Wuppertal-Oberbarmen Martin Schulz kickt beim CVJM Oberbarmen

Der Kanzlerkandidat macht im Wahlkampf Station in Wuppertal — und diskutiert über Familien- und Sozialpolitik.

Der Kanzlerkandidat macht im Wahlkampf Station in Wuppertal — und diskutiert über Familien- und Sozialpolitik.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Oberbarmen. Kurz vor seinem Eintreffen war noch ein Hubschrauber über Oberbarmen zu hören. Doch Martin Schulz, Kanzlerkandidat der SPD, kam dann doch ganz profan im Auto. Erwartet von Parteigenossen, Medien und dem Stab des CVJM Oberbarmen, der sich auf den hohen Gast entsprechend freute. Bernd Schäckermann, Geschäftsführer des CVJM, hatte nicht lange überlegt, als Sozialdezernent Stefan Kühn ihn angerufen habe. „Er sagte, Martin Schulz kommt nach Wuppertal. Ich suche eine Einrichtung, die er besuchen kann. Natürlich habe ich da sofort Ja gesagt.“

Es war kein öffentlicher Termin, man wollte keinen Auflauf, so eine Sprecherin. Schulz-Fans suchte man an der Sonntagstraße dann auch vergeblich. Ein paar Nachbarn schauten neugierig, ob des ungewohnten Auflaufs an Sicherheitsvertretern und Herren in Anzügen. Und zwei junge Leute gegenüber des Eingangs hielten Plakate hoch. „Gott schulze uns“ oder „Maddin, ich will ein Bier von dir“ war darauf zu lesen. „Arbeiterverräter“ warfen sie dann dem SPD-Hoffnungsträger noch hinterher, der das gelassen nahm.

Warum Wuppertal, warum Oberbarmen? Auf seiner „Reise durch die Republik“, wie Schulz im Anschluss an den gut eineinhalb-stündigen Besuch erklärte, passte Wuppertal — eine Stadt mit Problemen, die aber große Anstrengungen unternimmt, diese zu beseitigen — gut in seine Themenbereiche, ebenso der CVJM mit seinen Angeboten wie Kindergarten, Offener Ganztag und einer offene Tür. Familienpolitische Diskussionen wolle er anstoßen, Gerechtigkeitsdebatten. Darum sei es auch in dem Gespräch mit den Politikern und den CVJM-Vertretern gegangen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Schulsozialarbeit und Finanzierungssorgen, gerade bei Freien Trägern, waren Stichpunkte. Ein Problem, mit dem auch der CVJM zu kämpfen habe. Projektförderung dürfe nicht ein Appetithäppchen sein, danach nichts mehr kommen. Er setze sich für eine dauerhafte Förderung ein, so Schulz.

Stefan Kühn und Wuppertals SPD-Chef Heiner Fragemann zeigten sich beeindruckt, wie gut Schulz den Bogen von kommunaler auf Bundespolitik spannte. „Wir sind sicher, er ist der richtige Mann“, sagte Fragemann. Und auch Kühn setzt Hoffnungen in Schulz, zum Beispiel beim Thema Schulsozialarbeit. Der Kanzlerkandidat habe nicht von Sicherung, „sondern vom Ausbau gesprochen“. Auch beim CVJM hofft man sicher, dass es im Sozialbereich nicht nur bei Wahlverprechen bleibt.

Schulz war nicht das erste Mal an der Wupper, wie er erzählte. Schon als Kind habe der heute 61-Jährige den Zoo besucht. „Und natürlich bin ich damals schon Schwebebahn gefahren.“ Eine weitere Verbindung: Johannes Rau sei politisch ein Vorbild gewesen.

Dass der Kandidat fotowirksam noch ein kurzes Fußballspiel einstreute, kam natürlich bei den kleinen Besuchern des CVJM gut an. Mit 1:3 zogen Schulz und Schäckermann gegen die Kinder den Kürzeren. „Wenn Sie Kanzler sind, kommen Sie wieder und wir machen das Spiel noch mal“, gab Schäckermann Schulz mit auf den Weg. Und was nahm der mit aus Wuppertal? „Eine interessante Diskussion und einen bereichernden Vormittag.“