Im Auftrag des Christkinds - Paketboten im Weihnachtsstress

Vor Heiligabend herrscht bei Paketzustellern Ausnahmezustand — so auch in der DHL-Verteilbasis am Kleeblatt.

Südstadt. Ein kurzer Blick, und Jörg Mickenheim weiß: „Das Paket kommt bestimmt von Oma.“ Das verrät ihm das Geschenkpapier, mit dem der braune Pappkarton liebvoll umwickelt ist. Mickenheim leitet die DHL-Zustellbasis in der einstigen Hauptpost am Kleeblatt und hatte schon tausende Pakete in der Hand. Um die Weihnachtszeit sind darunter auch immer eingepackte Exemplare — wie das von „Oma Ingeborg“ aus Berlin mit Rentieren und Sternen.

13.000 Pakete sind allein am Dienstag an Wuppertaler Haushalte und Geschäfte verteilt worden. Kurz vor Heiligabend sind die stärksten Tage des Jahres. „Momentan haben wir 6000 bis 7000 Sendungen täglich mehr als sonst“, sagt Mickenheim. Die gehen an 65 Bezirke raus — aufgeteilt wird nach Sendemengen, mal ist ein Bote nur für vier Straßen zuständig, mal für acht oder mehr.

Markus Bußmann ist Herr über den Bezirk 141, zu dem die Berghauser Straße, die Oberheidter Straße und viele kleine Nebenstraßen gehören. Ein Paket nach dem nächsten wandert von dem Rollbehälter auf seinen Transporter — bis zu 300 verteilt er jetzt täglich. Jedes einzelne registriert Bußmann mit einem Scanner. „Ich bin seit 19 Jahren dabei“, sagt er — der Scanner piepst kurz, dann räumt er ein schmales, längliches Paket ein — vielleicht ein Golfschläger für den Ehemann.

Bevor Markus Bußmann seinen Transporter für die Auslieferung beladen kann, kommen alle Pakete erst einmal in das Paketzentrum nach Hagen — ganz egal, ob sie von Hamburg nach Wuppertal gehen oder nur innerhalb von Wuppertal verschickt werden. 33 solcher Paketzentren hat die DHL-Mutter Deutsche Post deutschlandweit. In Hagen laufen die Pakete über ein Förderband — derzeit 28.000 pro Stunde. Ein Computer sortiert sie dann nach ihrer Zieladresse. Morgens um vier Uhr kommt schließlich der erste Lastwagen mit Sendungen am Kleeblatt in der Südstadt an.

Jörg Mickenheim schaut nervös auf seine Uhr: halb neun — und der letzte von 13 Lastwagen ist noch nicht da. „Ich habe schon ein kleinen Schock bekommen, als ich heute Morgen den Schnee gesehen habe“, sagt Mickenheim. Im vergangenen Jahr kam es aufgrund des Wetterchaos zu Verzögerungen. Bei einigen Kunden lagen deshalb keine Weihnachtspakete unterm Baum. „Das war furchtbar“, sagt er. In diesem Jahr soll es nicht dazu kommen. Schneeketten und Schaufeln liegen in jedem Transporter. Garantieren kann Mickenheim eine rechtzeitige Lieferung aber nicht. „Pakete, die bis Donnerstag, 12 Uhr, abgegeben wurden, kommen noch rechtzeitig“ — wenn das Wetter mitspielt.

Der letzte Lkw aus Hagen hat es doch noch geschafft. Um 8.45 Uhr fährt er an das Tor zum Ausladen. Viele der Pakete tragen Namen bekannter Online-Händler. „Seit rund zwei Jahren gibt es im Online-Versand einen regelrechten Boom“, erklärt Post-Sprecher Dieter Pietruck. Die Post verbucht durch den Versandhandel einen Zuwachs im zweistelligen Bereich.

Auch in Wuppertal sind die Auswirkungen deutlich zu merken. „In drei, vier Jahren wird was passieren. Die Kapazität am Kleeblatt reicht nicht mehr aus“, sagt Mickenheim. Dann könnte eine komplett neue Zustellbasis gebaut werden. In den nächsten Tagen kommen die Pakete aber weiterhin vom Kleeblatt. Ob mit oder ohne Geschenkpapier.