Zahlen über NRW-Durchschnitt In Wuppertal verläuft fast jede zehnte Infektion mit Covid-19 tödlich
Wuppertal · Wuppertal hat eine der höchsten Mortalitätsraten in NRW. Die Caritas beziffert Zahl der Todesfälle im Augustinusstift alleine auf 24 - erst nach umfangreichen Tests ist die Lage nun unter Kontrolle.
In Wuppertal sind bis Dienstag 873 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus Covid-19 gemeldet worden. In 76 Fällen endete die Infektion tödlich, 620 Personen sind genesen. Somit ergibt sich für Wuppertal eine Letalitätsquote beziehungsweise ein Verstorbenen-Anteil von 8,7 Prozent. Ein statistischer Wert, der nach Angaben des Landesgesundheitsamtes deutlich höher liegt als im Landesdurchschnitt von etwa 4,1 Prozent. Wuppertal zählt somit neben den Landkreisen Heinsberg und Steinfurt sowie der Städteregion Aachen und der Stadt Köln in Bezug auf die Sterblichkeit infizierter Menschen zu den am stärksten betroffenen Kreisen und kreisfreien Städten in NRW.
Warum sind in Wuppertal so viele Menschen mit einem Covid-19-Befund gestorben? Mit der Beantwortung dieser Frage tut sich die Stadt schwer. Zumal Städte wie Dortmund (sechs gemeldete Todesfälle), Düsseldorf (27) oder Bielefeld (3) deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegen.
Am Sonntag, 29. März, bestätigte die Stadt den ersten Todesfall in Wuppertal. Die Zahl stieg im April deutlich an, als sich im Augustinusstift das Virus Covid-19 unter den Bewohnern ausbreitete. Nach Angaben des Caritasverbandes wurden am 16./17. April erstmals alle Bewohner des Heimes auf Covid-19 getestet. Zu diesem Zeitpunkt lagen bereits erste Todesfälle im Heim vor. Der Einrichtungsleiter habe die Erfordernis von Tests zunächst telefonisch und dann am 7. und 11. April schriftlich an das Gesundheitsamt der Stadt herangetragen. Auch die Mitarbeiter seien erst nach mehrfachem Ersuchen am 16./17. April getestet worden.
Nach den Tests konnte die Heimleitung die räumliche Trennung der gesunden von den infizierten Bewohnern vornehmen. Diese Schutzmaßnahme hat inzwischen zu einer Entspannung der Lage im Augustinusstift geführt. Mit Stand Dienstag waren drei Bewohnerinnen und Bewohner im Caritas-Altenzentrum Augustinusstift Covid-19-positiv. 81 erhielten ein negatives Ergebnis.
Hätte die Stadt Wuppertal früher Bewohner und Mitarbeiter testen müssen? Sozialdezernent Stefan Kühn sagt, dass die Bundesbehörde lange einen anderen Kurs verfolgt habe. Dies hatte auch Johannes Slawig, Leiter des Krisenstabs, so erklärt, als er auf die bundesweite Häufung von Todesfällen in Altenheimen von der WZ angesprochen wurde. Die Experten des RKI ordneten an, die Tests zunächst auf Personen mit Symptomen oder mit einem nachgewiesenen Kontakt zu Infizierten zu konzentrieren.
Eine Woche vor dem Kurswechsel der Bundesbehörde wich die Stadt Wuppertal von dem Kurs des RKI ab und führte am 16./17. April die von der Heimleitung des Altenheims Im Ostersiepen erbetenen Tests prophylaktisch durch. Die Stadt habe nicht zu spät reagiert, so Stefan Kühn. Die Schuld beim Robert-Koch-Instituts zu suchen, hält er ebenfalls nicht für opportun, da den Wissenschaftlern ein Lernprozess in der Krise zugestanden werden müsse.
Alle Bewohner im Augustinusstift wurden inzwischen getestet
Wie der Caritasverband Wuppertal/Solingen am Dienstag mitteilte, seien seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie 24 Bewohnerinnen und Bewohner des Altenzentrums Augustinusstift mit einem Covid-19-Befund gestorben. Auf Anfrage der WZ berichtet das Landesgesundheitsamt von 27 Todesfällen und insgesamt 97 Erkrankten in einer Wuppertaler Einrichtung. Der Caritasverband hält an seiner Darstellung fest. Die Sterbefälle seien wie die der Infizierten täglich dem Gesundheitsamt Wuppertal gemeldet worden.
„In Wuppertal hat es in zwei Einrichtungen, einem Altenheim und einer geriatrischen Reha-Klinik mit 14 Todesfällen eine Häufung gegeben. Rechnet man diese Fälle aus der Statistik heraus, würde Wuppertal bei der Letalitätsquote knapp unter dem Landesdurchschnitt liegen“, sagt Melanie Pothmann, Sprecherin des Landesgesundheitsamtes. Eine Stadt wie Dortmund liege vermutlich auch deshalb aktuell am unteren Ende der Skala, weil von dort keine Fälle von Masseninfektionen wie in Wuppertal aus Altenheimen gemeldet seien.
„Es könnte einen Zusammenhang geben, wie oft eine Stadt testet. Wuppertal testet sehr viel, auch bei den Verstorbenen“, sagt Stefan Kühn. Er habe beobachtet, dass in einigen Ruhrgebietsstädten wie Duisburg die Zahl der Todesfälle in den vergangenen sieben Tagen – anders als in Wuppertal – wieder angestiegen sei. Seine Vermutung: Über kurz oder lang werden sich die Werte angleichen.