Jugendgewalt: Bewährungschance für brutales Rapper-Trio

Drei junge Wuppertaler wurden am Mittwoch vom Jugendschöffengericht verurteilt. Sie sollen einen Bekannten (14) gequält haben.

Wuppertal. Normal und harmlos. So wirken die drei jungen Leute - zwei junge Männer im Alter von 17 und 18 Jahren und ein Mädchen (15) -, die am Dienstagmorgen im Saal E 16 auf der Anklagebank Platz nehmen müssen. Als brutales Rapper-Trio haben sie für Schlagzeilen gesorgt. Von entsprechender Kleidung oder Gebahren ist an diesem Freitag allerdings wenig zu sehen. Der 17-Jährige steckt in einem dunklen Anzug, hat einen Binder um. Er sieht ein bisschen verkleidet aus, jedenfalls nicht wie eines seiner Rapper-Idole.

Kein Wunder: Für die drei geht es um viel. Laut Anklage haben sie im Frühjahr dieses Jahres einen 14-Jährigen aus ihrer Clique systematisch gequält - über Wochen. Gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung, sexueller Missbrauch wird den beiden mutmaßlichen Haupttätern vorgeworfen. Das Duo - laut Anklage bestärkt von der 15-Jährigen - beschloss irgendwann, die Szenen zu filmen und im Internet zu veröffentlichen.

Bei der Polizei sollen die drei Wuppertaler Geständnisse abgelegt haben. Die müssen sie jetzt vor Gericht wiederholen, damit sie eine Chance auf Bewährung bekommen. Schon nach wenigen Minuten steht fest: Es läuft gut für die drei. Wie erwartet schließt das Gericht die Öffentlichkeit von der Verhandlung aus. Über ihre Motive und ihre Vorgeschichte reden sie hinter verschlossenen Türen.

Die Gemütslage der jungen Menschen bleibt rätselhaft. Vorbestraft waren sie jedenfalls nicht. Das, was sie ihrem Opfer angetan haben sollen, war aber so schlimm, dass zumindest die beiden jungen Männer Monate in Untersuchungshaft verbrachten (die WZ berichtete). Das ist ungewöhnlich in Jugendstrafsachen, in denen nicht der Sühne- sondern der Erziehungsgedanke im Vordergrund steht.

Der 17-Jährige wurde vor einigen Wochen von der Haft verschont, mit der bemerkenswerten Auflage, sich außerhalb Wuppertals aufzuhalten. Das Motiv dahinter: Jeder Kontakt zur alten Clique wird von den Behörden als schädlich angesehen. Dem Vernehmen nach hält sich der 17-Jährige an die Vorgaben, lebt derzeit bei seiner Patentante außerhalb der Stadt, besucht ein Internat. Der mitangeklagte 18-Jährige blieb dagegen in U-Haft. Wie die WZ erfuhr, sollen die Quälereien exakt am Tag seines 18. Geburtstages begonnen haben. Dann brach sich eine unheilvolle Gruppendynmalik bahn. Der junge Wuppertaler ist bereits Familienvater. Wie geht so etwas mit wochenlangen Quälereien zusammen? Es bleiben eine Menge Fragen offen.

Doch wie erwartet geht das Verfahren für die drei jungen Leute glimpflich aus. Wie die WZ erfuhr, legen sie hinter verschlossenen Gerichtstüren Geständnisse ab, entschuldigen sich beim Opfer. So kommen die beiden 17- und 18-Jährigen mit eineinhalbjährigen Bewährungsstrafen davon. Auch der Haftbefehl gegen den 18-Jährigen wird aufgehoben. Er wird demnächst eine Therapie in Hessen beginnen, weit weg von seinem schädlichen Umfeld in Wuppertal. So will es das Gericht: Es soll unbedingt verhindert werden, dass sich die Angeklagten erneut zu einer Gruppe zusammenschließen. Wer sich nicht daran hält, muss wieder ins Gefängnis.

Das Urteil ist rechtskräftig.