Johann Dalk: Ein Altmeister an der Schere
Der Elberfelder Friseur wird am Donnerstag 90 Jahre alt. Bisweilen schneidet er noch selbst.
Wuppertal. Der Friseur - seit jeher Anlaufpunkt für die neuesten Gerüchte. Doch manch ein Vertreter dieser Zunft ist die Diskretion in Person. Zu letzteren gehört auch Johann Dalk - seit über 75 Jahren schneidet er Haare. Auch den Schopf mancher Berühmtheit hat er schon frisiert. Der WZ erzählt Dalk von einem Wuppertaler, der plötzlich im Fernsehen zu sehen war: "Von da an hat der sich ganz schön verrückt aufgeführt." Namen aber will Dalk nicht nennen. Da ist er von der alten Schule.
Am Donnerstag wird Johann Dalk 90 Jahre alt und hat sich aus dem aktiven Geschäft weitgehend zurückgezogen. Für eine besonders treue Kundin aber nimmt er Kamm und Schere noch zur Hand, wenn sie von ihrem spanischen Zweitwohnsitz nach Wuppertal kommt. Im Tal lässt sie seit beinahe 40 Jahren nur einen an ihr Haar: Johann Dalk.
Treu sei seine Kundschaft, erzählt der Frisier-Veteran. Viele ließen sich bereits in seinem ersten eigenen Salon in Vohwinkel von ihm frisieren. Den eröffnete Dalk im Jahre 1946. Von dort aus expandierte er nach Elberfeld, betrieb vier weitere Salons. 1980 eröffnete im City Center am Mäuerchen ist das einzig verbliebene Geschäft. Bis zu 20 Mitarbeiter beschäftigte Dalk einst, heute sind es neben seiner Ehefrau Ulrike nur noch zwei weitere Angestellte.
Anekdoten wissen sie alle zu berichten, tun es aber ungern. Das Ehepaar Dalk bleibt verschwiegen - sei es beim Banker in Führungsposition, der eine Auszeit auf dem Friseurstuhl nimmt, oder bei der Hausfrau, die sich aufführt wie eine Diva: Ihre Identitäten bleiben geschützt.
Nicht nur wegen seiner Diskretion ist Johann Dalk im Tal hoch geschätzt: Er galt als Meister der Ondulation, die er seit seiner Lehre 1935 beherrscht. 1960 wurde er so etwa Landesmeister im Preisfrisieren. Drei Jahre zuvor hatte Dalk in Paris bei einer Friseur-Weltmeisterschaft unter mehr als hundert Teilnehmern den 22.Platz errungen. Sein Meisterwerk aus dem Jahre 1957 steht heute noch im Salon. Es ist das Haar gewordene Wappen der Stadt Paris, das sich die Dame von Welt auf den Schopf setzen konnte. "Das war damals eine Sensation", erzählt Dalk voller Stolz.
Erst, als gegen Ende der 1960er Jahre die Fönfrisur in Mode kam, nahm der Kundenstrom in Dalks Salons nach und nach ab. Doch er blieb ein vielbeschäftigter Mann. Vor zwei Jahren überreichte ihm die Handwerkskammer Düsseldorf den Diamantenen Meisterbrief - bisher ist Dalk der einzige Friseur in Wuppertal, dem diese Ehre zuteil wurde. Sein runder Geburtstag wird am Donnerstag mit einem kleinen Umtrunk im Salon Dalk gefeiert. Am Arbeitsplatz - wo auch sonst?