Schwerpunkte bei Sprachförderung, Alltagshilfen und Fahrradinitiative Zehn Jahre Flüchtlingshilfe Wuppertal West: Viel zu tun im Sinn der Integration
Wuppertal · Sie gehörte 2015 zu den ersten Gruppen im Stadtgebiet, die sich anlässlich des damaligen Bürgerkriegs in Syrien für die Unterstützung von Asylbewerbern engagierten.
Die Flüchtlingshilfe Wuppertal-West hat seitdem ihre Arbeit kontinuierlich fortgesetzt. Unabhängig davon, welche Rolle das Thema Migration in der öffentlichen Wahrnehmung spielte, sind die Ehrenamtler in den vergangenen zehn Jahren immer aktiv geblieben. Dabei gab es zwar je nach Bedarf unterschiedliche Schwerpunkte. Der Kernansatz der Initiative ist aber gleichgeblieben: Die konkrete Integration von geflüchteten Menschen vor Ort.
„Das ist nach wie vor unser Ziel“, erklärt Sprecher Wolfgang Kaiser. Ein wichtiger Aspekt bleibe die Sprachförderung. Die Flüchtlingshilfe bietet mehrere Deutschkurse für unterschiedliche Altersgruppen an. Einen davon leitet Georg Schroeder. Der pensionierte Lehrer ist wie die meisten seiner langjährigen Mitstreiter von Anfang an dabei. „Sprache ist der Schlüssel für den Zugang zu einer Gesellschaft“, findet er. Der Bedarf sei immer noch groß, ebenso wie die Motivation seiner Teilnehmer. Ihm mache die ehrenamtliche Arbeit deshalb großen Spaß. „Am Ende hilft es allen, wenn die Menschen gut integriert sind“, bringt Schroeder es auf den Punkt.
Beschaffung von
Lernmaterialien für die Kinder
Auch die Bildungsarbeit für geflüchtete Kinder wird von der Initiative unterstützt. Dabei kooperiert sie mit der Stadt. Im Jugendhaus Vohwinkel-Mitte bietet das Kommunale Integrationszentrum (KI) im Ressort Zuwanderung und Integration Überbrückungskurse für Kinder an, die noch keinen Schulplatz gefunden haben. Dabei kümmert sich die Flüchtlingshilfe unter anderem um die Beschaffung von Lernmaterialien und organisatorische Fragen. „Angesichts der begrenzten Zahl an Schulplätzen und des wachsenden Bedarfs sind diese Kurse enorm wichtig für die Integrationsarbeit“, erläutert Koordinator Horst Andresen.
Zu den Helfern der ersten Stunde gehört auch Werner Schröder. Er organisierte früher ein Begegnungscafé in der Offenen Tür Höhe. „Das haben wir mangels Nachfrage eingestellt“, berichtet Schröder. Die Menschen seien inzwischen besser angekommen und weniger auf Hilfe angewiesen. Gleichwohl hat Schröder weiterhin ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der geflüchteten Menschen. „Wir bemühen uns dann immer, eine Lösung zu finden“, versichert er. Meist gehe es um kleinere Probleme des Alltags wie etwa die Begleitung von Arztbesuchen, Unterstützung bei Behördengängen oder die Organisation von Umzügen. „In solchen Fällen geht eine E-Mail an den Helferkreis und es finden sich fast immer zeitnah die richtigen Ansprechpartner“, sagt Werner Schröder.
Zahl der Radspenden
ist leicht zurückgegangen
Aktiv bleibt auch die Fahrrad-AG der Initiative. Sie macht gebrauchte Räder wieder flott und gibt sie an geflüchtete Menschen und Bedürftige weiter. An der Edith-Stein-Straße steht den Helfern dafür eine kleine Werkstatt zur Verfügung. Die Bilanz der letzten zehn Jahre kann sich sehen lassen. „Wir konnten insgesamt über 1200 Fahrräder abgeben“, berichtet Gerhard Schäfer von der Arbeitsgemeinschaft. „Zwar ist die Zahl der Radspenden etwas zurückgegangen, aber wir bekommen nach wie vor Angebote“, ergänzt sein Kollege Bernhard Stolte. Bei der Überholung der Räder würden sich auch die geflüchteten Menschen selbst beteiligen. Die AG kooperiert bei ihrer Arbeit mit der sozialen Initiative Wuppervital. In der letzten Märzwoche wollen die Ehrenamtler ihre Aktivitäten in der Werkstatt wieder aufnehmen.
Die Flüchtlingshilfe kann viele positive Beispiele für Integration nennen, bei denen ihre Arbeit Früchte getragen hat. „Wir haben etwa einen jungen Mann aus Afghanistan betreut, der erfolgreich eine Ausbildung in einem Garten- und Landschaftsunternehmen absolviert hat. Er hat jetzt sogar den Betrieb übernommen, nachdem der Inhaber in den Ruhestand gegangen ist“, berichtet Wolfgang Kaiser. Grundsätzlich habe sich die Situation im Stadtteil auch durch den Rückgang bei den Gemeinschaftsunterkünften entspannt. „Die meisten geflüchteten Menschen haben mittlerweile eine Wohnung gefunden“, so Kaiser.