Hilfsangebot Krankenkasse bildet Pflege-Guides für das Bergische Städtedreieck aus

29.500 Menschen sind laut AOK im Bergischen Städtedreieck pflegebedürftig. Sogenannte „Pflege-Guides“ sollen nun Angehörigen mit Rat und Tat zu Seite stehen.

Referentin Ursula Bolg (vorne links) übergibt Teilnehmer Ralf Herke sein Zertifikat.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Wir sind ja an der Quelle“, bemerkt Christiane Otto von der AOK und meint das Angebot rund um die Pflege Angehöriger. Selbst dann, so die Beobachtung der Regionaldirektorin Rheinland/Hamburg im Bergischen Land, sei der Überblick oft schwer. Ein Mittel zur Abhilfe: So genannte „Pflege-Guides“ in Unternehmen. Zwölf Teilnehmende durchliefen jetzt eine Qualifizierung dazu mit Abschluss im AOK-Haus an der Bundesallee.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Anliegen, das heute als Wunsch weit verbreitet ist. Meist ist damit bekanntlich gemeint, wie junge Eltern, vor allem Mütter unterstützt werden können, um Arbeit und Kind gut in Einklang zu bringen. Doch neben dem Nachwuchs kann auch die Situation älterer Familienmitglieder beruflich vor Herausforderungen stellen.

Rund 29.500 Menschen sind laut AOK in Wuppertal, Solingen und Remscheid zur Zeit pflegebedürftig - und über die Hälfte werden zu Hause ausschließlich von Angehörigen betreut.

Guides sollen Orientierung geben

Aus allen drei bergischen Großstädten kommen denn auch die Menschen, die sich über die bergische AOK-Vertretung nun ausbilden ließen. Ansprechpartner für Kollegen sollen sie sein, Orientierung geben, wenn diese erleben, dass Vater oder Mutter Hilfe brauchen – vielleicht intensiv, auch zeitlich, und womöglich ganz plötzlich. Denn sie stehen nicht nur vor der zuvor oft nicht bedachten Situation eines Pflegefalls, sondern auch vor vielen Unklarheiten.

Für Rechtliches und Finanzielles, zumindest was den Abgleich mit der Berufstätigkeit angeht, sollen die neuen „Guides“ nun direkt im Unternehmen ansprechbar sein.

Eine von ihnen ist Britta Käbe, die insofern kein ganz gewöhnliches Beispiel ist, weil sie selbst bei der AOK arbeitet und generell betriebliche Gesundheitsförderung organisiert. „Es sind aber Leute aus ganz verschiedenen Berufen dabei“, erzählt sie über ihre Mitstreiter, die nun über drei Termine hinweg informiert und ausgebildet wurden. Eine Personalabteilung gehört demnach ebenso zu deren Hintergründen wie auch etwa eine Bäckerei. Denn es ist ja wahr: Pflegebedarf kann jeden treffen.

Nachdem die zwei ersten Module pandemiebedingt online stattfanden, ging es im letzten Teil nun vor Ort weiter. Was auch sehr sinnvoll scheint, denn nun standen Rollenspiele auf dem Programm: Einer oder eine pro Gruppe mimte den Angehörigen, eine zweite den „Guide“, der auf den Kollegen einging und die Erläuterungen gab, die dieser nun unerwartet brauchte. Das geht wohl per Bildschirm kaum so gut – im Ernstfall sitzt man sich ja auch real im Betrieb gegenüber.

Adressat für Fragen sein werden die zwölf übrigens zudem für die Firmenchefs: Auch für diese lauern ja Schwierigkeiten, wenn auf eine fest eingeplante Mitarbeiterin plötzlich daheim ganz andere Aufgaben warten. „Unser Ziel ist, bei der Gestaltung von pflegefreundlichen Arbeitsbedingungen zu helfen“, formuliert Christiane Otto zur Motivation der Ausbildung.

Neue Fragen für viele Beteiligte

Zwar soll man sicher nicht vergessen, wer im Pflegefall zu allererst betroffen ist und vor persönlichen Schwierigkeiten steht: der oder die zu Pflegende selbst. Darauf folgen aber neue Fragen für viele Beteiligte - im Personalteam wie auch an der Spitze und in jedem Beruf. Die teilnehmenden Betriebe haben dazu jetzt einen neuen Anlaufpunkt.