Theater Junge Schauspieler im Proben-Endspurt
Wuppertal · Der Jugendclub „Junges Theater Wuppertal“ zeigt das Stück „Die Mitte der Welt“.
Eine Gruppe versammelt sich vor einer hölzern gerahmten Plexiglasscheibe, die Augen hinter 3D-Brillen aus weißer Pappe verborgen. „Jetzt kommt das Staffelfinale“, verkündet Barbara Büchmann gespannt und die Gestalten setzen sich, um die Personen hinter der Barriere eindringlich zu mustern. Der Jugendclub des Schauspiels Wuppertal befindet sich im Proben-Endspurt. Das neunköpfige Ensemble aus Nachwuchsschauspielern zwischen 16 und 22 präsentiert am Mittwoch- und Freitagabend ihre Interpretation von Andreas Steinhöfels Roman „Die Mitte der Welt“.
Die Familie des 17-jährigen Phil ist alles andere als normal. Das finden auch die „Jenseitigen“, die das Geschehen in ihrem ungewöhnlichen Heim beobachten – vor allem, als Phil sich in seinen neuen Mitschüler Nicholas verliebt. „Es geht um verschiedene Arten zu leben“, beschreibt das Ensemble die Handlung des Stücks. „Die Familie, die sehr frei ist, und das Spießbürgertum.“ Den Jugendlichen gefällt die Arbeit am Stück: „Ich finde schön, dass wir so viele Freiheiten haben“, sagt Victoria Di Bello, die Phils Schwester Dianne spielt. Unter der Leitung von Barbara Büchmann und Alexander Peiler haben sie den Romantext selbst bearbeitet, ihre Rollen ausgestaltet und Handlungsstränge gekürzt, die vom Kern der Geschichte abgelenkt hätten. Wer welche Rolle spielt, habe sich aus Parallelen zu den Darstellern wie von selbst ergeben. Anfangs wurde wöchentlich geprobt, inzwischen gehen die Probennachmittage bis in die späten Abendstunden hinein.
Die Homosexualität des Protagonisten wird in Steinhöfels Text nicht – wie in aktueller Jugendliteratur verbreitet – als besonders herausgestellt oder klischeehaft aufgearbeitet: „Im Grunde könnte Phil auch eine Freundin haben, das würde nichts am Stück ändern“, lobt Julius Scheil diese Herangehensweise. Auch Luca Völkel, der die Hauptfigur Phil mimt, betont, im Fokus stehe nicht das Coming Out, sondern die erste Liebe im Allgemeinen, die Familiensituation und die Reaktionen der Außenstehenden, die sich erst im Lauf des Stücks erklären: „Mit der Zeit merkt man, dass die Jenseitigen eigentlich Angst haben oder neidisch sind“, so Leticia Eichhorn. Denn was heißt es überhaupt, „anders“ zu sein? Alexander Peiler lobt die Professionalität, mit der das Junge Theater in dieser Konstellation bereits seit bald zwei Jahren arbeitet: „Du kannst die eigentlich alleine auf die Bühne schicken, die proben das auch alleine durch. Darauf sind wir sehr stolz!“
„Die Mitte der Welt“ wird am Mittwoch, 22. Mai, und Freitag, 24. Mai, jeweils um 19:30 Uhr im Theater am Engelsgarten gezeigt.