Kinder erschaffen Welten für Insekten

Kleingärtner haben ein Naturprojekt ins Leben gerufen. Jetzt suchen sie über Gut für Wuppertal Sponsoren.

Foto: Gerhard Bartsch

Heckinghausen. Bevor die Bienen fleißig werden können, ist zunächst der Fleiß von Wuppertaler Kindern gefragt: Die Kleingartenanlage am Scharpenacker Weg hat ein generationsübergreifendes Naturprojekt angeschoben und will mit Hilfe von Grundschülern und Kindergartenkindern insekten- und nützlingsfreundliche Gärten schaffen.

So sollen im offenen Gemeinschaftsbereich der Lichtscheider Anlage in Kooperation mit dem Nachwuchs Beete mit Wildkräutern, Wildblumenbereiche und „wilde Ecken“ geschaffen werden, um den gefährdeten Insekten Lebensraum und Nahrung zu bieten. Zudem sollen für Nützlinge Nisthilfen und weitere natürliche Lebensräume wie Holzunterschlüpfe, Trockenmauern, Steinhaufen und Sandinseln entstehen.

Das Projekt ist langfristig angelegt und soll zumindest bis ins nächste Jahr reichen. Die ersten Kinder haben bereits mit den Arbeiten begonnen. „Fast jeder hat schon mal etwas über den dramatischen Rückgang der Fluginsekten gehört. Deshalb wollen wir gemeinsam mit Kindern etwas auf unserer Anlage verändern“, erklärt Kleingartenvereins-Vorsitzender Norbert Kowalski den Hintergrund der Insektenoffensive.

Anstoß für das Projekt gab die NRW-Landesregierung, die auf das aktuelle Insektensterben mit einem Sofortprogramm reagiert hat: Bei der Aktion „Kinder schaffen insektenfreundliche Kleingärten“ werden Projekte mit bis zu 1000 Euro gefördert. Kowalski und seine Mitstreiter waren vor einigen Wochen darauf aufmerksam geworden und beschlossen kurzerhand mitzumachen. Sie wollen sich nicht nur auf den Insektenschutz beschränken, sondern haben die Idee auf andere Gartennützlinge wie Vögel und Igel ausgeweitet: „Wir wollen dadurch nachhaltig natürliche Lebensräume entstehen lassen. Schließlich soll durch die geplanten Maßnahmen etwas von bleibendem Wert für die ökologische Vielfalt geschaffen werden“, erklärt der Garten-Frontmann.

Nicht zu kurz kommen solle dabei der pädagogische Mehrwert. Die Kleingärtner wollen nicht nur theoretisches und praktischen Wissen vermitteln, sondern zugleich den Naturgedanken und Umweltbewusstsein fördern.

„Die neu entstehenden Bereiche sollen auch nach außen wirken und gezielt für die Umweltbildung mit Kindern eingesetzt werden“, erklärt Kowalski. Er fügt hinzu, dass die Umsetzung des Projekts nur mit vielen ehrenamtlichen Helfern und Kooperationspartnern möglich sei.

Deshalb nutzen die Kleingärtner mit ihrer Projektidee das Spendenportal „Gut für Wuppertal“ und haben hier ein Spendenziel in Höhe von 1400 Euro angegeben. Es gilt, außer Saatgut und neuen Pflanzen auch Baumaterialien wie Holzbretter, Steine und Dachpfannen zu finanzieren. Mit welchen Kooperationspartnern das Projekt stattfinden wird, ist noch offen. Fest steht jedoch bereits die Beteiligung der Grundschule am Marper Weg im kommenden Herbst. Demnächst will der Verein noch mit anderen Grundschulen und Kindergärten in Kontakt treten.

Die Vorfreude auf die Aktion ist riesengroß, wobei der Pächternachwuchs und einige Nachbarskinder schon mit den Arbeiten begonnen haben. So profitieren nicht nur die fliegenden Bewohner, sondern auch die menschlichen Nutzer der 48 Gartenparzellen von der Aufwertung ihrer Anlage.

Der 1948 gegründete Kleingartenverein legt großen Wert auf seine generationsübergreifende Struktur. Er hat grade in den vergangenen Jahren zunehmend jüngere Mitglieder gewinnen können. „Bei uns möchten immer mehr Familien ihre Freizeit verbringen und einen Ausgleich suchen“, berichtet Kowalski. Denn die Kinderfreundlichkeit zeige sich auch über das Projekt Nützlingsschutz hinaus.