Wuppertal Krankenschwester mit 270 Überstunden

Birgit Onori hat keine Möglichkeit, die Stunden abzubauen.

Wuppertal. 270 Überstunden schiebt Birgit Onori seit Monaten vor sich her. Sie ist Krankenschwester und arbeitet in einem großen Krankenhaus. Eigentlich soll sie ihre Überstunden in Freizeit abgegolten bekommen, aber das funktioniert bei ihr und ihren Kollegen, die häufig ähnlich viele Stunden angesammelt haben, nur in der Theorie. „Es ist so, dass wir im Dienstplan für den nächsten Monat mit zwei zusätzlichen freien Tagen drin stehen, um die Stunden abzubauen. Doch dann fällt jemand aus und wir werden gefragt, ob wir einspringen können“, berichtet die 49-Jährige, die seit 26 Jahren als Krankenschwester arbeitet und den Beruf trotz aller Schwierigkeiten immer noch schön findet.

Dass die Arbeit in den vergangenen Jahren erheblich mehr geworden ist, erlebt Birgit Onori jeden Tag. Zwei Faktoren spielen nach ihrer Erfahrung dabei eine Rolle: der demografische Wandel und der Verwaltungsaufwand für die Pflegekräfte: „Es kommen immer mehr ältere Menschen zu uns, die eine komplette Pflege benötigen. Die PflegeleistungenDas müssen wir dann alle in verschiedenen Formularen und Bögen dokumentieren, damit als erbracht gelten.“ Die Pflege der akut erkrankten Älteren umfasse die komplette Körperpflege, Toilettentraining und Hilfe bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Jeder einzelne Schritt müsse aufgeschrieben werden.

Das sei früher anders gewesen, erinnert sich Birgit Onori, die neben ihrer Arbeit auf der Station als nicht-freigestellte Betriebsrätin aktiv ist: „Damals gab es einen Bogen zum Ankreuzen und der wurde dann unterschrieben.“ Die Dokumentation bedeute zwar eine Qualitätssteigerung für den Patienten, aber die Pflegenden würden sich lieber mehr auf die Patienten direkt kümmern.

Aus ihrem Krankenhaus kann Birgit Onori berichten, dass der Mehraufwand aber nicht mehr Personal gebracht habe. „Nur in der geriatrischen Abteilung gibt es mehr Personal, auf den anderen Stationen ist die Mitarbeiterzahl gleich geblieben.“ Mehr Pflegekräfte seien aber notwendig, da viele Kollegen vor Überlastung an Burnout erkrankten.

„Deshalb kämpfen wir für mehr Pflegepersonal“, betont Birgit Onori, die als Gewerkschaftsmitglied auch beim Aktionstag auf dem Neumarkt dabei war. Bezahlt werden könne dies über eine erhöhte Fallpauschale der Krankenkassen, schlägt sie vor: „Dort wird pro Patient je nach Krankheit bezahlt. Der tatsächliche pflegerische Aufwand wird darin nur sehr knapp bemessen.“