Arbeitsmarkt Junge Frau aus Syrien findet in Wuppertal neue Heimat

Marah Alckanous floh aus Syrien und beginnt nun eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit.

Martin Klebe, Leiter der Arbeitsagentur, begrüßt Marah Alckanous in seinem Team. Foto: Agentur für Arbeit

Foto: WZ/Arbeitsagentur

Vor drei Jahren ist Marah Alckanous aus der syrischen Stadt Aleppo nach Deutschland geflohen. Ihre erste Anlaufstelle war Hamburg, dann zog sie nach Magdeburg, wo sie auf eine möglichst schnelle Bearbeitung ihres Asylantrags hoffen durfte. Wuppertals Wahrzeichen gab dann den Ausschlag bei der Wahl ihrer neuen zweiten Heimat in Deutschland. „Gemeinsam mit einer Freundin habe ich mir überlegt, wohin ich von Magdeburg aus gehen sollte. Wir hatten noch nichts von Wuppertal gehört, als wir dann aber Bilder von der Schwebebahn sahen, haben wir uns für Wuppertal entschieden“, sagt die 23-Jährige. Bereut habe sie ihre Wahl nicht, denn Wuppertal liege „mittendrin“ und von dort aus sei beispielsweise auch Düsseldorf schnell zu erreichen.

Die Arbeit im Supermarkt hat sie parallel zum Sprachkurs gemacht

Vieles hat die Syrerin in den vergangenen Monaten über Land und Leute gelernt. Ihre Sprachkenntnisse sind mittlerweile so gut, dass sie erfolgreich ein sechsmonatiges Praktikum bei der Agentur für Arbeit absolviert hat und am 1. September eine dreijährige Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarkt-Dienstleistungen beginnen konnte. In Wuppertal hatte sie zuvor in einem Supermarkt gearbeitet, um Fuß zu fassen. „Diese Arbeit hat mir neben meinem Sprachkurs geholfen, die deutsche Sprache zu erlernen. Vieles habe ich mir selbst über Filme im Fernsehen beigebracht“, sagt Marah Alckanous. Wobei es ihr inzwischen leichter fällt, in deutscher Sprache zu schreiben, als mündlich Sätze zu formulieren.

Als die junge Frau Aleppo verlassen musste, studierte sie an der dortigen Universität im dritten Semester Mathematik. Dass sie irgendwann an eine Universität zurückkehren wird, ist ihr Ziel. Zunächst einmal will sie sich aber auf ihre Ausbildung bei der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal konzentrieren, das in Theorie und Praxis weitere große Herausforderungen an Lernfähigkeit und Flexibilität mit sich bringt.

„Für uns sind Mitarbeiter sehr wertvoll, die die Sprache unserer Kunden sprechen und deren Kultur verstehen. Außerdem möchten wir Vorbild für die Unternehmen sein, Flüchtlinge einzustellen“, sagt Martin Klebe, Vorsitzendes Mitglied der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal. Wie in diesem Fall sei die betriebliche Einstellungsqualifizierung über ein sechsmonatiges Praktikum ein wichtiges Instrument, um einen Beruf kennenzulernen und gegenseitiges Vertrauen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber aufzubauen.

Das Praktikum schließt
Lücken und baut Vertrauen auf

Die betriebliche Einstellungsqualifizierung kann zum Beispiel auch von Jugendlichen in Anspruch genommen werden, die bisher keine Ausbildungsstelle gefunden haben. Das Praktikum dauert zwischen sechs und zwölf Monaten. Der Teilnehmer schließt mit dem Betrieb einen Praktikumsvertrag ab und ist sozialversichert. Der Betrieb zahlt eine monatliche Praktikumsvergütung und stellt ein Zeugnis aus. Weitere Informationen gibt es beim Berufsberater und im Jobcenter.

Für Marah Alckanous war das sechsmonatige Praktikum eine gute Gelegenheit, einzelne Stationen ihrer zukünftigen Ausbildungsstelle kennenzulernen. „Sie wird alle Stationen durchlaufen. Ein Großteil ihrer Arbeit wird im Kundenservice liegen“, sagt Martin Klebe. Die Anforderungen sind hoch, denn im theoretischen Teil muss sie sich grundlegende Kenntnisse der Sozialgesetzgebung aneignen. Und das ist auch ohne den Wechsel von dem arabischen auf unser Schreibsystem eine Herausforderung.

Marah Alckanous strahlt Zuversicht aus, dass sie auch diese Herausforderungen meistern wird. Im Ausbildungsverbund Solingen/Wuppertal, Düsseldorf, Krefeld und Mettmann erwies sich das Praktikum zur Ausbildung als Erfolgsmodell. Von 17 Teilnehmern mit einer vergleichbaren Geschichte wie der von Marah Alckanous werden 16 eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit anschließen. „Wir suchen händeringend nach Arbeitskräften“, sagt Martin Klebe und weist auf die vielfältigen Karrierechancen bei der Agentur für Mitarbeiter mit und ohne Studium hin.