Veranstaltung Performancefestival bringt Künstler und Stadt wieder zusammen

Kulturbüro organisiert fünftägige Veranstaltung im Juni als Beitrag zum Beuys-Jahr. Wuppertaler Teilnehmer stehen fest.

Zum 100. Geburtstag des Künstlers Joseph Beuys im Jahr 2021 plant das Land Nordrhein-Westfalen viele Veranstaltungen. Wuppertal setzt dabei eigene Akzente. 

Foto: dpa/Dürrwald

Im Lockdown erscheinen Kulturveranstaltungen wie utopische Relikte fast vergessener Zeiten. Dennoch werden sie gerade jetzt geplant und vorbereitet. Die Zeit ist da und erforderlich, genauso wie der Blick nach vorn. Ein solches Vorhaben ist das Performancefestival „Die Unendlichkeit des Augenblicks - Aufführungskünste nach Beuys“, das vom 2. bis 6. Juni erstmals stattfinden soll und derzeit immer konkretere Formen annimmt. Ein Wuppertaler Beitrag zum gerade begonnenen Beuys-Jahr, das des berühmten Performancekünstlers (1921 in Krefeld bis 1986 in Düsseldorf) gedenkt, der 2021 hundert Jahre alt geworden wäre. Und das den Begriff der Performance mit einer Stadt verknüpfen will, die wie kaum eine andere dazu passe, weil er „aus Wuppertal heraus gewachsen ist und nicht aufgepfropft werden muss“, ist sich Bettina Paust sicher. Die Leiterin des Kulturbüros und langjährige Künstlerische Direktorin des Museums Schloss Moyland organisiert mit ihrem Team das Festival.

Performancegedanke
passt sehr gut zu Wuppertal

Drei Säulen tragen das Festival, das nicht einfach Beuys nachspielen, sondern die Aktualität von Denken und Werk demonstrieren soll: Da sind zum einen Wuppertaler Künstler, die sich mit wichtigen Aspekten im Beuys’schen Schaffen auseinandersetzen. Im Oktober lief die Bewerbungsfrist ab, 13 Projekte lagen der dreiköpfigen Jury aus Bettina Paust, der Professorin für Theorie und Geschichte des Theaters an der Universität der Künste Berlin, Barbara Gronau, und der Kunsthistorikerin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Katharina Weisheit, vor. Ausgewählt und mit 5000 Euro versehen wurden fünf Projekte: „Fundamental-Akademie der Straße“ von der Mobilen Oase, „Registrierungsstelle für handhabbare Freiheit“ von Utopiastadt, „Etüde der Langsamkeit“ von Partita Radicale, „Wer im Glashaus sitzt“ vom Kollektiv ImpACT und „Ich bin Alle“ von Olaf Reitz und Andy Dino Iussa. Die Projekte greifen Aspekte wie Zeit, Natur oder Schmerz auf. Die von den gemeinwohl­orientierten Kollektiven eingereichten Vorhaben beschäftigen sich mit dem Beuys-Gedanken, dass jeder Mensch durch seine Kreativität auf gesellschaftliche Dinge positiv einwirken kann. Paust betont: „In Wuppertal gibt es ein Verständnis, dass Kunst in die Stadtgesellschaft wirken kann, Kunst und Kultur wichtige Motoren für die Stadtgesellschaft sind.“

Und weil dem so ist, besteht eine weitere Festivalsäule aus einem wissenschaftlichen Programm. Roter Faden dabei soll Beuys’ Begriff der sozialen Plastik sein, was davon für die gesellschaftliche Entwicklung – im Hinblick auf Gemeinwohl, Klimakrise oder Kapitalismuskritik etwa – wichtig ist. Geplant werden mindestens fünf, auf die Festivaltage verteilte Podiumsdiskussionen, die unter verschiedene thematische Überschriften gestellt werden.

Säule Nummer drei sind acht eingeladene Künstler beziehungsweise Künstlerkollektive: Showcase Beat le Mot mit „Cooking in Beuys (Arbeitstitel)“, Rimini Protokoll mit „Feast of Food“, Jackson Pollock Bar mit „Der Hang zum Gesamtkunstwerk“, Bazon Brock mit „Horizontbegehung“, deufert/plischke mit „I still like Erica and Erica still likes me“, Pia Janssen mit „Die Stimme der Stadt“, Raimund Hoghe mit einem Projekt sowie Jens Heitjohann und Julia Krause mit „I like the digital“.

Wo die Aufführungen zu sehen sein sollen, steht noch nicht fest. Locations sind angefragt, möglich sind Theater und Museen oder Galerien, Ladenlokale oder Bahnhöfe, ehemalige Fabrikhallen oder Rathäuser. Die fünf Tage Anfang Juni sind gesetzt, auch die filmische Dokumentation und inhaltliche Auswertung der Diskussionen. Wegen der Corona-Krise werden grundsätzlich die AHA-Regeln und Hygieneschutzmaßnahmen mitgedacht, aber auch digitale Alternativen überlegt.

Wegen Corona werden auch digitale Alternativen mitgedacht

„Wir sind optimistisch“, sagt Bettina Paust und freut sich auf das als Pilotprojekt gedachte Festival, das mehr sein will als die zuletzt 2017 an zehn Orten in der Stadt gefeierte Performancenacht. Vielmehr alle zwei Jahre „Wuppertal zum Experimentierfeld für performative Kunst“ machen will, wie es auf der Kulturbürowebseite heißt. Die Beschäftigung mit Performance auf verschiedene Art und mit verschiedenen Künstlern könne für Wuppertals kulturelle Strahlkraft bedeutsam werden, hofft Paust.