Gute Azubis sind schwer zu finden

Jobcenter und WSW fordern mehr Zusammenarbeit mit Schulen, um Lehrlinge besser vorzubereiten.

Foto: Andreas Fischer

In der Ausbildungswerkstatt der Stadtwerke sind die jungen Auszubildenden zugange. Die sieben angehenden Industriemechaniker im ersten Lehrjahr lernen gerade Dinge wie Feilen, Körnen, Sägen und Anreißen. Ende Dezember geht es dann weiter mit einem Lehrgang an den Maschinen. Sie haben drei Jahre bei den Stadtwerken vor sich — und wenn sie dann mit 2,0 oder besser abschneiden — einen unbefristeten Vertrag in der Tasche. Das ist Teil der Betriebsvereinbarung bei den WSW. Und damit haben die Auszubildenden ein gutes Los gezogen.

Die Stadtwerke bilden jedes Jahr 40 bis 50 Auszubildende aus. 24 Berufe stehen zur Wahl. Wobei jedes Jahr nur 15 davon besetzt würden, sagt Markus Schlomski aus dem Vorstand der Stadtwerke und verantwortlich für den Bereich Personal und Ausbildung. „Mit dabei sind Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker, Industriekaufmänner- und -frauen, Fachkräfte für den Fahrbetrieb und Krankenschwestern.“

Die Stadtwerke sind breit aufgestellt, viele Berufe, viele Plätze, eigene Ausbilder — augenscheinlich gute Bedingungen. Dabei können die Stadtwerke sich die Auszubildenden in den meisten Fällen aussuchen und kriegen sie besetzt

In ganz Wuppertal sieht das etwas anders aus. Thomas Lenz Vorstandsvorsitzender des Job enters Wuppertal sagt, in Wuppertal gebe es im Jahr rund 4600 Ausbildungsplätze. Nur 2700 würden davon besetzt. Jedes Jahr klaffe erneut die Lücke zwischen dem, was angeboten wird und dem, was besetzt wird.

Woran das liege, sagt Lenz, sei vielschichtig. Dafür aber umso relevanter. Denn 80 Prozent der Menschen unter 25 Jahren, die zum Jobcenter gingen und Hilfen beantragten, seien ohne Ausbildung.

Dabei gebe es „Beratungen, die Ausbildungsbörse und Initiativen von Firmen“, sagt Lenz. „Das ist gut und wichtig, aber die, die wir umwerben müssen, die kriegen wir damit nicht“. Beratungen kurz vor dem Schulende seien zu spät.

Lenz wirbt für einen früheren Einstieg in die Berufsorientierung. Heute hätten Schüler doch keinen Überblick über die Vielzahl von Berufen. Und auch nicht darüber, wie die sich verändert hätten. „Ein Dachdecker legt doch nicht mehr nur Dachpfannen. Das ist ein komplexer Beruf, der etwa auch mit Solartechnik zu tun hat.“ Vielen sei gar nicht klar, dass oder warum ein Ausbildungsberuf attraktiv sei.

Das kennt auch Markus Schlomski von den WSW. Der klassische Busfahrer sei heute eben auch technisch ausgebildet und geschult in der Kommunikation — allein damit die Menschen vielseitig einsetzbar sind und so länger fit für den Beruf. Auch Berufe wie Kanalunterhaltungsarbeiter oder Ver- und Entsorger seien zwar sehr zukunftssicher, aber eben auf den ersten Blick weniger attraktiv, sagt er. Dennoch gingen die Stadtwerke bei den Anforderungen der Bewerber nicht herunter.

Und da kommt der zweite springende Punkt beim Thema Ausbildung. Bei den Stadtwerken fallen allein 50 Prozent der Bewerber durch den Eingangstest, der online absolviert werden muss. Auch, weil die Anforderungen an das Handwerk steigen. Zwar möchten die WSW auch Hauptschüler einstellen - aber es gehe eben auch um die Fähigkeiten und Kenntnisse. Betriebe wollen die besten Bewerber. Und so landen bei den Stadtwerken immer weniger Hauptschulabsolventen. Und „Abiturienten drängen ins Handwerk“ — zumindest bei großen Betrieben. Obwohl auch Hauptschüler gut für das Unternehmen wären, wie Schlomski betont. Die Abiturienten gingen nämlich nach der Ausbildung häufiger wieder weg. Für die sei das nur ein Abschnitt, bevor sie weiterzögen. Aber, so Schlomski, die Schule kommen mit den Anforderungen nicht hinterher. Er plädiert für engere Kooperationen zwischen Schule und Betrieben zur besseren Vorbereitung.

Auch Lenz sieht die Schule in der Pflicht. Die Allgemeinbildung der Absolventen sei „erschreckend“. Aber er zeigt auch Verständnis. Heute gebe es soziale Probleme, die es früher nicht gegeben habe. „Die Schulen haben eine ganz schwere Aufgabe.“