Kleine Gedichte für die deutsche Grammatik

Das Projekt „Sprachschätze“ hilft Grundschülern beim Lernen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. An einem Tisch schreiben Kinder eifrig in ihre Hefte, am anderen Tisch diskutieren Jungen und Mädchen „Vor dem Schrank steht . . . “, überlegt Antonios, „eine Bank!“ schlägt Valentina vor. Der nächste Reim kommt sofort: „Auf dem Tisch liegt ein Fisch.“ Mit viel Spaß bauen die Kinder der Klasse 3b der Grundschule an der Wichlinghauser Straße ihre Gedichte. Und üben dabei die richtige deutsche Grammatik.

Die Schüler nehmen an dem Pilotprojekt „Wuppertaler Sprachschätze“ zur Sprachbildung teil. An fünf Grundschulen der Stadt vermitteln derzeit Lehrerinnen, Lehrer und alle Mitarbeiter, den Kindern die so genannte Bildungssprache. Denn die funktioniert anders als die Alltagssprache, ist aber Voraussetzung für Erfolg in der Schule.

Unterstützung brauchen Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, ebenso wie Kinder aus deutschen Familien, in denen diese sprachlichen Fähigkeiten nicht ausreichend vermittelt werden. Die Lehrerinnen müssen sich das immer wieder bewusst machen und sich darauf einstellen: Sabine Schelleberg, Klassenlehrerin der 3b, berichtet, dass sie im Rechnen immer von Päckchen sprach, die Kinder das Wort aber gar nicht kannten.

„Wir halten das für selbstverständlich“, sagt Schellenberg. Deshalb hätten sie früher die Kinder nicht gefragt. Und die Kinder fragten nicht nach. „Sprachschätze“ soll das ändern. Die Lehrer klopfen ihren gesamten Unterricht auf solche „Stolpersteine“ ab, erklären Unbekanntes, machen die Sprache in jedem Fach zum Thema.

Die Gedichte zum Beispiel trainieren die richtige Dativ-Bildung. Denn die Kinder bauen Sätze mit Ortsangaben. Dabei ist das Lehrmaterial auf ihre Fähigkeiten abgestimmt. Die Lehrerinnen haben die Kinder getestet und in Gruppen eingeteilt. Je nach Sprachstand erhalten sie unterschiedliche Aufgaben und unterschiedliches Material. Am Ende aber können alle ihre Reime vortragen. Der Aufwand lohnt sich: „Die Kinder verstehen jetzt viel mehr“, hat Sabine Schellenberg festgestellt.