Karl Röhrig — ein Künstler mit Ecken und Kanten
Die Werkschau des „großen Unbekannten“ im Von der Heydt-Museum ist eröffnet.
Wuppertal. Die Röhrig-Ausstellung eröffnete am Sonntag im Von der Heydt-Museum und zeigt nun die bedeutendsten Werke eines großen Unbekannten. „Eigentlich erinnert sich doch jeder noch an seinen ersten Kuss“, beginnt Gerhard Finckh seine Rede, zur Eröffnung der Karl Röhrig-Ausstellung im Von der Heydt-Museum. „Ebenso wie an den ersten Kuss erinnere ich mich auch an meine erste Ausstellung 1982.“
Das sei damals Karl Röhrig gewesen und er habe so ziemlich alles ausgestellt, was er zwischen die Finger bekam. Heute, 30 Jahre später, habe er sich mehr auf die Werke konzentriert, die Röhrig als Künstler so einzigartig machen. Denn der Bildhauer Kral Röhrig ist einer der großen Unbekannten, die nie wirklich den Durchbruch schafften. Jedoch nicht wegen mangelndem Können, sondern viel mehr aufgrund widriger Umstände.
So habe Röhrig als überzeugter Pazifist seine herausragenden Werke im Verborgenen gefertigt, da der 1886 geborene Künstler zu einer Zeit aktiv war, als die Nationalsozialisten im Land herrschten. Und die Entdeckung seiner sozialkritischen und realistischen Darstellungen durch die Nazis hätte für ihn schlimmste Konsequenzen bedeutet.
Um von seiner Kunst dennoch leben zu können, nahm er auch Auftragsarbeiten der Nazis entgegen und entwarf Tapeten. „So ziemlich das Schlimmste für einen Künstler, was man sich vorstellen kann“, sagt Erich Schneider, Leiter der Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt, der zusammen mit Finckh die Ausstellung realisiert hat. Das bestätigen Röhrigs Tagebuchaufzeichnungen, in denen er schreibt, es sei „ein Fall von zwangsweiser Charakterlosigkeit“, die ihn dazu bringe. Gleichzeitig fertigte er Skulpturen, die bissiger kaum sein könnten.
Begleitet wird die Ausstellung zudem von einigen Werken Röhrigs Zeitgenossen, wie etwa dem „Liebespaar“ von Käthe Kollwitz oder „Concretion Humaine“ von Hans Arp.