Heyday-Studios: „Es fühlt sich an wie eine große WG“
Die Heyday-Studios residieren nach zwei Jahren Bauzeit jetzt in einer ehemaligen Textilfabrik am Rande der Königsberger Höfe.
Wuppertal. Die Türklingel funktioniert noch nicht und es bleibt auch innen viel zu tun - doch seinen Aufnahmeraum hat Andreas Herr schon hergerichtet. Nach gut zwei Jahren Bauzeit residieren die Heyday-Studios nun in einer ehemaligen Textilfabrik am Rande der Königsberger Höfe. „Es fühlt sich an wie eine große WG“, schwärmt der Tontechniker. Musikerfreunde kommen zum Proben oder um CDs aufzunehmen. „Die Auftragslage ist so gut wie nie zuvor.“
Direkt am Eingang lädt ein gemütlicher Raum mit Ess-Ecke, Kicker und Billard-Tisch die Musiker zum Ausruhen ein. Daneben hätte Andreas Herr eigentlich gerne ein Schlafzimmer für Gäste eingerichtet. „Aber das ging aus Brandschutzgründen nicht.“ Jetzt dient der kleine Raum als Abstellkammer. Überhaupt der Brandschutz: „Der ist sehr kompliziert zu verstehen und verschlingt sehr viel Geld“, seufzt Andreas Herr.
Sechs Probenräume hat der Tontechniker in seinen neuen Räumen vorgesehen. Dazu kommen ein großes und ein kleines Aufnahmestudio. Sein Beweggrund für das arbeitsintensive Projekt: „Ich wollte endlich mal einen richtig schönen Raum mit einem Fenster haben.“ Das hat er erreicht. Das riesige Mischpult steht nun in einem Zimmer mit viel Atmosphäre und Aussicht nach draußen. Das angenehme Ambiente hat auch andere Künstler überzeugt: „Die Schlagersängerin Vanessa Mai will regelmäßig zum Proben kommen“, berichtet Andreas Herr stolz.
Und auch Viktor Smolski, der Gitarrist von Almanac, schätzt die Heyday-Studios. Für ihn hat Andreas Herr gerade eine CD gemischt. „Es ist unglaublich, wie sehr man den Sound bei Metal kreieren muss“, erklärt er die Herausforderung. Nächtelang sitzt er an seinem Mischpult und dreht an den vielen Knöpfen, bis genau der Ton herauskommt, den er sich vorstellt. Der Schlaf bleibt dabei manchmal auf der Strecke - Umbau, Aufnehmen, Mischen und dann noch Frau und Kleinkind zu Hause zehren an den Kräften. „Ist schon ganz schön hart im Moment“, sagt Andrea Herr.
Beim Rundgang durch die Räume weist er auf viele Details hin. Die hellen Deckenlampen etwa: „Mir war es wichtig, dass der Raum gut ausgeleuchtet ist, falls Kameras aufnehmen wollen.“ Die akustische Dämmung der Decken hat er zum Teil selbst aufgehängt. Geplant wurden die Räume von Studio-Experte Fritz Fey. Schließlich sollten mehrere laute Bands direkt nebeneinander proben können, ohne sich gegenseitig zu hören. Keine leichte Aufgabe. Und auch für die Bauarbeiter nicht immer zu verstehen - sie mussten ein erst frisch eingebautes Fenster noch einmal neu schräg einsetzen. „Sonst hätte das ein Flatterecho gegeben.“ Alle Türen sind doppelt, die Wände 30 Zentimeter dick.
Für unangenehme Überraschungen sorgte während der Bauarbeiten ein Starkregen: Er drang durch ein Rohr ins Innere ein. Die Versicherung erklärte sich für nicht zuständig. Und der schräg auf die Halle zulaufende Fußweg verursachte klamme Mauern. „Wir mussten den ganzen Gehweg aufgraben lassen. Dabei haben wir entdeckt, dass das Fundament aus Zementsäcken besteht“, erzählt Herr. Offenbar wurden damals die gesamten Säcke einfach mit Wasser getränkt. Das grobe Sackleinenmuster sei noch heute im Zement erkennbar.
An den Parkplätzen hat Andreas Herr lange getüftelt. Zwölf Stellplätze sollten es sein, und schließlich hat er dafür auch eine geeignete Aufteilung gefunden. Den hinteren Teil der Halle möchte er vorerst als Lagerhalle vermieten. Denn nach dem Bau seiner beiden Studios sind sowohl seine Geld- als auch seine Kraftreserven erst einmal erschöpft. „Es dauert bestimmt noch ein Jahr, bis wirklich alles fertig ist.“ Aber schon jetzt sieht man dem Tontechniker an, wie viel Spaß er daran hat, dass seine Vision jetzt Wirklichkeit geworden ist.