Jetzt erst recht bei der SPD: Bell gibt sich kämpferisch

WZ-Interview: SPD-Chef Dietmar Bell können Wahlschlappen offenbar nicht schrecken.

Herr Bell, die SPD hat bei der Europa-Wahl bundesweit gerade einmal 20 Prozent eingefahren. Das ist katastrophal, die Stimmung in der Partei am Boden. Sie sind Spitzenkandidat der SPD in Wuppertal. Ist Ihnen da nicht die Lust auf die anstehenden Wahlkämpfe vergangen?

Dietmar Bell: Im Gegenteil. Ich freue mich auf den Kommunalwahlkampf. Wir werden ab Montag für eine Menge Überraschungen in Wuppertal sorgen und einen jungen, online-gestützten Wahlkampf mit einem jungen und kreativen Team führen. Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Wochen - und äußerst zuversichtlich, was unser Wahlergebnis betrifft.

Ganz einfach, weil es die von Ihnen unterstellte Depression in der Partei nicht gibt. Davon konnte sich jeder beim Bundesparteitag letzte Woche überzeugen. Das Wahlergebnis ist für die SPD eine Herausforderung. Für uns in Wuppertal war die Europawahl nicht befriedigend, aber auch keine Katastrophe. Deshalb können wir realistisch davon ausgehen, unser Wahlziel zu erreichen.

Stärkste Fraktion im Rat zu werden und mit Dietmar Bell den Oberbürgermeister zu stellen.

Allerdings, wir rechnen mit einem deutlichen Zuwachs gegenüber der Kommunalwahl 2004. Was die Direktwahl betrifft: Ich trete mit einem deutlich anderen Profil als Peter Jung an. Der Amtsinhaber versteht sich ausschließlich als Repräsentant. In der wirtschaftlichen Situation der Stadt ist mir das zu wenig.

Unterschätzen Sie die Dynamik im Wahlkampf nicht. Auch bei der Bundestagswahl 2004 hatten wir eine Situation, in der die Medien die SPD bereits abgeschrieben hatten. Und dann haben wir ein denkbar knappes Ergebnis erzielt.

Die SPD wird in den nächsten Wochen bundesweit zulegen. Und wir werden in Wuppertal diesen Trend noch toppen. Fünf Prozent über dem Bundesergebnis sind durchaus drin.

Die Tatsache, dass wir in Wuppertal gut aufgestellt sind und das richtige Programm für die Stadt haben.

Im Unterschied zum Bund können wir in Wuppertal aber sehr klar herausstellen, wer für die Erfolge in der Kooperation mit der CDU verantwortlich ist - nämlich wir. Ich erinnere nur an den gelungenen Stadtwerke-Umbau. Der trägt ganz klar unsere Handschrift. Damit haben wir bewiesen, dass die SPD die richtigen Rezepte für den wirtschaftlichen Strukturwandel hat. Und das wird mir auch von den Menschen gespiegelt.

Das wird sich nach der Wahl zeigen. Entscheidend wird sein, mit welcher Ratsfraktion wir eine gute Politik machen können.

Ja.

Steinmeier hat eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht. Er hat mich überzeugt.