Wupertal Katernberg: „Die Neubauten kriechen nach oben“

Anwohner sind besorgt wegen der Mehrfamilienhäuser am Katernberg. Die Stadt reagiert.

Foto: Andreas Fischer

Katernberg. Der Charakter des Quartiers hat sich stark verändert in den Jahren, seit Ralf Kreuser an den Katernberg gezogen ist. Kreuser wohnt seit 1996 an der Straße Am Acker. Er weiß, dass eine wachsende Stadt mit Zuzügen zu leben hat und sich verändert. Das ist kein Problem für ihn. Aber er macht sich Sorgen um sein Viertel. Denn der Katernberg wird aus seiner Sicht über die Maße zugebaut. Mit Folgen für das Erscheinungsbild des Viertels, aber auch für die Lebensqualität der Menschen vor Ort.

Es wird viel gebaut am Katernberg — aktuell an der Straße In den Birken und am Katernberger Schulweg/Ecke Herberts Katernberg. An beiden Standorten entstehen Mehrfamilienhäuser. Damit folgt am oberen Teil des Katernberger Schulwegs eine Bebauung, wie sie im unteren Teil schon vorhanden ist. „Die Neubauten kriechen nach oben“, sagt Kreuser besorgt.

Und er hat Angst, dass es mehr werden. Denn in der Nachbarschaft gebe es bereits Anfragen für Häuser und Grundstücke durch die dort bekannten Firmen. Der Bauträger Bema Comfortbau äußert sich dazu nicht. Pro Objekt verneint das auf Anfrage.

Wolf Neudahm, Gesellschafter bei Pro Objekt, die bereits am Katernberger Schulweg 111 gebaut haben, sagt dennoch, dass es normal sei, wenn die zukünftige Bebauung eben „abgängige Bauten“ ersetzen würde. Es lohne sich häufig nicht, alte Häuser zu sanieren. Ein Neubau sei da günstiger. Und auf dem Markt gebe es eben am meisten Geld für den meisten Wohnraum. Daher die Vielfamilienhäuser.

Anwohner Kreuser sieht genau da das Problem. Er zeigt aber auch ein gutes Beispiel für einen Neubau. Das sei der an der Straße Herberts Katernberg. Das Mehrfamilienhaus sei wenigstens geschickt gebaut worden, sagt er zu dem Haus. Es sei nicht zu groß und seitlich zur Straße gebaut und dadurch weniger aufdringlich. Er ist nicht aus Prinzip gegen Neubauten - wenn sie ins Viertel passen.

Das Problem liegt darin, dass der Bebauungsplan veraltet ist — aus den 1960er Jahren. Die Stadt weiß darum. Die Änderung war im Januar Thema in der Bezirksvertretung Uellendahl-Katernberg und im Februar im Ausschuss für Stadtentwicklung. Beide Gremien sprachen sich für die Änderung aus. Laut Desiree Bandemer, zuständig für Bauleitplanungen bei der Stadt, sei das auch wegen der bisherigen Bauprojekte und der Reaktionen darauf passiert.

Ein neuer Bebauungsplan könnte auf die Veränderungen des Quartiers reagieren, etwa durch die Festsetzung auf maximal zulässige Wohneinheiten. „In einer klassischen Einfamilienhaus-Wohngegend wären das zwei Wohneinheiten pro Haus“, sagt sie. Das würde den Charakter der Siedlung erst einmal schützen. Ob das auf den Katernberg aber so zutreffe, müsse das Verfahren zeigen. Das kann dauern. Das gesamte Planverfahren dauere mindestens zwei Jahre. Eine Veränderungssperre gibt es derzeit nicht. Das Bauen geht also erst einmal weiter.