Systemausfall Massiver IT-Ausfall bei der Stadt Wuppertal: Was wir zu der Störung wissen

Update | Wuppertal · Eine Störung im Rechenzentrum der Stadt Wuppertal hat fast alle städtischen Dienste lahmgelegt – mit teils erheblichen Auswirkungen. Was bisher zu dem Ausfall bekannt ist.

Ein weitreichender Server-Ausfall in Wuppertal legte in der Nacht die halbe Stadtverwaltung flach. (Symbolbild)

Foto: dpa/Matthias Balk

Am Freitag war die Stadtverwaltung von einer massiven Störung der Computer- und Telefonanlage betroffen. Das hatte Auswirkungen auf den Bürgerservice: Jobcenter, Einwohnermeldeamt und Bürgerbüros waren am Vormittag weder telefonisch noch per Mail erreichbar. Das Bergische Servicecenter konnte nicht angerufen werden, was auch Auswirkungen auf die Nachbarstädte Solingen und Remscheid hatte, die ebenfalls dort angeschlossen sind. Auch die Leitstelle der Feuerwehr konnte unter der normalen Telefonnummer nicht erreicht werden, der Notruf 112 funktionierte jedoch wie gewohnt.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz veröffentlichte am Freitagmorgen vorsorglich eine Warnmeldung und bat darum, den Notruf von Feuerwehr und Polizei nicht durch Nachfragen zu blockieren. Die Warn-Apps Nina und Katwarn schlugen ebenfalls Alarm.

Am Wochenende wird gearbeitet, um das Problem zu beheben

Viele Termine bei der Stadt und den einzelnen Ämtern mussten ausfallen, da die Angestellten nicht auf das System zugreifen konnten. Reine Beratungstermine konnten allerdings stattfinden. Im Engelshaus und im Wuppertaler Zoo wurden kurzerhand wieder manuelle Kassen eingesetzt. Auch Trauungen fanden statt, allerdings ohne dass die Urkunden ausgedruckt werden konnten.

Wo möglich, sei Bürgerinnen und Bürgern abgesagt worden, sagt Stadtdirektor Stefan Kühn. Aber es hätten natürlich auch Menschen vor den Türen gestanden. „Es wurden auch Anträge händisch aufgenommen, zum Beispiel im Haus der Integration“, berichtet er. Diese würden kommende Woche ins System eingegeben.

Die Ursache für das Server-Problem ist nach wie vor unklar. Auch ob es sich um ein internes Problem oder möglicherweise um die Folge eines Hackerangriffs handelt. Nach Angaben von Kühn sind einige physische Bauteile ausgetauscht worden, „das dürfte uns der Lösung näherbringen“. Warum diese kaputt gingen, sei aber nicht klar. Einen Hackerangriff schloss die Stadt zwar nicht aus. Es gebe aber auch keine konkreten Anzeichen dafür, sagte Dezernent Arno Minas. Der Krisenstab sei nicht einberufen worden, der Leiter stimmte sich jedoch mehrfach am Freitag mit Stadtdirektor Stefan Kühn und Oberbürgermeister Uwe Schneidewind ab.

Der Ausfall ereignete sich laut Kühn kurz vor Mitternacht. Ab etwa zwei Uhr in der Nacht seien auch die Techniker des zuständigen Unternehmens vor Ort gewesen und hätten mit Hochdruck daran gearbeitet, die Systeme wieder in Gang zu bringen. Ab Mittag konnte die Stadt die Systeme langsam wieder hochfahren. Ab etwa 13 Uhr waren die städtischen Rufnummern wieder eingeschränkt erreichbar, der Mailserver soll folgen.

Stefan Kühn erklärte, dass ein erstes Umschalten auf den Ersatzserver reibungslos geklappt habe, dann aber die Rückkehr auf den Hauptserver nicht. Deshalb wurde zunächst auf dem Ersatzserver gearbeitet, um das System und alle Geräte sorgfältig prüfen zu können. „Es wird jetzt das Wochenende durchgearbeitet“, kündigt Kühn an. „Unser Ziel ist, dass Montag alles wieder funktioniert.“

IHK ist Monate nach einem Angriff fast wieder im Normalbetrieb

Die Bergische Industrie- und Handelskammer hatte Anfang August 2022 einen großen Systemausfall – und spürt die Folgen immer noch. Ursache war in diesem Fall ein Hackerangriff auf den Server der IHK, betroffen waren Standorte deutschlandweit. Die Internetseite wurde vom Netz genommen, sämtlicher Mailverkehr eingestellt. „Die Bergische IHK hat Glück, dass die Telefonanlage funktioniert. Das ist nicht bei allen Stellen der Fall“, erklärte Hauptgeschäftsführer Michael Wenge damals. Wie lange es dauern werde, bis auf den Servern der IHK wieder alles wie gewohnt laufe, war kurz nach dem Angriff noch nicht abzusehen. „Vielleicht Stunden bis wenige Tage“, hoffte Wenge seinerzeit.

Nun, ein gutes halbes Jahr später, sagt Thomas Wängler, Sprecher der Bergischen IHK, dass die Arbeit zu 90 bis 95 Prozent wieder normal möglich sei. „Die gröbsten Dinge sind behoben, wir sind seit einiger Zeit wieder halbwegs im Normalbetrieb.“ Die Kammer sei stark getroffen worden, der Aufwand sei groß gewesen.

Auch die Bergische Universität wurde im Juli 2022 Opfer eines Hacker-Angriffs, erhebliche Teile der IT-Infrastruktur waren das Ziel. Immer mehr Institutionen und Unternehmen im Bergischen Land seien betroffen, sagte Wolfgang Straßer, Geschäftsführer des Leichlinger IT-Spezialisten @-yet, das bei Angriffen hilft: „In den vergangenen drei, dreieinhalb Jahren ist das dramatisch angestiegen.“ Bundesweit entstehe ein Schaden von rund 220 Milliarden Euro für die Wirtschaft.

(Red)