Es wird kalt Kraniche über Wuppertal zeigen: Am Wochenende kommt der Frost

Wuppertal · Die Kraniche machen sich in V-Formation auf den Weg in den Süden. In Wuppertal sind am Samstag Schneeschauer möglich.

In diesen Tagen auf Reisen: Die Kraniche zieht es in den Süden.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Am Wochenende fällt die Temperatur in Wuppertal auf Gefriertemperatur. Am Samstag sind Schneeschauer bei -3 Grad möglich. Der Räumdienst in Wuppertal ist in Alarmbereitschaft und rechnet damit, am Wochenende zum Einsatz zu kommen. Aber: Zum Anfang der kommenden Woche steigt die Temperatur dann auch schon wieder.

Dass jetzt bald der Frost kommt, wussten einige Tiere schon vor Tagen. Die Kraniche, die derzeit in ihrer charakteristischen V-Formation über das Bergische ziehen, zählen zu den Profiteuren des Klimawandels. Ihre Routen ins Winterquartier fallen deutlich kürzer aus, und das Nahrungsangebot ist vergleichsweise gut. Die Verluste unter den Vögeln sind deshalb geringer als früher. Im Vergleich zu den 80er-Jahren sind deshalb heute mehr Vögel unterwegs.

Wohin fliegen die Vögel im Herbst?

Die Tiere sind auf Kurs Süd-West. Ihr Ziel liegt allerdings nicht mehr in Afrika. „Die meisten Tiere überwintern heute in Südfrankreich oder Spanien“, sagt Jörg Liesenfeld, Biologe und Leiter der Naturschule Grund. Dort finden sie ideale Überwinterungsmöglichkeiten. Die deutlich kürzere Flugzeit kommt den schwächeren Vögeln entgegen. 

Woher kommen die Tiere?

Ihre Brutplätze liegen in den großen Sumpf- und Moorlandschaften in Polen, Skandinavien und des Baltikums. Es gibt aber auch Kraniche, die an den brandenburgischen Seen oder der Mecklenburgischen Seenplatte brüten. Fallen dort die Temperaturen, machen sich die Tiere zu Zehntausenden auf den Weg. Zwischenstation machen sie noch einmal auf der Halbinsel Darß in Mecklenburg-Vorpommern und in der Diepholzer Moorniederung.

Warum fliegen die Vögel in V-Formation?

Die Tiere sparen Energie, indem sie im Windschatten ihres Vordermanns fliegen. Dabei lösen sich die Vögel untereinander ab. Der Kranich an der Spitze gibt die Flugrichtung vor, doch auch jeder, der ihn ablöst, weiß genau, wo es langgeht.

Sind die Flüge ein Zeichen dafür, dass es jetzt auch bei uns kälter wird?

Ja, sagt Jörg Liesenfeld. „Die Vögel spüren das bereits im Vorfeld und machen sich auf den Weg. Und sind dabei so freundlich, über unsere Köpfe hinwegzufliegen.“ Dabei liefern sie zuweilen eine Sondervorstellung. Sie nutzen mitunter die Thermik, um sich in Kurven in die Höhe zu schrauben, und begleiten das mit ihren typischen Lauten.

Liegen die Kraniche mit ihrem Gespür für das Wetter immer richtig?

Nein. „Denen unterlaufen die gleichen Irrtümer wie den Wetterfröschen im Fernsehen“, sagt Jörg Liesendahl. Gut beobachten ließ sich das zum Beispiel im Frühjahr vergangenen Jahres. Bereits Mitte Februar hatten die Kraniche Anflug auf das Bergische Land genommen, um weiter Kurs auf ihre Brutplätze im hohen Norden zu nehmen. Dann aber ging ein Eisregen über dem Bergischen nieder und ließ die Schwärme noch einmal Richtung Süden abdrehen.

Wie geht es der Art heute?

Deutlich besser als in früheren Jahrzehnten. Das gilt allerdings für viele Großvogel-Arten, die noch vor einigen Jahren als gefährdet galten. „Hier haben etliche Maßnahmen zum Artenschutz wirklich gegriffen“, sagt der Biologe und nennt als Beispiel das Verbot des Insektizids DDT. Bussard, Milan, überhaupt die Greifvögel, dazu der Weißstorch haben davon profitiert. „Und den Schwarzstorch sehen sie heute schon beinahe in jedem zweiten Bachtal“, sagt Liesendahl. Vielen kleinen Vogelarten geht es im Vergleich weniger gut. Das gilt insbesondere für die Bodenbrüter. Kibitz, Feldlerche und Rebhuhn sind Opfer der intensiven Landwirtschaft.

Lassen sich auch noch andere Zugvögel-Schwärme beobachten?

Auch Gänse fliegen in V-Formation. Deshalb werden sie leicht mit den Kranichen verwechselt. Allerdings sind sie in großen Schwärmen vor allem am Niederrhein zu finden. Auch Nachtigall, Mönchsgrasmücke oder Storch sind unterwegs. Allerdings fliegen sie meist nachts und selten in Schwärmen.