Hacker kapern Helge Lindhs Konten
Der Wuppertaler Abgeordnete im Bundestag ist in die Fänge vermutlich rechter Datendiebe geraten. Er bekam unliebsame Post.
Nach der Bundesregierung und der NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking ist auch der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Helge Lindh (SPD) Opfer von Datendieben geworden. Während die Regierung den Computerangriff über die Hochschule des Bundes nach eigenen Angaben unbeschadet überstanden hat und die NRW-Ministerin lediglich mit einem uralten Fernsehbeitrag auf ihrem privaten Smart-TV unangenehm überrascht wurde, hat es Lindh knüppelhart getroffen: Sein E-Mail-Konto wurde geknackt, ein neues Facebook-Profil erstellt, Bankdaten wurden ausgespäht, um auf Kosten des Abgeordneten einkaufen zu können. Wenige Tage nach dem Datendiebstahl erhielt Lindh Pakete. Darin fand er Korane sowie künstlichen Hundekot und Tütchen, deren Inhalt sich nach Untersuchungen der Polizei als ungefährlich herausstellten. Das Bundeskriminalamt hat Ermittlungen aufgenommen. Erkenntnisse gibt es noch nicht.
Im Fall Lindh liegt nahe, dass rechte Computerdiebe ihr Unwesen trieben. In wenigen Wochen als Mandatsträger hat sich der Wuppertaler Sozialdemokrat als Kämpfer für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Integration von Flüchtlingen einen Namen gemacht.
Adressat seiner deutlichen Kritik war immer wieder die Fraktion der „Alternative für Deutschland“ (AfD). Darauf, dass deren Fraktion oder die Partei mit dem Datenanschlag in Verbindung steht, gibt es allerdings keinerlei Hinweise.
Für den Bundestagsabgeordneten ist die Straftat mehr als nur unangenehm. Sein E-Mail-Konto ist immer noch in den Händen der Datendiebe. In den sozialen Netzwerken haben die Kriminellen sämtliche Passworte und Verifizierungsdaten geändert. Damit könnte es Helge Lindh schwerfallen, neue Profile und Konten zu erstellen. Vermutlich ist das ein Ziel der Hacker. Über seine bisherigen Geheimworte und Zahlen kann sich Lindh nirgendwo mehr anmelden. Der Politiker ist computertechnisch ausgeschaltet.
Die Diebe selbst haben den Angriff am vergangenen Sonntagabend öffentlich gemacht. Seither kursieren auf Facebook vermeintliche Aussagen von Lindh, die dessen politische Haltung konterkarieren. Außerdem ist offenbar versucht worden, Lindh als Datenspion gegen eine ehemalige Bundestagsabgeordnete zu nutzen. Sie wurde demnach im Namen des Wuppertalers gebeten, Passworte mitzuteilen.
Lindh selbst reagiert auf den Angriff gefasst. Ihm stehen zwar aufwendige Behördenkontakte bevor. Seine Hauptsorge gilt aber Familie und Mitarbeitern. „Für sie ist das alles schon sehr unangenehm“, sagt er. Schließlich wisse niemand, ob da noch mehr kommt und wie weit die Täter zu gehen bereit seien.
Für den Wuppertaler Sozialdemokraten sind die Tage seit dem Cyber-Angriff auf seine Daten die unangenehme Rückkehr eines Themas, mit dem er sich als Politiker in den vergangenen Wochen intensiv beschäftigen musste. „Wir hatten das Thema im Innenausschuss des Bundestages. Und jetzt bin ich selbst so davon betroffen“, sagt er. Seit neuestem sitzt Lindh auch im Kulturausschuss des Bundestages. Mit solchen Themen wird er sich dort vermutlich nicht befassen müssen.