Kultur Jetzt geht`s los mit dem Tanzzentrum
Die Stadt will nicht mehr auf den Bund warten. Der Rat soll im Dezember grünes Licht geben.
Die Zeit drängt, weil die Baukosten stetig steigen. Deshalb will die Stadt jetzt ernst machen mit dem Pina-Bausch-Zentrum an der Kluse. Im Dezember soll der Rat den städtischen Anteil an den Kosten und dem Architektenwettbewerb genehmigen. Das Tanzzentrum soll Wirklichkeit werden, zunächst ohne ständige Hilfe des Bundes. Der Versuch, den Bund mit 3,5 Millionen Euro jährlich an den Betriebskosten zu beteiligen, ist bisher gescheitert. Zahllose Gespräche und kaum weniger Briefe wurden nicht im Sinne der Stadt Wuppertal und des Landes beantwortet. Der Plan besteht, die gegenüber heute zusätzlichen Betriebskosten für das Tanzzentrum und Ensemble zu dritteln.
Aber Stadtdirektor Johannes Slawig (CDU) will dem Rat vorschlagen, nicht länger auf eine Zusage des Bundes zu warten. Stattdessen soll der Traum vom Tanzzentrum im denkmalgeschützten Schauspielhaus in abgespeckter Form wahr werden. „Ich bin sicher, dass sich auch mit Betriebskosten von sieben Millionen Euro ein ansprechendes Konzept realisieren lässt“, sagt Slawig. Dennoch würden Stadt und Land sich weiter um den dauerhaften Zuschuss des Bundes bemühen.
Vorgesehen ist, dass am Wupperufer neben dem Cinemaxx ein Begegnungszentrum entsteht, in dem der moderne Tanz seine Zukunft gestalten kann und gleichzeitig auf seine Geschichte trifft. Denn das Konzept sieht außer der Bühne und Proberäumen auch Platz für das Archiv über die Arbeit von Pina Bausch vor. Die 2009 im Alter von 69 Jahren gestorbene Choreographin aus Solingen gilt als Begründerin des modernen Tanzes. Ihre Arbeit und das Ensemble genießen immer noch Weltruf. Auftritte der Tänzerinnen und Tänzer in den Metropolen aller Kontinente sind regelmäßig ausverkauft.
Für NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) steht das Engagement des Landes für das Tanzzentrum deshalb außer Frage. „Pina Bausch ist sehr wahrscheinlich die deutsche Künstlerin, die weltweit am bekanntesten ist“, sagt die Ministerin.
Das Tanzzentrum soll in
sieben Jahren eröffnet werden
Aus diesem Grund sind die Stadt Wuppertal und das Land Nordrhein-Westfalen auch der Überzeugung, dass das Wuppertaler Tanztheater für die Kultur von nationaler Bedeutung ist und der Bund sich deshalb dauerhaft an den laufenden Kosten des Betriebes beteiligen soll. Bisher hat der lediglich eingewilligt, sich zur Hälfte an den Baukosten zu beteiligen. Die belaufen sich nach aktuellem Stand auf gut 70 Millionen Euro. Aber sie steigen mit jedem Monat um 200 000 Euro.
Der Baukostenindex führt denn auch dazu, dass Slawig und Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU) jetzt aufs Pedal treten. Die Zeit drängt. 2026 soll das Zentrum eröffnet werden. Bis dahin wird es aller Voraussicht nach noch einmal deutlich teurer geworden sein.
Den Ambitionen Wuppertals mit dem Tanzzentrum soll das allerdings keinen Abbruch tun. Auch mit lediglich sieben Millionen Euro Betriebskosten ist der Anspruch, dass weltweite Renommee des Theaters zu erhalten und dem Pina-Bausch-Archiv eine anspruchsvolle Heimstatt zu geben. Zwar räumt Slawig ein, dass es beispielsweise in der Personalplanung Abstriche zu machen gelte, aber am Bauwerk insgesamt soll sich nichts ändern.
„Das Wichtigste ist, dass die Konzeption in der Qualität umgesetzt werden kann, die von Anfang an geplant gewesen ist“, sagt Nocke. Insgesamt sei Wuppertal auf einem sehr guten Weg, dass „das Pina-Bausch-Zentrum die internationale Bedeutung haben wird, die wir uns vorstellen“.
Zentraler Punkt des Zentrums ist das Schauspielhaus. Das Gebäude des einstigen Stararchitekten Gerhard Graubner wurde 1966 eröffnet. Seit 2013 ist es geschlossen. Grund sind Mängel beim Brandschutz. Wegen seiner außergewöhnlichen Architektur wurde das Haus im Jahre 2000 unter Denkmalschutz gestellt. Als Mittelpunkt des Tanzzentrums hat es eine Zukunft.
Ob das auch für den Sopp’schen Pavillon gilt, der neben dem Schauspielhaus steht, lässt Stadtdirektor Slawig offen. Grundsätzlich sei vorgesehen, das ehemalige Tankstellengebäude in das Begegnungszentrum Wupperbogen zu integrieren. Der Pavillon steht seit etwa 20 Jahren auf der Liste der Baudenkmäler Wuppertals. Eine Rockmusik-Kneipe hat dort inzwischen ihre Adresse. »S. 16