Wuppertal Im Offenen Ganztag fehlen Geld und Räume für die Betreuung
Wuppertaler Wohlfahrtsverbände beteiligen sich an landesweiter Kampagne zur Verbesserung der OGS.
Wuppertal. Wenn es wie in der vergangenen Woche regnet, wird es in vielen Offenen Ganztagsschulen (OGS) eng. „Bei schlechtem Wetter haben wir ein Problem“, sagt Christiane Durst-Regneri, die für die Caritas das Nachmittagsangebot an fünf Wuppertaler Schulen koordiniert. „An einer Schule haben wir für drei OGS-Gruppen, also 75 Kinder, einen Betreuungsraum“, schildert Durst-Regneri die Situation. Dazu komme ein Mensaraum, in dem in Etappen gegessen wird und ein Bewegungsraum, in dem maximal zehn Kinder Platz haben.
Gerade bei schlechtem Wetter sei es zu eng und zu laut. „Mit dem was an Räumen vorhanden ist, müssen wir auskommen“, sagt auch Bärbel Hillger von der Ogata e.V. Die Schulen seien nicht dafür ausgelegt, dass sich Kinder dort acht Stunden aufhalten. Es gebe keine Räume, die dem Tagesablauf der Kinder gerecht würden. „In einer unserer Schulen findet alles in der Aula statt“, sagt Hillger. Erst wird dort gegessen, dann Hausaufgaben gemacht und anschließend finden die Angebote statt. „Wenn es Fisch zum Mittagessen gegeben hat, muss man den Geruch erst einmal aus dem Raum rauskriegen.“
Die Stadt bestätigt, dass es durch die Inklusion und die Seiteneinsteiger-Klassen für Flüchtlinge Konkurrenz um Räume gibt. Auch auf den Schulhöfen gibt es nach Ansicht von Frank Gottsmann Verbesserungsbedarf. Der Geschäftsführer der Awo Wuppertal berichtet, dass es stark von der Eigeninitiative der Schule abhänge, wie die Schulhöfe gestaltet sind, damit sich Kinder dort länger als in den Pausen aufhalten können. Als positives Beispiel nennt er die OGS Mercklinghausstraße, wo es eine Kletterwand und einen gemeinsamen Treffpunkt gibt.
Es fehlt nicht nur an Räumen, sondern auch an Geld. Damit sich an dem Zustand etwas ändert, haben die Freien Wohlfahrtsverbände eine landesweite Kampagne unter dem Motto „Gute OGS darf keine Glücksache sein!“ gestartet. 80 Prozent der OGS werden von freien Wohlfahrtsverbänden wie der Awo, der Caritas, der Diakonie oder dem Paritätische Wohlfahrtsverband getragen. Sie organisieren das Nachmittagsprogramm für die Grundschüler, die von 11.30 bis 16 Uhr betreut werden.
Wie gut das Angebot in der OGS ist, hängt davon ab, wie viel Geld eine Stadt hat. Jede Kommune bekommt vom Land die gleiche Summe in Höhe von 744 Euro pro Kind und Jahr. Dazu muss sie den Betrag von 435 Euro aufbringen. Je nach finanzieller Situation geben die Städte einen freiwilligen Eigenanteil dazu. In Wuppertal sind es knapp 450 Euro pro Kind und Jahr.
Mehr Geld heißt: bessere Personalausstattung und mehr Angebote für die Schüler. „Die finanzielle Ausstattung für die OGS in Wuppertal ist bescheiden“, sagt Durst-Regneri. Jährlich stehen pro OGS-Gruppe 46 972 Euro zur Verfügung. Aus diesen Mitteln wird hauptsächlich Personal bezahlt. Die Personalkosten seien hoch, da die Caritas nach Tarif bezahle. Der Fachkräftemangel und Teilzeitstellen machen es den Trägern zudem schwer, pädagogisches Personal zu finden.
„Das Land hat bei der Einführung der OGS einen Fehler gemacht“, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn. Dabei sei ein staatliches System mit der Jugendhilfe kombiniert worden. Es wäre besser gewesen, beides in staatlicher Hand zu lassen und Klassen mit und ohne Ganztagsbetreuung anzubieten. Die Stadt will das Betreuungsangebot der OGS von bisher 35 auf 50 Prozent ausbauen, um der Nachfrage der Eltern gerecht zu werden.
Im kommenden Schuljahr sollen elf neue Gruppen für 275 Kinder geschaffen werden. Bislang gibt es in Wuppertal 4400 OGS-Plätze verteilt auf 176 Gruppen. Die Freien Wohlfahrtsverbände fordern vom Land NRW eine bessere Finanzierung und Ausstattung mit Räumen für die OGS. Außerdem sollen einheitliche Standards für den Offenen Ganztag geschaffen werden. Damit es für die Schüler keine Glückssache bleibt, ob sie in Remscheid, Wuppertal oder Monheim zur Schule gehen.