Immobilienpreise Corona-Monopoly: Eine halbe Million für ein normales Einfamilienhaus

Wuppertal · Die Preise für Wuppertaler Immobilien sind stark gestiegen. Eigentumswohnungen haben in den allermeisten Fällen mehr als 300 000 Euro gekostet.

Wer sein Haus zum Verkauf stellt, sollte wissen, wie viel die Immobilie wert ist. Foto: Markus Scholz/dpa-tmn

Foto: dpa-tmn/Markus Scholz

Die Preise für Immobilien sind auch 2020 und trotz der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Das hat der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in der Stadt Wuppertal am Donnerstag berichtet. Die Ausschuss-Vorsitzende Ricarda Baltz präsentierte die Immobilienmarkt-Entwicklung für das Jahr 2020 mit dem Immobilien-Makler Frank Müller.

Demnach sind die Preise weiter deutlich gestiegen. Baltz und Müller sparten denn auch nicht mit Superlativen – Begriffe wie „historisch“, „wahnsinnig hoch“, „enorme Summen“ fielen. Das Jahr 2020 folgt damit der Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. Die Daten basierten auf realen Kaufverträgen, die der Ausschuss von den Notaren erhalte, erklärte Baltz. Sie und Müller haben die Segmente aufgeschlüsselt. Die Preise für Einfamilienhäuser sind demnach allein von 2019 bis 2020 je nach Alter der Immobilie um sechs bis zehn Prozent gestiegen.

Die meisten Wohnungen kosten mehr als 300 000 Euro

Im Schnitt wurde 2020 für ein Haus in guter Lage mit 150 Quadratmetern Wohnfläche und 750 Quadratmetern Grundstück ein Preis von 475 000 Euro gezahlt. Etwa 45 Prozent der Käufe in allen Lagen bewegten sich zwischen 300 000 und 500 000 Euro. Gerade die Verkäufe bis zu einer halben Million Euro seien „stark angestiegen“, sagte Baltz. „Die Käufer haben sich nicht gescheut, viel Geld auszugeben.“ Im Zeitraum von zehn Jahren sind die Preise abhängig vom Alter der Immobilie um 55 bis 63 Prozent gestiegen.

Doppelhaushälften und Reihenhäuser lagen zwischen 280 000 und 390 000 Euro. Baltz sprach von einer Zunahme hochpreisiger Immobilien auch in diesem Segment. Im vergangenen Jahr stiegen die Preise um 12 bis 17 Prozent. „Das ist wahnsinnig hoch“, sagte Baltz. Sie sprach von einem historischen Anstieg. Makler Müller erklärte aber, dass er angesichts der demografischen Entwicklung nicht davon ausgeht, dass gerade die Reihenhauspreise langfristig weiter stiegen. Die Preise seien „nicht mehr gerechtfertigt“, sagte er. Auch Doppelhaushälften und Reihenhäuser sind in den vergangenen zehn Jahren um 55 bis 65 Prozent teurer geworden.

Bei Eigentumswohnungen – dem größten Markt – sind die Preise in den vergangenen zehn Jahren den Daten zufolge um 7,5 Prozent für gebrauchte und 6,2 Prozent für Neubauten gestiegen auf 1440 Euro beziehungsweise 3410 Euro je Quadratmeter. 70 Prozent der Käufe 2020 lagen über 300 000 Euro, 20 Prozent gar über 400 000 Euro. Baltz sagte, das seien „enorme Summen“.

Insgesamt ist die Anzahl der Kaufverträge leicht gesunken. Die meisten Käufe betreffen Eigentumswohnungen, dann folgen Ein- und Mehrfamilienhäuser und zuletzt unbebaute Grundstücke. Insgesamt wurden 944 Millionen Euro Umsatz gemacht – 75 Millionen weniger als im Rekordjahr 2019.

Die Zeit der Schnäppchen
ist vorbei

Die Zeit der Schnäppchen – etwa bei Zwangsversteigerungen – sei vorbei, sagte Baltz. Auch die versteigerten Immobilien seien meist deutlich über Marktwert verkauft worden. Die Gründe liegen weiter auf der Hand – Müller erklärte, sie liegen in einer guten Konjunktur und Arbeitsplatzsicherheit begründet, im Bevölkerungszuwachs in Wuppertal und einem nicht ausreichenden Angebot bei Mietwohnungen. „Wer keine Mietwohnung findet, fängt an, sich nach Kaufimmobilien umzusehen“, sagt er. Zudem bilde der Immobilienmarkt die Aktienentwicklung nach, mit Zeitverzögerung.

Die Gefahr einer Blase sehe er aber nicht, da die Preise mit den – moderaten – Steigerungen der Bestandsmieten und den Steigerungen der Neuvermietungen zusammenliefen. Gleichwohl merkte er an, dass die Mieten in Wuppertal zu niedrig seien. Ein Punkt, der auch etwa im Städteranking der Wirtschaftswoche immer wieder ein Malus für Wuppertal ist und vom Eigentümerverband Haus und Grund regelmäßig angeprangert wird. Aber Stadt und Mieter betrachten die Mieten eher als Faktor, der den Bürgern zugutekommt.

Die Frage, ob Käufer eher aus dem Umland kommen, lässt sich noch nicht beantworten. Käufer aus dem Umland gebe es, sagte Baltz. Wie viele es seien, werde noch aufgeschlüsselt. Er erklärte, die Nachfrage nach Eigenheimen sei gerade wegen der häufigeren Nutzung des Homeoffice gestiegen.

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte ist eine Einrichtung des Landes und von der Stadt weisungsunabhängig.