Tiktokerin romantisiert die Stadt „Ich will zeigen, wie schön Wuppertal sein kann“

Wuppertal · Latifa veröffentlicht auf TikTok Videos von den ästhetischsten Orten der Stadt.

Alles, was Latifa braucht, um eins ihrer Videos zu drehen, ist ihr Handy.

Foto: Kevin Bertelt

„Tag acht, an dem ich Wuppertal romantisiere, damit die Stadt mich endlich einstellt, um ihr Image zu verbessern, denn sie brauchen ernsthafte Hilfe“ - so lautet der Titel eines Videos, das Latifa auf der Social Media-Plattform TikTok veröffentlicht hat. Unter dem Benutzernamen „ladylatii“ zeigt sie regelmäßig in kurzen Clips, wie schön die Stadt im Bergischen sein kann.

Latifa ist 28 Jahre alt, wurde in Tunesien geboren. Für ihr Wirtschaftsmathematik-Studium zog sie vor sieben Jahren nach Deutschland. „Ich war zunächst in Freiburg, dann in Marburg und in Köln. Jetzt in Wuppertal“, erzählt sie. Während Latifa in Köln lebte, besuchte sie Freunde in Wuppertal. „Ich wusste zu dem Zeitpunkt eigentlich nichts über die Stadt“, erinnert sie sich. „Als ich hier war, fand ich es so schön, dass ich herziehen wollte. Ich war zu dem Zeitpunkt auf der Suche nach etwas Neuem.“ Köln war ihr zu groß, die Menschenmassen überforderten sie.

Vor anderthalb Jahren zog sie ins Tal. „Ich habe in den vergangenen Monaten viel Besuch bekommen. Meine Mutter, meine Freundinnen, alle sind überrascht, wie schön es hier ist“, schwärmt die Studentin. „Sie finden es sehr niedlich hier, es ist nicht so hektisch, aber man ist trotzdem schnell in Düsseldorf und Köln.“

In Tunesien erstellte Latifa bereits für ein Familienunternehmen Inhalte für dessen Social Media-Konten. Mit Beginn ihres Studiums, fing sie an, Videos auf Youtube zu posten. Darin sprach sie darüber, wie es ist, als Ausländerin in Deutschland zu studieren. „Die Videos haben viel Zeit in Anspruch genommen. Für eins brauchte ich sechs bis sieben Stunden“, berichtet Latifa. In den vergangnen Jahren arbeitete sie für die Marketing-Abteilung des Stromanbieters „Yellow Strom“. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, betont sie.

Anfang 2023 entschied sie sich dazu, einen eigenen TikTok-Kanal zu erstellen. „Ich liebe Social Media“, schwärmt die Tunesierin. Sie erklärt, dass es zwei Arten von Videos gibt, die Menschen auf TikTok veröffentlichen. Einmal seien es Videos, die mit hochwertigen Kameras aufgenommen werden, bei denen vorher ein Konzept ausgearbeitet wurde und die den Anspruch haben, möglichst professionell zu wirken. Diese Videos nennen sich „High Productions“. Das Gegenteil davon sind sogenannte „Low Productions“: Videos, die spontan aufgenommen werden und möglichst authentisch, ehrlich und transparent sein sollen. „Diese Aspekte sind sehr wichtig. Ich habe immer wieder gesehen, wie viele Menschen das falsch machen. Ich war jedoch der Meinung, bevor ich über andere urteilen kann, es selber besser machen muss“, so Latifa. „Ich habe außerdem einige Freundinnen in Deutschland, die Influencerinnen sind. Bei ihnen habe ich gesehen, wie Social Media ihr Leben zum besseren beeinflusst hat.“

Mehr als 15 000 Follower und 2,5 Millionen Likes

In ihren Videos zeigt Latifa die schönsten Ecken Wuppertals und romantisiert die Stadt, wie sie es nennt. „Die Videos bekommen die meisten Klicks. Sie immer wieder zu erstellen, ist also eine datenbasierte Entscheidung. Es ist eine Nische, die in Wuppertal bisher nicht gefüllt wird, dabei gibt es viele schöne Ecken, die man zeigen kann“, findet sie. Mittlerweile hat sie auf ihrem Kanal schon 15 500 Follower. Ihre Videos haben insgesamt 2,5 Millionen Gefällt-mir-Angaben bekommen.

Ursprünglich gab es einen anderen Auslöser, aufgrund dessen Latifa mit den Videos über Wuppertal angefangen hat. „Auf Social Media wird Wuppertal oftmals schlecht dargestellt. Man sieht Unfälle, Verbrechen. Die Videos gehen viral und jeder sieht nur das Schlechte von Wuppertal“, bedauert sie. „Diese Konzentration auf die schlechten Nachrichten finde ich schrecklich, denn so ist es hier gar nicht. Deshalb will ich mit meinen Videos zeigen, wie Wuppertal wirklich sein kann. Natürlich überspitze ich es, aber jeder Ort braucht ein wenig Romantik.“

Für eins dieser Videos, braucht „ladylatii“ im Schnitt zwanzig Minuten. „Ich drehe sie meistens spontan, da wo ich halt gerade bin. Ich sehe etwas und denke, das sieht schön aus. Dann hole ich mein Handy raus und filme es“, erzählt sie. Die Aufnahmen schneidet sie dann zusammen und legt Musik drunter. Vor einigen Wochen postete sie ein Video, in dem sie eine Straße in Wuppertal zeigte: „Da bekam ich Kommentare wie: ,In welchem Wuppertal lebst du denn?‘ Und ich dachte mir, das ist alles Wuppertal. Ihr müsst nur mal rausgehen und richtig hinschauen. Dann könnt ihr viel Schönes sehen.“