor drei Jahren den 20.6.2020 in einer Art Zahlenspiel für sich festgelegt hatte (Kimberly Herbeck: „Ich mag keine ungeraden Zahlen.“) war es das Happy-End einer Hochzeitsvorbereitung, die vor gut einem Jahr mit dem Besuch der Hochzeitsmesse in der Stadthalle mit aller Bedacht begonnen hatte und in den letzten Wochen coronabedingt plötzlich turbulent geworden war. Da hatte das Henkelsschlösschen in Langerfeld, für das sie sich schon lange als Trauort entschieden hatten, plötzlich abgesagt. Man könne wegen des angrenzenden Seniorenzentrums in Coronazeiten keine Hochzeit verantworten.
Als die Braut dann auf der Liste der Trauorte den hinzugekommenen Gaskessel entdeckte und ihrem Zukünftigen vorschlug, war der gleich Feuer und Flamme. „Wir wohnen am Oberwall mit Blick auf den Gaskessel. Den habe ich schon als Kind bewundert, weil meine Großeltern in Heckinghausen wohnten. Und schießlich habe ich noch im Bauamt der Stadt gearbeitet, als dort die ersten Planungen zum Ausbau des Gaskessels bekannt wurden. Ich fand es damals ungemein visionär“, nennt der 33-Jährige gleich mehrere Gründe für seine Begeisterung.
Wie viele Gäste kommen dürfen, war lange Zeit unklar
Ursprünglich war das Paar von 60 Hochzeitsgästen ausgegangen, als sie sich vor drei Wochen für den Gaskessel als Ort entschieden, musste es noch fürchten, nur die Trauzeugen mitnehmen zu dürfen. „Ganz sicher war da noch gar nicht, ob wir das überhaupt durchführen dürfen. Aber wir haben alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen“, schildert die 28 Jahre alte Braut jetzt überglücklich. Tim Kubik, als Eventmanager für die Alte Papierfabrik und den Gaskessel zuständig, habe die Beiden toll betreut. Kimberly Herbeck: „Er war wie ein Weddingplaner, wir mussten uns um nichts mehr kümmern, außer am vergangenen Montag unseren Gästen Bescheid geben.“ Nach der Trauzeremonie ging es für die Hochzeitsgesellschaft per Fahrstuhl hinunter ins Restaurant Aposto auf dem Boden des Gaskessels. Kubik hatte alles fein durchgetaktet und immer wieder an die fortschreitenden Lockerungen beim Coronaschutz angepasst. Mit Hochzeiten unter „normalen“ Umständen hat er schließlich Erfahrung von Eventtrauungen in der Alten Papierfabrik und ist sicher, dass nun der Gaskessel zum Renner in dieser Hinsicht wird. Sechs weitere Buchungen hat er bereits auf dem Zettel. Die Ehre, die Ersten auf dem Gaskessel gewesen zu sein, kann Kimberly und Sascha Herbeck niemand mehr nehmen.