Der Karnevalswagen-Künstler zeigt in seinem Suchbild „die Seele der Stadt in der Summe aller Einzelteile“ Jacques Tilly lässt es vor Wuppertaler Höhepunkten wimmeln

Wuppertal · Der berühmte Karnevalswagenbau-Künstler hat auf seinem Suchbild zahlreiche Persönlichkeiten und Sehenswürdigkeiten versteckt.

Michael Kozinowski stellt das Wimmelbild vor, das es ab sofort in der Buchhandlung v. Mackensen zu kaufen gibt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Gebäude, Kultur, Stadtgeschichte, Prominente, Sport, alles, was dazugehört in einem Bild unterzubringen, das war schon eine Herausforderung“, sagte Jacques Tilly, der bekannte Karnevalswagenbau-Künstler, Bildhauer und Kommunikationsdesigner. Wuppertal als Wimmelbild hat er illustriert.

Die Theorie, dass Vohwinkel von Fuchswinkel komme, ist bildlich mit dem tierischen Genossen dargestellt. Der Mirker Bahnhof „Utopiastadt“ ist zu sehen. Die Bergische Kaffeetafel, bei der die „Dröppelminna“ bei Waffeln mit Sahne und Kirschen nicht fehlen darf, ist auf einer Picknickdecke entlang der Wupper serviert. Das „Kuhler Viadukt“ mit Radler, Läufer und Skater darauf ist festgehalten. Abgebildet ist der „lange Tisch“, an dem alle fünf Jahre die Vereinigung der Städte Barmen und Elberfeld zum heutigen Wuppertal gefeiert wird. „Wo ist das Denkmal ‚Huschhusch‘, wo ist der ‚Zuckerfritz, wo ist die ‚Mina Knallenfalls‘, es musste alles dabei sein“, sagte Tilly. Auch topologisch sollte es stimmen, dass das Opernhaus wirklich in Barmen liegt und nicht in Elberfeld. Verschiedene Persönlichkeiten sind zu finden, wie Else Lasker-Schüler, Regisseur Tom Tykwer, Christoph Maria Herbst, Rita Süssmuth, Johannes Rau, Tony Cragg oder auch August von der Heydt.

Über Wochen recherchierte Tilly zur Stadt und ihrer Geschichte. „Erstmal habe ich mir Bücher gekauft zu Wuppertal, wie es sich selbst darstellt, was für die Stadt wichtig ist“, erzählte er, „welche Sehenswürdigkeiten gibt es, welches Ranking haben die Gebäude.“ Freunde aus Wuppertal hat er zu Insidern befragt. „Die haben mir Sachen gesagt, die weiß sonst natürlich kein Mensch“, gab er Einblicke in seinen Schaffensprozess, „das war mir wichtig, dass man Leute hat, die einem die ganz persönliche Note der Stadt nochmal nahebringen.“

Jacques Tilly hat sich mit Wuppertal befasst.

Foto: dpa/A3730/_Federico Gambarini

Er hat eigene Akzente gesetzt. Eine Karnevalshochburg ist Wuppertal nicht, Karneval spielt aber dennoch eine Rolle im Bild. „Wupp-Di-Ka“ ruft das Prinzenpaar neben der Stadthalle. „Pina Bausch ist für mich bedeutsamer als Engels. Sie hat eine kolossale Größe, die überregional ausstrahlt aus Wuppertal“, gab er ein weiteres Beispiel. „Ich habe auch manche Sachen nicht gemacht, wie den Bismarckturm auf der Hardtanlage“, erklärte Tilly. An anderer Stelle ergänzt er: Eine Karikatur vom Schweizer Karl Barth ist seitlich an der Gemarkerkirche zu sehen. „Er ist zwar kein Wuppertaler, hat aber die Barmer Theologische Erklärung hauptsächlich verfasst, wo die bekennende Kirche sich versammelt hat, um ein Statement gegen die nationalsozialistische Vereinnahmung und gegen die nationalsozialistische Rassenpolitik zu verabschieden. Das war mir wichtig“, hob er hervor.

Viele wüssten gar nicht, was es in ihrer Stadt alles gibt. „Man kennt vielleicht die wichtigsten Gebäude, es gibt bestimmt einige, die noch nie im Theater am Engelsgarten waren oder im Museum der Frühindustrialisierung“, machte er aufmerksam.

„Also ich musste bei einer Sache auch nachgucken“, gestand Michael Kozinowski, Inhaber der Buchhandlung Klaus v. Mackensen, in der das Wimmelbild zu kaufen ist. Dass die beiden Häuser neben dem Engelshaus einen bestimmten Namen tragen, wusste er zum Beispiel noch nicht: Haus Röhrig und Haus Barthels. „Oder Helene Weber, das wissen wahrscheinlich auch die wenigsten, dass sie aus Wuppertal kommt, eine der ersten Frauenrechtlerinnen im letzten Jahrhundert.“

Das war auch der Grund beziehungsweise die Idee dahinter, weshalb die Illustration entstand – im Rahmen eines Kalenders für das Land NRW 2019: Das Wimmelbild soll den ganzen Reichtum und die Facetten einer Stadt aufzeigen und für ein stärkeres Selbstbewusstsein sorgen. „Ich habe versucht, die Seele der Stadt zu finden in der Summe aller Einzelteile“, erklärte Jacques Tilly.

In der Buchhandlung Klaus v. Mackensen ist das Wuppertal-Wimmelbild auf Leinwand und als Acrylbild mit Alurahmen erhältlich. Auch Masken, die Jacques Tilly entworfen hat, sind dort zu finden, auf denen der Karnevalsvirus dem Coronavirus die lange Nase macht.