Jahreshauptversammlung Haus und Grund kritisiert zu hohe Wohnnebenkosten

Wuppertal · OB Andreas Mucke versprach den Vereinsmitgliedern kürzere Bearbeitungszeiten bei Baugenehmigungen und stellte sogar Steuersenkungen in Aussicht. Dafür gebe es allerdings konkrete Bedingungen.

Haus und Grund kritisiert, dass die Wohnnebenkosten in Wuppertal zu hoch seien.

Foto: Christian Baierl

So sehr sich Hermann-Josef Richter auch über den Besuch von Oberbürgermeister Andreas Mucke bei der Jahreshauptversammlung des Vereins Haus und Grund Wuppertal und Umgebung freute, so wenig konnte und wollte der Vorstandsvorsitzende das Stadtoberhaupt ohne kritische Anmerkungen ziehen lassen. Und so schrieb Richter dem OB am Mittwochabend denn auch gleich einige kritische Punkte ins Stammbuch, bei denen die Stadtverwaltung aus Sicht des Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümervereins noch deutlich nachbessern muss.

Denn auch wenn – oder gerade weil – die Zahl der Einwohner in Wuppertal mittlerweile wieder steige, sei man „noch weit entfernt von einer gesunden, Investitionen fördernden und an der Veränderung der Lebenshaltungskosten orientierten Mietentwicklung“. Da seien zum einen die viel zu hohen Nebenkosten, die das Wohnen in Wuppertal verteuerten. In der Stadt gebe es zudem rund 10 000 Leerstände und Hunderte von leerstehenden Ladenlokalen, die zu barrierefreien Wohnungen umgebaut werden könnten.

Verein freut sich
über 3850 Mitglieder

Hier wünschte sich der Vorstandsvorsitzende mehr Unterstützung und Beratung durch die Experten der Stadt.

Unmut zog auch die zu lange Bearbeitung von Baugenehmigungen auf sich. So seien laut einer Statistik in Wuppertal im ersten Halbjahr 2020 ganze 128 Wohnungen genehmigt worden, im ersten Halbjahr 2019 waren es noch mehr als doppelt so viele gewesen. Diese Entwicklung sei auch deshalb so bedauerlich, weil Wuppertal ohne Investitionen in Neu- und Bestandsbauten weiter an Attraktivität verliere. Das sei auch eine soziale Frage: „Wir können den Schwachen in unserer Gesellschaft nur helfen, wenn wie genügend steuerkräftige Einwohner und Firmen in unserer Stadt haben“, mahnte Richter. Auch eine mögliche Beschränkung der B 7 auf jeweils eine Fahrspur für Pkw sowie das zu geringe Angebot an Gewerbeflächen seien nicht günstig für die Stadtentwicklung.

Mucke stellte sich der Kritik und sagte zu, dass die Zeiträume für Baugenehmigungen auf etwa drei Monate verkürzt werden sollten – bei kleineren Projekten seien sogar sechs bis acht Wochen möglich. „Ich will, dass Bauen mehr Spaß macht in der Stadt!“, erklärte der OB. Man brauche mehr Wohnraum, weil immer mehr Menschen in die Stadt zögen. Zudem machte er den Immobilieneigentümern Hoffnung auf Steuersenkungen. So könnten Grund- sowie Gewerbesteuer gesenkt werden, sobald „die Kassenlage es erlaubt“.

Im vergangenen Jahr hat der Verein Haus und Grund Wuppertal und Umgebung sein 140-jähriges Bestehen gefeiert. Mittlerweile sei die Zahl der Mitglieder auf 3850 gestiegen, freute sich Richter. Im dritten Jahr in Folge konnte der Verein mit einem positiven Ergebnis abschließen. Ob dies in diesem Corona-gebeutelten Jahr auch möglich sein wird, bleibt abzuwarten.