Gedenktag: Eine Mahnung zur politischen Wachsamkeit

Beim Rundgang zu den Gräbern der Opfer von Krieg und NS-Zeit machten die Redner auf aktuelle Geschehnisse in der Welt aufmerksam.

Foto: Andreas Fischer

Heckinghausen. Die Vergangenheit mahnt zur politischen Wachsamkeit — darin waren sich alle Redner bei der Gedenkveranstaltung zum 8. Mai 1945 einig. Zum 72. Jahrestag des Kriegsendes hatte Pfarrer Simon Schupetta von der Evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen dazu eingeladen, die Gräber der Opfer von Krieg und NS-Zeit auf dem Friedhof Norrenberg zu besuchen.

Zusammen mit etwa 40 Teilnehmern machte er sich auf den Weg. Vorbei an den Gräbern von Wuppertaler Bombenopfern der Jahre 1943 und 1945 ging es den Hang hinauf. Hier sind die Gräber von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aus Polen und der Sowjetunion. Neben dem mit Blumenkränzen geschmückten Gedenkstein warteten bereits die Musikerinnen von Carmina Venti, die zwischen den Redebeiträgen spielten.

In ihrer Ansprache erinnerte Bürgermeisterin Bettina Brücher (Grüne) nicht nur an die Toten der Jahre 1933 bis 1945. „Wir sind über die heutigen Gräuel genauso entsetzt“, sagte sie. „Lassen Sie uns die Opfer als Mahnung sehen.“ Als Mahnung, Flüchtlingen, den heutigen Opfern von Gewalt, Krieg und Terror, Schutz und Solidarität zu gewähren.

Die Gegenwartsperspektive nahm Sebastian Schröder von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) auf. Das Gedenken an „alle Opfer des Faschismus“ brachte ihn dazu, eindringlich vor der Partei Alternative für Deutschland zu warnen. Er begrüßte, dass sich viele Menschen gegen die AfD und andere „rechte Kreise“ engagierten. Als gutes Beispiel nannte er das Presbyterium der Kirchengemeinde Elberfeld-Südstadt, das aus Protest gegen Presbyter und AfD-Mitglied Hartmut Beucker zurückgetreten war.

Simon Schupetta machte in seiner Rede die Religionsfreiheit zum Thema. „Da wo es keine Religionsfreiheit gibt, gibt es keine wirkliche Freiheit“, stellte er fest. Diese Freiheit werde nicht nur in Bürgerkriegsländern wie Syrien, sondern auch in autoritär regierten Ländern wie Saudi-Arabien und Nordkorea missachtet. „Es kann nicht sein, dass uns das hier in Deutschland kalt lässt“, meinte Schupetta.

Der Gang zu den Gräbern am 8. Mai hat in der Gemeinde Heckinghausen eine lange Tradition. Eberhard Batz war das erste Mal Ende der siebziger Jahre dabei und ging auch jetzt wieder mit. Er ist 1939 geboren und hat noch lebendige Erinnerungen an die folgenden Jahre im Zweiten Weltkrieg. und in der NS-Zeit„Das ist eine Motivation mitzugehen“, erklärte Batz, „weil ich weiß, was Krieg bedeutet.“