Jugendamt will mehr Geld für die Offene Jugendarbeit

Die Träger fordern Anpassung der Zuschüsse. Die Verwaltung arbeitet an einem neuen Konzept mit zehn Prozent Erhöhung.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. „Lasst uns nicht vertrocknen!“ — eine Gießkanne mit dieser Aufforderung und ziemlich vertrocknete Haselzweige brachten rund 70 Kinder und Betreuer aus Jugendzentren vergangenen Dienstag in den Jugendhilfeausschuss mit. Sie wollten damit die Politik auf die sehr angespannte finanzielle Situation ihrer Häuser aufmerksam machen. Die Verwaltung arbeitet bereits an einem neuen Konzept, das für den Haushalt 2018/19 greifen soll — danach soll es dann 150 000 Euro mehr für die Offene Kinder- und Jugendarbeit geben.

Die Träger schlagen Alarm, weil die öffentlichen Zuschüsse zur offenen Kinder- und Jugendarbeit seit Jahren kaum erhöht wurden, während die Kosten stiegen — so stark, dass manche Offene Tür nach Aussage der Träger existenziell gefährdet sei.

44 Einrichtungen in Wuppertal öffnen nachmittags ihre Türen für Kinder und Jugendliche von 6 bis 21 Jahren, manche zwei Mal in der Woche, andere täglich. 17 sind städtisch, 27 haben freie Träger wie Kirchengemeinden oder den CVJM. Kinder und Jugendliche können ohne Anmeldung kommen, sich mit Gleichaltrigen treffen, Unterstützung bei den Hausaufgaben erhalten, Kicker oder Billard spielen, eine Playstation nutzen oder im Internet surfen, an Angeboten von Filmen bis Tanzen teilnehmen. Dazu kommen Ausflüge und Veranstaltungen.

„Wir bieten Freizeitgelegenheiten für null Euro“, erklärt Volker Vogeler, Sprecher der Freien Träger der offenen Jugendarbeit. „Möglichkeiten, die es nicht auf der Straße gibt“, so der kirchliche Leiter des Zentrums am Röttgen.

Die Kinder könnten selbst entscheiden, was sie machen, hätten die Möglichkeit, kreativ zu werden. Dabei gehe es auch darum, miteinander auszukommen. Das Angebot richte sich an alle Kinder und Jugendlichen, sei aber vor allem wichtig für die, die nicht in einem Verein verankert sind, nicht in die Musikschule gehen und von den Eltern keine Unterstützung bei den Hausaufgaben erhalten.

Marc Petschke, pädagogischer Leiter des CVJM Elberfeld, ist stolz darauf, dass in ihrem Jugendcafé und dem angeschlossenen Tonstudio die Mischung gelingt: „Wir haben hier den Abiturienten mit einem Top-Elternhaus ebenso wie das Gegenteil.“

Der Treffpunkt in der oberen Etage der Citykirche sei der einzige Anlaufpunkt für Jugendliche in der Innenstadt. Hier gibt es kostenlos Tee, hier können sie Zeit verbringen. Die Jugendlichen hätten ihnen mal gezeigt, wo sie sich aufhalten, wenn das Café geschlossen ist, berichtet Petschke. Die Plätze hätten ihm wenig gefallen.

In den Einrichtungen finden die Jugendlichen auch erwachsene Ansprechpartner, die weder Eltern noch Lehrer sind. Die können in schwierigen Situationen helfen: „Wir fangen auch Problemfälle auf“, so Vogeler. Dann gehe es um Kindeswohlgefährdung. Die Arbeit leisten hauptamtliche Mitarbeiter sowie zahlreiche Honorarkräfte, Praktikanten und Freiwilligendienstler.

1,4 Millionen Euro erhalten Wuppertals Freie Träger 2017 für die Offene Kinder- und Jugendarbeit, darin sind rund 310 000 Euro vom Land enthalten. Verteilt werden sie nach einem Schlüssel, der vor Jahren entstanden ist.

„Das ist eine gewachsene Struktur“, betont Jugendamtsleiter Dieter Verst. Den Trägern sei jeweils zugesichert worden, dass die Zuschüsse erhalten bleiben, erhöht wurden sie wegen der Haushaltslage nicht. Manche Träger stecken inzwischen wesentlich mehr Geld in den Betrieb der Einrichtungen als die vorgesehenen zehn Prozent.

„Das ist eine große Ungerechtigkeit“, findet auch Verst. Deshalb arbeite die Verwaltung gemeinsam mit den Trägern an einem neuen Schlüssel. Der soll sich am Personal in den Einrichtungen orientieren und einen Aufschlag von 15 bis 20 Prozent für die pädagogische Arbeit enthalten.

Dem muss die Politik noch zustimmen. Und eine Quelle für das zusätzliche Geld finden.