Nachhilfe Jobcenter kürzt Zuschuss für Nachhilfe

Jahrelang seien zu hohe Sätze gezahlt worden. Die Reduzierung ruft auch Kritik hervor.

Das Jobcenter hat zum neuen Schuljahr die Zuschüsse für Einzelnachchhilfe gekürzt. Die stehen Kindern zu, deren Eltern Unterstützung vom Staat bekommen. Das ist im Bildungs- und Teilhabepaket geregelt. Nicht aber die Höhe der Zuschüsse. Das Jobcenter hat bisher für 45 Minuten bis zu 20 Euro gezahlt und für 90 Minuten bis zu 40 Euro. Das wurde jetzt auf 15 beziehungsweise 30 Euro gestutzt.

Andreas Kletzander, Sprecher des Jobcenters, erklärt das damit, dass man sich in den umliegenden Städten umgehört und festgestellt habe, dass man in Wuppertal etwa 40 Prozent mehr zahle als im Vergleich üblich.

Seit 2011 gibt es 60 Prozent
mehr Nachhilfeinstitute

Zudem solle durch die Förderung kein Ersatzunterricht bei Lehrern finanziert werden und kein neues Geschäftsfeld entstehen, lediglich das bestehende gestärkt werden. Das sei aber passiert. Denn seit Einführung des Pakets 2011 habe es eine Zunahme um 60 Prozent bei den gewerblichen Nachhilfeanbietern gegeben, so Kletzander. Heute gebe es 67 gewerbliche Nachhilfeinstitute in der Stadt, sagt er.

Kletzander kritisiert, dass viele der Anbieter automatisch den Höchstsatz für bezuschusste Kinder abrechneten. Geförderte Kinder zahlten dann mehr als nicht geförderte. Er sieht sich dadurch bestätigt, dass „alteingesessene weniger abrechnen als die neuen Anbieter“.

Bei einem Alteingesessenen trifft die Kürzung tatsächlich auf Verständnis. Marco Capra ist Inhaber der Scolino Nachhilfe und Schülerbetreuung. Er sagt, er sei durch die Kürzung nicht betroffen. Seine Preise lägen unter dem Höchstsatz - und seien für alle gleich. 40 Euro für eine Unterrichtsstunde finde er auch sehr hoch, gibt er Kletzander recht. Er kenne aber auch die andere Seite. Ein Bekannter habe sein Nachhilfeinstitut wegen der Kürzung gleich geschlossen.

Bei der Bergischen Nachhilfeschule sieht man das generell anders. Dort sagt man, es würden allein 500 Schüler – von 1000, die betreut werden – unter der Kürzung leiden. Denn man werde zu den neuen Sätzen keinen Einzelunterricht mehr anbieten können. Der finde bei der Schule durch qualifizierte Studenten statt, die 12 bis 14 Euro die Stunde bekämen. Es blieben also nur noch ein bis drei Euro für die Verwaltungsaufgaben. Das rechne sich nicht. Einzelunterricht soll es deswegen dort nur noch mit Zuzahlung geben.

Dass Wuppertal sich an den umliegenden Städten orientiert, versteht man dort nicht. „Dass andere weniger zahlen, ist doch kein Grund, dass Wuppertal schlechter werden muss“, heißt es. Bei der Einrichtung sieht man das als Sparen an der Qualität und den Kindern. Dort fordert man Qualitätskontrollen und mehr Differenzierung bei den Zuschüssen statt pauschaler Kürzungen.

Die Grünen haben bereits angekündigt, das Thema in den Ausschuss für Soziales, Familie und Gesundheit zu tragen, um sich die Gründe im politischen Rahmen erklären zu lassen.