Workshop „Suchen & Finden“ im alten Schauspielhaus

Jugend- und Kinderprogramm des Tanztheaters bewegte Kinder und ihre Familien.

Tanzen macht Spaß: Eva, Martina La Ragiona, Jenny Zikianda und Anna Wehsarg (v.l.).

Foto: Fries, Stefan (fri)

Sie haben gesucht und einander und noch viel mehr gefunden. Ganz im Sinne von „Suchen & Finden“, dem Jugend- und Kinderprogramm des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch. Intendantin Bettina Wagner-Bergelt hat es „inspiriert von Pina Bauschs Wunsch, enger mit den Menschen in Wuppertal in Berührung zu kommen, junge Menschen anzusprechen“ initiiert. Ihre Idee wurde auch von den sechs Mädchen begeistert aufgenommen, die in der gerade beendeten Woche einen Tanzworkshop besuchten, den das Tanztheater zusammen mit dem internationalen Begegungszentrum Alte Feuerwache Wuppertal realisiert hatte.

Der Ort atmet große Tanztheatergeschichte, inspiriert, fordert zur Bewegung auf. Anna Wehsarg vom Ensemble des Tanztheaters und Martina La Ragione, Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin aus München, brachten das Schauspielhaus an der Kluse bewusst thematisch in den Workshop ein. Dabei wollten die beiden Tanzexpertinnen, die für das Projekt in Wuppertal zusammengekommen waren, die Kinder in die Entwicklung ihres Konzepts einbeziehen. „Wir wollten etwas einbringen und viel von dem verwenden, was die Kinder dazugeben würden“, erklärt Anna Wehsarg. Vorgegeben wurde dabei nur die Idee, die Architektur des Gebäudes mit dem Körper darzustellen.

Am Ende entstand eine mehrteilige, kurze Aufführung, die die Zehn- bis 14-Jährigen ihren Familien und Freunden am Freitag vorführten. Zwölf Minunten lang war das Programm, das so ziemlich den ganzen Foyertrakt einbezog, von den Wandelhallen bis zu den Treppen zu beiden Seiten, sich von ruhigeren Bewegungen bis hin zum Rennen steigerte. Außerdem inszenierten die Kinder einen selbst verfassten Text über das Schauspielhaus und tanzten eine eingeübte Choreographie zu Kraftwerks „The Model“. Weil sowohl Akteure als auch Publikum sich damit nicht zufrieden gaben, folgte eine Zugabe, die fast alle, Väter wie Mütter, von den Stühlen riss. Sie bildeten einen großen Kreis, aus dem sich stets eine Tänzerin löste und kleine Bewegungsabläufe vorgab, die die anderen übernahmen.

Workshop bezog die Architektur des Hauses bewusst ein

Bewegung macht Spaß, vor allem, wenn man sie zusammen und zu fertziger Musik macht. Das findet auch ein Vater, der sich später spontan bei den Workshopleiterinnen bedankt. Lob kommt auch von der zehnjährigen Zikianda, die es liebt zu tanzen, schon in der Alten Feuerwache bei Theater- und Tanzaufführungen mitgemacht hat. „Die Woche war sehr schön“, sagt sie noch ein wenig außer Atem. Es habe einfach Spaß gemacht mit Martina und Anna.

Eine Woche lang wurde jeden Tag von 10 bis 14 Uhr „gearbeitet“ – stets mit einem Warm-Up am Anfang. Dabei, wie auch bei allen anderen Aktivitäten des Workshops, erklärt Martina La Ragione, die mit dem Bayerischen Staatsballett bereits zahlreiche Jugendprojekte realisiert hat und nun zum ersten Mal in Wuppertal ist, ging es darum, aufzunehmen, was die Mädchen mitbrachten, mit ihnen etwas im Schauspielhaus zu entwickeln, nicht, ihnen etwas vorzusetzen. Sie freut sich über die Offenheit der Kinder, die Einsatzfreude, die schon mal über das Ziel hinausschoss. Die es zu dirigieren galt. „Sie waren schon sehr emsig, entfernten sich manchmal vom Thema“, ergänzt Anna Wehsarg, betont, dass sie eben auf die Balance hätten achten müssen, damit alle Spaß hatten.

Die Intendantin dürfte all das freuen. In der kommenden Spielzeit soll „Suchen & Finden“ in größerem Rahmen fortgesetzt werden: „Zehn Jahre nach Pinas Tod ist es wichtig, den Jungen die Erfahrung zu vermitteln, dass ihr Werk, ihre Themen wie Liebe, Beziehungen, Gewalt, Freude, Glück, Träume und unsere Wirklichkeit aktuell sind und immer noch die zentralen Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen.“ Zikianda wäre auf jeden Fall gerne wieder dabei.