Programm Vom Venedig der Diebe ins Wunderland von Alice

Wuppertal. · Das Kinder- und Jugendtheater Wuppertal stellt sein neues Programm vor. Ein eigener Beitrag zum Engels-Jubiläumsjahr ist geplant.

Das Führungsteam des Wuppertaler Kinder- und Jugendtheaters: Barbara Sydow und Lars Emrich. 

Foto: Fries, Stefan (fri)

Seine Geschichte dauert bald 50 Jahre. Eine lange Zeit, in der es immer darum ging, Theater für den Nachwuchs zu machen – mit relevanten Themen, mit Unterhaltung, mit gut erzählten Geschichten. Da macht auch die neue Spielzeit des Wuppertaler Kinder- und Jugendtheaters keine Ausnahme, die derzeit vorbereitet wird. Sie bietet ein gut gemischtes Programm an, das schon die Kindergartenkinder anspricht und bei den Jugendlichen nicht Halt macht. Und das auch das Jubiläum von Friedrich Engels nicht den Erwachsenen überlässt. Von wegen (Sommer-)Pause.

Den Auftakt macht im September eine Wiederaufnahme und Reise nach Venedig. „Der Herr der Diebe“ nach dem erfolgreichen Buch von Cornelia Funke war im Frühjahr gespielt worden, aber eigentlich passe das Stück besser in den Herbst, findet Geschäftsleiterin Barbara Sydow. Und weil viele Kinder mitspielen, werden drei Abend- und auch eine Vormittagsvorstellung eingeplant.

„Dann lassen wir Venedig vorbeiziehen und machen eine Reise ins Weihnachtsland“, leitet Lars Emrich zum Weihnachtsstück über. Schon länger habe man den Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“ spielen wollen, erklärt der künstlerische Leiter, aber, findet Sydow, der Stoff sei mit seiner Komplexität eigentlich eher etwas für Erwachsene. Außerdem, so Emrich, erzähle das Buch zwar eine einmalige, aber keine durchgängige Geschichte.

Die Lösung: Der Regisseur schreibt eine Fassung, die „auf unser Theater passt“, die sich aus der reichhaltigen Welt, in die Alice eintaucht, das Beste heraussucht, um „die Geschichte einer Heldin zu erzählen, eine Geschichte, die alles auf den Kopf stellt und beweist, dass in der Phantasie alles möglich ist“. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die Proben beginnen Mitte August, am 9. November wird Premiere gefeiert und dann bis Ende Januar „mit viel Glitzer und Budenzauber“, weißen Hasen, Grinsekatze und verrücktem Hutmacher Alices Wunderland erlebbar gemacht.

Ein kunterbunter Elefant,
den man gleich lieb gewinnt

Ein Herz für kleine Kinder ab drei Jahren hat David McKees Elefant Elmar, der anders als seine grauen Gefährten, nämlich kunterbunt ist. 26 Kinderbücher gibt es bislang, aus denen sich Emrich die am besten geeigneten für die Wuppertaler Aufführung heraussuchen kann. Auf lange Sicht soll das Stück, das ab Frühjahr auf dem Spielplan steht, „Nulli und Priesemut“ ablösen. „Elmar ist eine tolle Figur, die man gleich lieb gewinnt“, freut sich Emrich auf die Arbeit. Die wird auch berücksichtigen, dass das Unterwegs-Stück „nicht auf der Opernbühne mit Zuschauern, die weit weg sind“, aufgeführt werde, so Sydow, sondern für Kinder „mit wenig Bühnenbild und vielen Requisiten, die man gut in Kindergärten transportieren kann“. Ein interaktives Stück, das dem Erstkontakt mit Theater dienen soll.

Stück über Cybermobbing
wird ständig aktualisiert

Vor zwei Jahren wurde „Das Internet findet dich überall“ geschrieben. Das Stück über Cybermobbing im Zeitalter des Smartphone richtet sich an Fünft- und Sechstklässler und wird seither im Rahmen der städtischen Präventionswoche im Barmer Haus der Jugend unter großem Interesse aufgeführt (2020 im März). Sydow: „Im letzten Jahr haben wir in elf Aufführungen 2000 Schüler erreicht. Und wir haben eine Abendveranstaltung mit Eltern gemacht.“ So jung das Stück auch ist, muss es doch stets aktualisiert werden, allein der vielen Apps wegen, die ständig neu auf den Markt kommen. Hilfreich ist dabei auch das Gespräch im Anschluss an die Aufführung, bei dem die Theatermacher Input von denen einholen, „für die wir Theater machen“. Emrich: „Das Stück lässt sich gut anpassen, da das Kernproblem, dass sich einige gegen einzelne zusammenschließen und diese mobben, gleich bleibt.“ Eine weitere Wiederaufnahme (September und Oktober 19) dreht sich um ein ebenso hochaktuelles Thema: „Der König in seinem Exil“ nach dem gleichnamigen Buch von Arno Geiger setzt sich mit der Demenz auseinander, wird von der Demenzstiftung gefördert. Im Herbst 2020 begibt sich dann auch das Kinder- und Jugendtheater auf die Spuren von Friedrich Engels, der im November 1820 in Barmen geboren worden ist. „Wir werden ein Stück über den jungen Engels zeigen.“ Und damit wohl eine Lücke schließen. Die umfangreiche Recherchearbeit hat Emrich bereits aufgenommen. Von wegen (Sommer-)Pause.