Erinnerungskultur Nach Kritik an den Kosten: Investitionen in den Wuppertaler Lern- und Gedenkort Kemna sind Investitionen in die Zukunft

Wuppertal · Erinnerungen, die sich ins Herz brennen.

Das ehemalige KZ Kemna in Wuppertal.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Mit Unverständnis hat der Vorsitzende des Kulturausschusses, Rolf Köster, CDU, kritisiert, dass ein Ratsmitglied angesichts der städtischen Co-Finanzierung des Lern- und Gedenkorts Kemna die dadurch entstehenden Kosten beanstandet. „Was anderes als Freude darüber, dass dieses Projekt der Erinnerungskultur vom evangelischen Kirchenkreis realisiert wird und Dank dafür, dass die Stadt einen Beitrag dazu leistet, ist nicht angebracht, so Köster zur Begründung des gemeinsamen Antrags der Fraktionen von CDU, SPD, Bündnis ’90, Die Grünen, FDP und die Linke.

Köster wies darauf hin, dass seit Beginn der Erinnerungskultur in der Bundesrepublik Deutschland diese stets auch Gegenstand von Kritik war. Angefangen von dem Historikerstreit (1986), der Friedenspreisrede von Martin Walser (1998), den Frankfurter NS-Prozess (1993), selbst bis hin zu dem Kniefall von Kanzler Willy Brandt vor dem Warschauer Getto wurden immer wieder Stimmen laut „einen Schlussstrich“ forderten. „Wer sich mit infamen Äußerungen konfrontiert sieht, in denen die 12 Jahre Nationalsozialismus mit einem „Fliegenschiss“ in der Geschichte“ verglichen wird, weiß dass die Erinnerungskultur absolut notwendig ist. „So Köster“.

Gleichzeit wies er darauf hin, dass es heute eine Zäsur gibt, weil irgendwann die letzten Überlebenden auch von Kemna, gestorben seien werden und viele gerade junge Menschen keine Zeitzeugen mehr kennen, so dass das Geschehene emotional in weite Ferne rutscht. Deswegen können wir so dankbar sein, dass durch diese Initiative des Kirchenkreises und der Stadt, einen Ort entsteht, wo das grauenhafte Geschehen lebendig und erfahrbar bleibt. Wir brauchen Orte der Erinnerung, die „sich ins Herz brennen“, so der Publizist Navid Kermani, weil es für künftige Generationen noch wichtiger sein wird, mit eigenen Augen Orte zu sehen, an denen die Humanität in Deutschland zu Grabe getragen wurde. „Jeder Cent, der dort hinein investiert wird, ist eine Investition in unsere Zukunft“, so Köster abschließend.

(Red)