Körper — unheimlich und anziehend zugleich

Lisa Wisse stellt ihre großformatigen Bilder bis zum 16. Mai in der Galerie Kunstkomplex aus.

Foto: Stefan Fries

Am Anfang standen ein Nachwuchsförderprojekt und eine Bewerbung. Auf diese Weise kamen die Galeristin Nicole Bardohl und die Kunststudentin Lisa Wisse zusammen. Nun bestreiten sie schon ihre zweite Ausstellung gemeinsam in der Galerie Kunstkomplex. „Fallender Akt“ gibt dem Titel entsprechend Rätsel auf und schwankt laut Künstlerin bewusst zwischen unheimlich und anziehend. Nicole Bardohl schwärmt: „Lisa Wisses Bilder sind sehr außergewöhnlich, einzigartig, sind provokativ, ohne provozieren zu wollen.“ Am Freitag dieser Woche wird Midissage gefeiert, bis zum 16. Mai besteht Gelegenheit, die Bilder zu sehen.

Zehn ein bis anderthalb Meter große Bilder und ein zwei mal drei Meter großes Bild wurden in der Galerie aufgehängt, zwei weitere warten im „Hinterzimmer“. Geschaffen wurden sie 2014, „mit viel Power, mit der ich eine Stimmung auf die Leinwand bringen wollte“, erinnert sich Wisse. Heißt: Die gebürtige Aachenerin setzte binnen weniger intensiver Stunden mit Acrylfarbe — beim Titelbild Ölfarbe — auf, was in ihr vorging, was sie dachte. Lisa Wisse ist 27 Jahre jung, wollte als Kind schon malen und machte ihr Hobby zum Studieninhalt. Sie kam so an die Universität Wuppertal. 2016 bewarb sie sich auf eine Ausschreibung Bardohls für eine Ausstellung im „Hinterzimmer“. Die Ausstellungsreihe versteht sich als Plattform und Experimentierfeld für junge Bildende Künstler.

Wisses Bilder fangen mit dem Körper an, der meist menschlich ist, durchaus auch tierisch sein kann. Lippen, Brustwarzen, Haut interessieren die junge Künstlerin, aber auch andere Oberflächen und Strukturen allgemein. „Ich habe mir einfach meinen Körper angeschaut und dann auch den anderer“, beschreibt Wisse den Ausgangspunkt ihres Schaffens. Doch malt sie die Körper nicht einfach — auch wenn die Studentin die Aktmalerei gelernt hat. Vielmehr wählt sie Ausschnitte, fotografiert diese, zoomt sich Schritt für Schritt heran, so dass sich vertraute Körper in rätselhafte Landschaften verwandeln.

Sie verstärkt diesen Eindruck durch die Materialien, mit denen sie malt. Das können Acryl- oder Ölfarben sein, die sie auf eine Decke, einen Vorhang, auf Pappe oder eine Leinwand aufbringt.

Die Bilder der Ausstellung sind in düsteren Farben gemalt, weil ihr diese reizvoller erschienen als Hauttöne und besser den Wechsel von Licht und Schatten wiedergeben. Die Körperausschnitte sind erkennbar und wieder nicht, sind fest und weich zugleich. Sind Ergebnisse eines Prozesses, in dessen Verlauf sich das Malen verselbstständigt. „Ich lasse mich beim Malen inspirieren. Mir gefällt etwas, ich gehe näher ran, verfremde“, beschreibt die Künstlerin. Die Besucher seien zunächst irritiert, dann beschäftigten sie sich intensiv, und am Ende überwiege die Faszination, hat Nicole Bardohl beobachtet.

Derweil hat sich Wisse anderen Oberflächen zugewendet. Sie malt Makrobilder, die zum Beispiel das Suppenhuhn in gänzlich ungewohnter Sicht zeigen. Eine weitere Phase ihres Schaffens, die fließend und unbeabsichtigt begonnen hat. Ende offen. Lisa Wisse ist jung.

“ Am 4. Mai, findet in der Galerie Kunstkomplex, Wesendonkstraße 12 / Hofaue 54 von 18 bis 22 Uhr eine Midissage statt.

kunstkomplex.net