Umstrittene Anschaffung Kosten für Wuppertals goldene Bänke erregen deutschlandweit Aufmerksamkeit

Wuppertal · Spiegel, Bild, Süddeutsche Zeitung und andere Medien berichten über die Kritik des Steuerzahlerbunds.

Die Stadt sagt, dass die Bänke Maßanfertigungen seien.

Foto: Bernhard Romanowski

Die zehn goldenen Bänke auf dem Von-der-Heydt-Platz für 400 000 Euro erregen nun deutschlandweit Aufmerksamkeit – nachdem der Bund der Steuerzahler in der vergangenen Woche Kritik geübt hat. Die Stadt habe jegliches Augenmaß verloren: „Verständlich, dass die überteuerten Bänke in Zeiten, in denen viele Menschen jeden Cent dreimal umdrehen müssen und die Stadt Wuppertal einen Schuldenberg von 1,6 Milliarden Euro vor sich herschiebt, für Empörung sorgen“ (wir berichteten). Teile der überregionalen Berichterstattung haben die Medien nun aus einem Artikel der Deutschen Presseagentur übernommen, Teile jedoch ergänzt oder selbst recherchiert und kommentiert.

Die Bild-Zeitung schreibt auf ihrer Internetseite: „Stadt verpulvert Kohle für goldene Designer-Möbel!“ Seit der Montage werde immer mehr Kritik laut, die Bänke seien unbequem, nicht seniorengerecht, witterungsbeständig, die Rückenlehnen fehlten, die Beleuchtung sei überflüssig. „Golden Bänke in grauen Zeiten? Kein Wunder, dass der Bund der Steuerzahler da rot sieht!“

Mit einer goldenen Schwebebahn das Image aufpolieren

Die Überschrift auf der Internetseite der Süddeutschen Zeitung: „Vornehm geht Wuppertal zugrunde“. Und weiter: „Ausgerechnet die wirklich nicht schöne Stadt in NRW hat vergoldete Bänke aufgestellt. Es folgte: ein Eklat. Über die Vorteile dieser Geldverschwendung redet hingegen leider niemand.“ Die Autorin schreibt, dass Spott und Häme für Wuppertal berechtigt seien, aber nur auf den ersten Blick. Die vergoldeten Bänke könnten der Anfang von etwas Großem sein: „Wenn man ein bisschen träumt, kann man sich durchaus ein komplett vergoldetes Wuppertal vorstellen: goldene Straßenlaternen, goldene Bushaltestellen, ja, sogar eine goldene Wuppertaler Schwebebahn. Das Image der Stadt wäre auf jeden Fall aufpoliert, im wahrsten Sinne des Wortes. Und Gold ist ja auch inflationssicher. Eine Win-Win-Win-Situation sozusagen.“ Vielleicht kämen bald Edel-Touristen aus ganz Deutschland nach Wuppertal.

Auch in der Print-Ausgabe des Düsseldorfer Express sind die goldenen Bänke Thema – sogar groß auf der Titelseite. „Geht’s noch? Stadt Wuppertal hat 1,6 Milliarden Euro Schulden. Aber: Goldene Bänke für 400 000 Euro.“

Auf der Internetseite welt.de wird die Frage gestellt: „Verschönerung oder Verschwendung? Bei den zehn goldfarbenen Bänken in Wuppertal gehen die Meinungen auseinander.“

Auch der Spiegel steigt mit einer Frage in den Artikel ein: „400 000 Euro für zehn Bänke – ist ‚Kunst zum Sitzen‘ das wert?“ Der Artikel endet mit dem Fazit: „Gut möglich, dass die Bänke ein schönes Fotomotiv für Touristen werden, wenn erst einmal alle da sind – die Effekte für die Steuerkasse wären wohl schwer messbar.“

Im Artikel der Deutschen Presseagentur wirbt die Stadt Wuppertal um Verständnis: „Die Bänke seien aus heimischem Eichenholz mit einem goldfarbenen Farbüberzug und würden nachts von innen mit LED beleuchtet. ‚Das sind Maßanfertigungen und keine Stadtmöbel aus dem Katalog‘, sagte eine Sprecherin. Die bislang aufgestellten fünf Bänke seien auch deutlich kleiner und kostengünstiger als die fünf großen geschwungenen Bänke, die demnächst noch aufgestellt werden.

Die Deutsche Presseagentur schlägt von den goldenen Bänken außerdem den Bogen zu einem anderen Wuppertaler Projekt, das immer wieder in der Kritik steht, und über das ebenfalls überregional berichtet wurde: „Die Stadt hatte nicht immer ein glückliches Händchen bei ihrer Innenstadt-Verschönerung. So mussten vor einer neuen Naturstein-Fassade am Hauptbahnhof sehr bald Schutznetze aufgehängt werden, weil aus der Fassade Steine auf Passanten zu fallen drohten.“