Schwarze Komödie Junges Theater Wuppertal führt „Dachlawine“ von Neil Simon auf

Barmen · Das Junge Theater Wuppertal hat sich eine Schwarze Komödie ausgesucht. Es wurde vor Publikum gespielt.

Nachwuchsschauspieler präsentieren Neil Simons „Die Dachlawine“ im Theater am Engelsgarten.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Würde Neil Simon (1927-2018) noch leben, könnte man, frau oder mensch ihn vor dem Hintergrund der aktuellen Identitätsdebatte vermutlich als „alten weißen Mann“ bezeichnen. Gleichwohl hat der US-amerikanische Dramatiker auch heutigen jungen Generationen noch etwas mitzuteilen. Das jedenfalls hat das Junge Theater Wuppertal mit seiner Aufführung des Stücks „Dachlawine“ deutlich gemacht. Am Donnerstag- und Freitagabend zeigten die sechs Nachwuchsschauspieler die schwarze Komödie im Theater am Engelsgarten. Angesichts sinkender Inzidenzzahlen waren sogar einige Zuschauer zugelassen.

Dass das junge Ensemble das Stück eines arrivierten Dramatikers aufführt, der für Komödien wie „Ein seltsames Paar“ oder „Barfuß im Park“ bekannt ist, hat einen einfachen Grund: Die Akteure fanden Interesse am Stoff. „Eigentlich waren wir auf der Suche nach dem Stück einer jungen Autorin. Das Stück von Neil Simon sollte nur zur Übung genutzt werden, aber dann fand die Gruppe es gut“, sagte die Leiterin des Jungen Theaters Wuppertal, Barbara Büchmann.

Vor etwa einem halben Jahr hatten die Proben begonnen. Die meiste Zeit musste per Video-Konferenz gearbeitet werden, erst in dieser Woche waren Proben in realer Theaterumgebung möglich. Sie sei „glücklich“, dass die Truppe nun die Chance bekomme, das Stück zumindest in kleinem Rahmen dem Publikum zu zeigen, betonte Büchmann.

Die Einschätzung ist verständlich. Die sechs Akteure (Ally, Helena, Leander, Luna, Moritz und Victoria) brachten das Drama um die Nöte des Ehepaares Melvin und Edna Edison aus New York mit so viel Dynamik und Spielfreude auf die Bühne, dass es schade gewesen wäre, es lediglich in einer Online-Variante im Internet zu versenden.

Zum Stück: Das Ehepaar Edison durchlebt eine Krise und fragt nach dem Sinn des Lebens. Gatte Melvin ist nicht nur ein ausgemachter Stadtneurotiker, sondern gerade auch seinen Job losgeworden. Und dann diese vielen nervigen Alltagsdinge: In Manhattan ist Hochsommer, die Nachbarn im Appartementhaus lärmen oder beschweren sich, die Klimaanlage rumort. Das Paar bewegt sich am Rande des Nervenzusammenbruchs oder darüber hinaus. Wahlweise ergeht sich Melvin in Gewaltfantasien darüber, wie sein verhasster Nachbar von einer Dachlawine aus Schnee verschüttet wird. Zudem schießen ihm Verschwörungsfantasien in den Kopf: „Glaubst du, dass das wirklich alles nur ein Zufall ist?“, fragt Melvin seine Angetraute. Er jedenfalls sieht eine „Verschwörung gegen mich“ und die ganze übrige Welt im Gange.

Und auch auf die Freunde und Verwandten ist kein Verlass. Die unterhalten sich zwar darüber, wie sie Mel am besten helfen könnten (ein Darlehen?), verlieren sich dann aber in den Schönheiten einer Power-Point-Präsentation und höchst spannenden Berechnungsformeln zur Höhe der finanziellen Unterstützung.