Theater Ein Mädchen mit besonders viel Fantasie

Wuppertal · Das Kinder- und Jugendtheater inszeniert „Alice im Wunderland“.

 Das Kinder- und Jugendtheater zeigt „Alice im Wunderland“.

Das Kinder- und Jugendtheater zeigt „Alice im Wunderland“.

Foto: ja/Karola Brüggemann

Ein Mädchen mit viel Fantasie folgt einem Hasen in eine Traumwelt, trifft seltsame Wesen wie die Grinsekatze und besiegt die böse rote Königin: Kein Zweifel, das ist „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll. Der literarische Klassiker wurde jetzt vom Kinder- und Jugendtheater in der Aula der Berufsschule von Peter Adrian Krahl inszeniert. Mit Judith Jaskulla in der Titelrolle ging ein buntes Abenteuer mit Musik über die Bühne der Bundesallee.

Die Geschichte bedient im Grunde ja ein beliebtes Muster. Hier wird sie ungefähr so erzählt: Ein Kind erlebt mancherlei Turbulenzen, löst knfflige Aufgaben und steht am Ende als Siegerin da. All das auch wegen besonderer menschlicher Gaben.

So knapp zusammen gefasst, tun sich schnell Parallelen auf - von „Peter Pan“ bis „Momo“; sogar um Zeit wie bei letzterem geht es heute auch bei Alice. Und wer häufiger zum Kinder- und Jugendtheater geht, fühlt sich bis hin zum Auftritt der Hauptschurken und ihrer Schergen an Früheres erinnert (selbst wenn unter anderer Regie) - an „Emil und die Detektive“ oder „Tintenherz“. Doch ein Haus hat seine Handschrift, das ist nichts Schlechtes.

Trotz mancher Ähnlichkeit stimmt aber auch: Die Carroll-Inszenierung findet doch noch ihren eigenen Akzent. Disziplin scheint das Thema, besser: das Grundübel, dem sich Alice widersetzt. Und genau deshalb ist sie die ideale Königin für eine Welt, die sich nicht um Logik schert. „Ein Glas Wein gefällig?“, fragt das Kaninchen (Ulrich Auerbach), obwohl weit und breit gar keine Flasche Rebensaft zu sehen ist, und er bestätigt schlicht: „Es ist ja auch keine da.“

Die Musik steht
für die Disziplin

Schön verspielt sind auch Dideldum und Dideldei (Lena Gundermann und Charlotte Kaufung): ein drolliges Duo, das mit spaßigen Kabbeleien das Stück durchzieht. Dagegen die Seite der Disziplin: Nicht zuletzt die Musik steht dafür, mit einem nach Marsch klingenden Hauptmotiv und entsprechend zackigen Bewegungen des Wachtrupps der Königin (Annegret Calaminus). Die nämlich ist die personifizierte Ordnung - als Alice am Ende triumphiert, ruft sie ihr wie zur Bestätigung zu: „Du hättest verdient zu sterben, weil du das Land mit sinnlosen Regeln und Missgunst überzogen hast.“ Dazu kommt es natürlich nicht.

Schön neben dem verrückten Hutmacher, den zur Premiere Ralph Wörheide wegen Besetzungsproblemen innerhalb weniger Tage einstudieren musste und der als knallrote Figur weite Teile des Stücks begleitet: der Darsteller Balduin von Au. Er meistert gleich vier Rollen, darunter die tolle Raupe und den komischen Humpty Dumpty, ein so leicht kränkbares Ei, dass es hoch auf seiner Mauer gar nicht Ei genannt werden mag.

Solche Charaktere garantieren, dass auch dieser Bühnenspaß kein austauschbares Kinderstück von vielen wird.