Bilder erzählen Stadtgeschichte Auf Erkundungstour im Langerfelder Wasserstollen

Wuppertal · Experten untersuchen in Langerfeld wie es plötzlich zu den massiven Schäden an einer Reihe von Häusern kommen konnte. Vor 35 Jahren stieg WZ-Fotograf Kurt Keil in einen Tunnel ein, der tief unter den Hedtberg in Wuppertal führt.

Kurt Keil (l.) und Eberhard Hasenclever im Wasserstollen am Hedtberg.

Foto: WZ/Kurt Keil

Seit Tagen sind Experten der Bezirksregierung Arnsberg damit beschäftigt, die Ursachen für die massiven Schäden an einer Reihe von Häusern an der Straße Beyeröhde in Langerfeld zu ermitteln. Vieles deutet darauf hin, dass ein unentdeckt gebliebener Wasserrohrbruch der Auslöser war. Bergbauliche Schäden schließen die Spezialisten aus, aber sie halten es für möglich, dass Hohlräume durch den früheren Bergbau in Langerfeld oder die Beschaffenheit des Kalksteins dazu beigetragen haben, dass das Wasser den Untergrund ausgehöhlt hat.

Die Langerfelder Unterwelt hat allerdings noch mehr Geheimnisse zu bieten. Die Aufzeichnungen über Wasserleitungen in der Langerfelder Unterwelt reichen bis ins Jahr 1734 zurück. Das vom Hedtberg fließende Wasser wurde zunächst über Holzleitungen zu drei Fontänen in Langerfeld geleitet. Der Ort litt seit altersher unter Wassermangel. 1866 begann die Gemeinde auf Vorschlag von Wilhelm Hedtmann, Wasserstollen in den Hedtberg zu treiben, weil der Bedarf der Bevölkerung und der Fabriken wuchs. Hedtmann erwarb sich den Namen eines „Wasserkönigs“ und soll das Stollensystem bis zur Schwelmer Grenze ausgebaut haben. Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever bezweifelt allerdings, dass die Wasserstollen so weit reichten. „Belege dafür gibt es nicht“, sagt er.

Im Herbst 1993 stiegen der Bezirksbürgermeister Hasenclever (damals Bezirksvorsteher), der frühere Stadt-Geologe Dr. Sauer und der langjährige WZ-Fotograf Kurt Keil an der Thielestraße in den Untergrund. Mühsam arbeiteten sie sich in einem nur ein Meter hohen Ziegelsteintunnel vor, wo Menschen im Zweiten Weltkrieg Schutz vor den Bomben gesucht haben. Reste der Sitzbänke waren noch vorhanden.

Kriechen konnte man nicht, denn durch den Tunnel lief ein 20 Zentimeter hoher bergklarer Bach. 200 Meter weit stießen sie vor, bis die Erkundung an einer massiven Eisentür endete. „Aus allen Ritzen der Tür drang Wasser heraus, man konnte also ahnen, welch enormer Wasserdruck auf die eiserne Sperre drückte. Meine Begleiter wollten mir ausführliche Erklärungen und fachmännische Ausführungen geben, ich wollte schnell wieder ans Tageslicht“, erinnert sich Kurt Keil. Das mulmige Gefühl war begründet, denn Teile der Ziegelsteine hingen recht lose im Gemäuer. Die Eingänge zum Tunnel sind schon lange dicht – nicht alle Geheimnisse im Langerfelder Untergrund sind gelüftet.