Gute Zeiten für Erdbeer-Pflücker
WZ-Mitarbeiterin Tanja Heil hat sich im Bergischen zur Erdbeer-Ernte aufgemacht.
Wuppertal. So dick waren die Erdbeeren noch nie. Kaum kleine hängen an den Pflanzen vom Erdbeerhof Faßbeck, sondern fast nur wunderbar geformte Riesen-Exemplare. Wahrscheinlich hat der viele Regen, verbunden mit Wärme, für das Wachstum gesorgt. So wird mein Eimer schnell voll.
Der untere Teil des Feldes sei vom Unwetter überschwemmt worden und ich solle etwas höher gehen, hatte Vater Herwart Faßbeck am Erdbeerstand empfohlen. Tatsächlich weisen die Erdbeeren trotz des schützenden Strohs Schlammspritzer auf. Die muss ich nachher gut waschen.
Direkt nach Eröffnung um 9 Uhr habe ich das Erdbeerfeld fast für mich alleine. Nur noch ein paar muslimische Frauen ernten sowie eine ältere Dame. Die Familien kommen erst am Nachmittag oder am Wochenende. Doch morgens sei das Aroma am besten, hatte Faßbeck empfohlen. Die Erdbeeren schmecken so richtig nach Sommer. Ich arbeite mich durch meine Reihe. Suchen muss ich nicht: Eine tiefrote Frucht hängt neben der nächsten. Warum diese hier wohl schon reif sind, während die Erdbeeren in meinem Garten noch klein und grün am Stängel hängen? Vielleicht eine andere Sorte. Einmal greife ich in eine Brennnessel.
Zwischendurch stehe ich auf und strecke mich. Ganz schön anstrengend, das Pflücken in kauernder Haltung. Wie das wohl die Erntehelferinnen viele Stunden lang durchstehen? Ich bin froh, als nach einer guten halben Stunde mein Eimer voll ist. „5,8 Kilo“, wiegt Faßbeck die Erdbeeren ab. Das Schild mit dem Gewicht des Eimers klebt noch vom vergangenen Jahr auf dem Rand. Der Preis liegt nur unwesentlich unter dem auf dem Elberfelder Markt — aber ein Sommer ohne Erdbeeren pflücken ist für mich kein Sommer. Und so sind die Beeren garantiert frisch!
Zuhause bin ich froh über den Erdbeer-Entstieler, den ich vor kurzem gekauft habe. Trotzdem dauert es, bis ich endlich drei Kilo reine Erdbeeren gewaschen in der Schüssel habe. Da die Kinder stücklose Marmelade bevorzugen, püriere ich sie. Die schönsten Früchte habe ich vorher zum Naschen und fürs Müsli beiseite gestellt.
Dann mische ich das Mus mit Gelierzucker. In den vergangenen Jahren hatte ich das Verhältnis 1:3 gewählt für vollfruchtigen Erdbeergeschmack. Doch die Kinder stehen mehr auf süß. Also nehme ich diesmal 500 Gramm Zucker pro Kilo Erdbeeren. Das ist immer noch deutlich weniger als bei gekauften Marmeladen. Von 2015 habe ich noch eine angebrochene Packung Gelierzucker. Damals hatte ich ein kleines Glas Himbeermarmelade gekocht. Jetzt heißt es rechnen angesichts der ungeraden Zuckermenge.
Bald blubbert die duftende Soße im Topf. Mindestens vier Minuten muss die Marmelade kochen, damit sie geliert. Während ich rühre und rühre, überlege ich Varianten: Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal Vanille oder Rhabarber hinzufügen? Die Marmeladengläser habe ich kurz vor Beginn der Aktion ausgekocht; so hatte ich noch nie Probleme mit Schimmel — ein Tipp meines Vaters.
Ein extra Marmeladen-Trichter erleichtert das Abfüllen erheblich. Erstmals kleben die Gläser nicht von allen Seiten. Einen kleinen Rest pürierte Erdbeeren koche ich kurz mit etwas Zucker auf. So habe ich leckere Erdbeer-Soße für Eis oder Desserts. Bald stehen zwölf Gläser mit Erdbeermarmelade vor mir. Vielleicht sollte ich bald noch einmal pflücken gehen?