Polizist Torben Schwarzbach, heute 32, erkrankte 2019 zum ersten Mal an Krebs, als er in einer Hundertschaft tätig war. „Ich war extrem fit, da ich mich parallel auf ein Auswahlverfahren für die Spezialeinheiten vorbereitete. Plötzlich hatte ich Atemprobleme.“
Im CT fand man den Grund dafür: einen Tumor neben der Lunge, der diese zur Seite drückte, und viele vergrößerte Lymphknoten. Die Diagnose wurde durch eine Biopsie in der Achsel erhärtet: Hodgkin-Lymphom. Torben Schwarzbach erhielt vier Zyklen Chemo plus Bestrahlung. „Im Rückblick würde ich die Zeit als positiv bewerten“, sagt er heute. „Man merkt, worauf man sich verlassen kann: Freunde und Familie. Auch meine Kollegen und Vorgesetzten haben mich unterstützt.“
Nach der viermonatigen Behandlung bekam er eine Reha, speziell für junge Erwachsene bis 32. Dort ging es ihm sehr gut. „Ich war glücklich, das hat mir sehr geholfen.“ Insgesamt war er zehn Monate krankgeschrieben. Doch es dauerte, bis er wieder richtig fit war. „Ich bin bei Level ‚Minus zehn‘ gestartet“, berichtet der heutige Einsatztrainer und stellvertretende Gruppenführer. Aber ich wollte unbedingt an dem Punkt weitermachen, wo ich aussteigen musste.“
Doch zunächst musste er wieder mit den Arbeitszeiten und Herausforderungen in der Hundertschaft klarkommen, die er eigentlich liebte: „Das sind viel Wochenend-Dienste, bei denen man aber viel herumkommt, wie etwa zum G7-Gipfel in Elmau, lange Arbeitszeiten, die wenig planbar sind. Dafür hat man in der Woche viel frei. Zeit für Familie, Hobbys und Sport.“
Langsam wurde er wieder der Alte. Doch im Sommer 2023 der Schock: ein Rückfall des Hodgkin-Lymphoms wird entdeckt. Seine Frau ist zu dieser Zeit im sechsten Monat schwanger. Nach der OP zur Bestimmung des Tumors erhält er zwei Zyklen einer noch intensiveren Chemotherapie, geht dann nach Köln zur Eigenstammzellspende.
Dann kam der eigentliche Hammer: eine „Hochdosis“-Therapie, also die acht- bis zehnfache Menge Chemotherapie, danach eine Rückführung der eigenen Stammzellen, um diese Intervention überhaupt überleben zu können. Im Anschluss wurde er zurück nach Wuppertal verlegt, um sich dort von den Folgen dieser Behandlung zu erholen.
„Das war eine sehr belastende Chemo“, sagt Torben Schwarzbach. Seine Nieren versagten, der Körper habe sehr abgebaut. Diesen dramatischen Kampf kämpft der werdende Vater, während seine Frau allein die Schwangerschaft durchsteht, ihn laufend in Köln besucht. „Unser Sohn kam in der Nacht zur Welt, als ich entlassen wurde.“
Die ganze Behandlung hat nur dreieinhalb Monate gedauert, aber diese Zeit war sehr aufreibend: „Die Körpergefühle bei dieser krassen Chemo sind nicht zu beschreiben.“ Seine Frau hat alles miterlebt, trotzdem konnte er mit ihr kaum darüber reden. Dabei ist ein gesunder Geist enorm wichtig, um durchzuhalten. „Beim ersten Mal habe ich die Krankheit nach der Behandlung verdrängt und bekam dadurch Probleme. Daher habe ich beim zweiten Mal direkt mit meiner Therapeutin zusammengearbeitet“, erklärt Torben Schwarzbach. „Die Strategien gegen Stress und Ängste haben mir sehr geholfen. Ich rede immer offen darüber, wenn mich jemand fragt.“ Die Erkenntnis: Kleine Probleme und Alltagsstress kennt er nicht mehr. Geld, Kleinkram interessieren ihn nicht. „Aufsaugen, das Leben bewusst genießen“ ist sein Fazit.
Dr. med. Blasius Liss, der Torben Schwarzbach am Anfang beider Therapien stationär betreut hat, ordnet den Fall ein: „Bei aggressiven Erkrankungen wie dem Hodgkin-Lymphom können wir selbst bei Rückfällen oft eine Heilung erzielen ‒ vorausgesetzt, der Patient ist in der Lage, die anspruchsvolle Therapie zu überstehen.“
Der Onkologe berichtet, dass die körperliche und geistige Fitness ungeachtet der Krebserkrankung und ihres Stadiums einer der wichtigsten Prognosefaktoren ist. Hiermit sei jedoch keinesfalls das sportliche Niveau eines Spitzensportlers oder Elitepolizisten gemeint. Schon 150 Minuten moderate Ausdauerübungen pro Woche sind laut Gesundheitsexperten bei Erwachsenen ausreichend.
„Der Fall von Herrn Schwarzbach zeigt: Auch wenn wir durch Sport nicht jede Krebserkrankung verhindern können, so können wir uns doch wenigstens die besten Chancen im Kampf dagegen geben, indem wir uns ein Leben lang ausreichend bewegen“. Red/kati