Wuppertal Haspelhäuser: Sanierung später

Die Stadt verschiebt die Maßnahme auf frühestens 2020. Dann wird’s kompliziert, denn das Stadtarchiv müsste für den Umbau ausziehen.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Außen pfui, innen. . . gerade noch in Ordnung. Die Haspelhäuser sollten eigentlich schon im vergangenen Jahr saniert werden. Jetzt schiebt die Stadt die Maßnahme ein ganzes Stück nach hinten. „Vermutlich erst 2020“ will man die Häuser sanieren, teilt die Stadt mit. Das Gebäudemanagement habe derzeit alle Hände voll zu tun, Projekte umzusetzen, an denen öffentliche Fördergelder, etwa aus dem Programm „Gute Schule 2020“ oder dem Konjunkturprogramm, hängen. „Wir wollen es schaffen, alle Fördermittel zu verbauen. Daher konzentrieren wir uns derzeit auf große Maßnahmen“, erklärt Hans-Uwe Flunkert, Chef des städtischen Gebäudemanagements (GMW).

Der Sanierungsfall an der Friedrich-Engels-Allee hat in erster Linie ein Hauptproblem — er ist kein Augenschmaus mehr. Zum Stadtfest 2013 hatte die Stadt ernsthaft überlegt, verschämt eine Scheinfassade aufzustellen. „Glücklicherweise“, so Flunkert, „hat das Haus keine substanziellen Schäden.“ Natürlich wolle man sanieren. „Aber das in aller Sorgfalt und nicht mit Eile.“

Besonders kompliziert werden die Arbeiten für das seit 1981 im Haus beheimatete Stadtarchiv. Dort füllen die gelagerten Unterlagen bereits eine Regallänge von sechs Kilometern. „Derzeit lagern wir auf drei Etagen plus Keller“, sagt Thorsten Dette, Teamleiter im Stadtarchiv. Zur Sanierung müsste man mit Sack und Pack das Haus verlassen. „Das wird sicherlich ein komplexer Umzug. Die archivierten Sachen dürfen schließlich dabei nicht durcheinander geraten“, sagt Dette. „Ein Ausweichquartier ist noch nicht gefunden“, so Flunkert, der froh ist, durch die Verschiebung der Maßnahme etwas an Zeit gewonnen zu haben. Die Suche wird nämlich alles andere als leicht.

Das Übergangsgebäude muss auf jeden Fall viele Dokumente schultern können. „Wir benötigen mindestens eine Deckentraglast von 1000 Kilonewton“, macht Dette deutlich. Zudem müsse die Luftfeuchtigkeit für die ideale Lagerung der empfindlichen Relikte bei 40 bis 60 Prozent liegen. „Zudem dürfen die Räume nicht zu hell sein, direkte Sonneneinstrahlung kann den Dokumenten schaden.“

Archiv und Menschen, das betont Flunkert, entstehen durch die Verschiebung der Maßnahme kein Schaden. Wohl aber ist auch das Innere des Archivs renovierungsbedürftig, wie Dette bemerkt. Im Lesesaal liege ein fleckiger Teppich, die Wände „könnten mal gestrichen werden“. Und: „Die Einrichtung ist mehr oder weniger aus dem Jahr 1981“, sagt der Archivar.

Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein müsse das Archiv laut Dette eigentlich so ausgebaut werden, dass bis zu zehn Regalkilometer untergebracht werden können. Den Archivaren spart die fortgeschrittene Digitalisierung nämlich Platz. Nur in Sonderfällen werden analoge Dokumente digitalisiert, ansonsten bleiben die Papierlasten der Vergangenheit bestehen. Und Fristakten, die teils 30 bis 50 Jahre aufbewahrt werden müssen — etwa Abiturarbeiten oder Einzelfallakten — nehmen immer mehr Raum ein. In Wuppertal lagern zusätzlich noch die Akten der Bauverwaltung, die schon allein eine der drei Etagen belegen.