Baubranche Kostenexplosion: Stadt Wuppertal stellt alle Bauprojekte auf den Prüfstand
Wuppertal · Die Stadt Wuppertal rechnet mit deutlich höheren Kosten, für so gut wie alle Bauprojekte – und sucht jetzt nach Möglichkeiten, Geld zu sparen.
„Was heißt das eigentlich für alle anderen Bauprojekte in der Stadt?“, fragt sich Oberbürgermeister Uwe Schneidewind mit Blick auf die Kostenexplosion der geplanten Sanierung der Realschule Leimbach. Sie sollte ursprünglich 11,8 Millionen Euro kosten, dann wurde mit 24,5 Millionen und 29 Millionen Euro geplant, jetzt steigen die Kosten auf rund 33 Millionen Euro, mit einkalkulierten Risiken sogar auf 49 Millionen Euro. Das kann die Stadt sich nicht leisten, die Finanzierung ist nicht mehr gesichert. Eigentlich sollten die Arbeiten in diesem Sommer beginnen.
„Das ist kein vorübergehendes Problem. Wir dürfen nicht glauben, dass sich das auf wenige Projekte bezieht und irgendwann wieder vorbeigeht“, sagt Kämmerer Johannes Slawig. Deshalb müsse nun das gesamte Investitionsprogramm des Gebäudemanagements, mit einem Finanzvolumen von rund 100 Millionen Euro jährlich, überprüft werden: Was ist finanzierbar, wo sind Einsparungen möglich, was ist personell umsetzbar? „Wir werden Projekte sicher nicht streichen, aber in eine andere Reihenfolge bringen.“ Als Zeithorizont für die Überarbeitung nennt er den voraussichtlichen Haushaltsbeschluss Mitte Juni.
„Neu ist dabei ein Risikomanagement“, sagt Mirja Montag, Leiterin des Gebäudemanagements. Es wurde beim Projekt Leimbach erstmalig angewendet. Dabei wird nicht nur der heutige Stand erfasst, es werden auch mögliche Risiken untersucht.
Das Problem der hohen Baukosten treffe derzeit alle Kommunen, sagt Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. Deshalb sei man im engen Austausch, um die Konsequenzen zu beraten. „Eine übergreifende Initiative muss auch das Signal an das Land sein.“
Und wie geht es konkret weiter an der Realschule Leimbach? Die Planung mit möglichen Einsparmöglichkeiten und Alternativen wird noch einmal überprüft, sagt Mirja Montag. „Die Sanierung ist nach wie vor dringlich. Das Gebäude ist älteren Baujahres, es wird nicht ohne Brandschutzsanierung gehen. Eine Kernsanierung kann nicht im laufenden Betrieb durchgeführt werden.“ Lange könne die Sanierung nicht aufgeschoben werden. „Sonst besteht die Möglichkeit, dass wir den Betrieb nicht mehr sicherstellen können.“ Dennoch sei es nun wichtig, sich die erforderliche Zeit für neue Planungen zu nehmen.
Aus den politischen Parteien kommt Kritik. Die FDP kann nicht nachvollziehen, wodurch die erheblichen Mehrkosten verursacht werden. „Es ist auch nicht das erste Mal, dass das Gebäudemanagement eine geplante Schulsanierung wegen unerwarteter Kostensteigerungen auf Eis legen und neu planen muss“, sagt Karin van der Most, Vorsitzende des Schulausschusses. „Wir dürfen die Schule jetzt nicht mit ein paar Verschönerungsarbeiten und Brandschutzmaßnahmen vertrösten.“ Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, sagt: „Eine Neubewertung des Gebäudes der ehemaligen Grundschule Wilkhausstraße als Ausweichquartier halte ich für sinnvoll.“