Hilfe für Syrien: Wuppertaler starten Spendenaktion
Professor Hartmut Gülker, Mhmood Yahya und Ammar Ghouzi wollen Geld für Syrien sammeln. Davon wollen sie ausrangierte Krankenwagen kaufen
Wuppertal. Der Syrer Mohammed Ghouzi war viele Jahre Chirurg am Wuppertaler Herzzentrum. Fünf Jahre lang hatte er an der Wittensteinstraße eine Praxis. Vor einem Jahr ist Ghouzi in Aleppo vermutlich vom syrischen Geheimdienst verschleppt worden. Er habe sich, so sein Sohn Ammar, zu oft kritisch zur Regierung geäußert. „Seitdem haben wir kein Lebenszeichen von ihm. Das ist ein absolut schwieriger emotionaler Zustand für meine Familie und mich. Wir hoffen, dass wir ihn noch einmal wiedersehen“, sagt der 37-Jährige.
Der Bürgerkrieg in Syrien zerstört seit zwei Jahren ein ganzes Land. Nicht mehr nur zuschauen, sondern den Menschen helfen, will Ammar Ghouzi zusammen mit dem Wuppertaler Kardiologen Professor Hartmut Gülker sowie dem gebürtigen Syrer Mhmood Yahya. Mit einer Spendenaktion wollen sie Geld sammeln, um die medizinische Versorgung vor Ort zu unterstützen. „Das ganze Land liegt in Asche. Fast jede syrische Familie hat Angehörige verloren und den tausenden Verletzten kann nicht geholfen werden“, sagt Ghouzi — der in Wuppertal aufgewachsen ist und am Herzzentrum als Arzt praktiziert. Auch Hartmut Gülker, ehemaliger Leiter des Herzzentrums am Arrenberg, ist fassungslos. „Das ist ein permanentes Drama in Syrien. Täglich werden hunderte Menschen getötet und dreimal so viele verletzt“, sagt er.
Da viele Krankenhäuser in Syrien zerstört wurden und dadurch die medizinische Versorgung so gut wie zusammengebrochen ist, sollen von dem Geld ausrangierte Krankenwagen und weiteres medizinisches Material gekauft werden. Mhmood Yahya, der mit seiner Familie in Wuppertal lebt, hat vor einem Monat bereits zwei Krankenwagen organisiert und nach Syrien bringen lassen.
Doch es geht ihm um noch weit mehr. „Durch unsere Spendenaktion soll auch eine Brücke geschlagen werden, zwischen Syrien und Deutschland“, erklärt Yahya.
Die zwei Krankenwagen reichen bei weitem noch nicht aus. Weitere Wagen werden, so Yahya, in Städten wie Aleppo, Damaskus oder Rakka dringend gebraucht. Die Kosten für einen gebrauchten Krankenwagen — die zwischen 250 000 und 300 000 Kilometer gelaufen sind, aber weiterhin gewartet werden — liegen bei rund 8000 Euro. Ein Spendenkonto ist über den Verein „Tuisa“, der sich schon seit Jahren in Syrien engagiert, bereits eingerichtet.
Über das Ausmaß der bisher geflossenen Hilfen aus Deutschland ist Hartmut Gülker allerdings verärgert. „Das regt mich schon ein bisschen auf, wie wenig Hilfsaktionen es für Syrien insgesamt gibt“, sagt Gülker. Die dramatischen Zustände dort seien in Deutschland viel zu wenig präsent. „Das dürfen wir nicht einfach so ausblenden. Die Menschen dort brauchen dringend unsere Hilfe“, so der Herzspezialist weiter.
Die finanzielle Hilfe aus Deutschland soll aber nicht nur Syrern das Leben retten. Für Ammar Ghouzi können Spenden mehr erreichen. „Wir wollen den Menschen in unserem Heimatland die Würde wieder zurückgeben. Die ist nämlich auch verloren gegangen“, sagt Ghouzi.