Kriminalität Kriminalstatistik für Wuppertal: Massiver Anstieg der Straftaten in 2022

Wuppertal · Am Dienstag hat Polizeipräsident Markus Röhrl die Kriminalstatistik für Wuppertal im Jahr 2022 vorgestellt. Das Ergebnis ist nicht gerade beruhigend. Die Polizei kündigt Schritte an, um den Trend zu stoppen.

Die Zahl der Straftaten ist in Wuppertal deutlich gestiegen.

Foto: dpa/Paul Zinken

Die Zahl der gemeldeten Straftaten in Wuppertal ist im Jahr 2022 deutlich gestiegen: Insgesamt registrierte die Polizei 31 760 Straftaten. Im Jahr 2021 waren es 27 727. Das entspricht einem Anstieg von 14,6 Prozent. Diese Zahlen gab Wuppertals Polizeipräsident Markus Röhrl bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 bekannt. Die Aufklärungsquote ist von 52,1 auf 53,4 Prozent gestiegen. Auch die Kinder- und Jugendkriminalität ist deutlich angewachsen, sie liegt teilweise höher als in den Vor-Corona-Jahren 2018 und 2019. Unter den insgesamt 12 945 Tatverdächtigen waren 643 Kinder unter 14 Jahren, 1335 Jugendliche bis 18 Jahren sowie 1057 Heranwachsende bis 21 Jahren. Damit waren im vergangenen Jahr 23,4 Prozent der Tatverdächtigen unter 21 Jahre alt.

Röhrl betonte jedoch auch, dass Wuppertal, Remscheid und Solingen zu den sichersten Regionen gehören. „Die Kriminalitätsbelastung liegt unter der anderer Großstädte“, so der Polizeipräsident.

Mit dem Leben kehrten Straftaten auf die Straßen zurück

„In den vergangenen Jahren hatten wir teils extrem gesunkene Fallzahlen, das trifft auf 2022 nicht mehr zu“, erklärte Röhrl. Dabei betonte er, dass die niedrigen Zahlen in den beiden vergangenen Jahren insbesondere auf die Pandemie zurückzuführen waren. „Wenn niemand auf der Straße ist, wenn es keine Veranstaltungen gibt, wenn die Gaststätten und vieles andere geschlossen ist, sinkt natürlich auch die Kriminalität.“ 2022 sei ein anderes Jahr gewesen. „Das Leben ist auf die Straße zurückgekehrt.“ Und damit stieg auch wieder die Zahl der Straftaten. Im Bereich der Straßenkriminalität gab es in Wuppertal 6436 Fälle und damit 933 mehr als 2020/21 (plus 14,45 Prozent). „Einen Großteil der Straßenkriminalität macht der Taschendiebstahl aus“, erklärte Röhrl. Ebenfalls gestiegen ist die Zahl der Ladendiebstähle. Sie lag bei 2927 Fällen, was einer Zunahme von 988 Fällen oder 50,95 Prozent entspricht. Auch hier mache sich das Ende der Pandemie bemerkbar.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um 76 auf 431 Fälle gestiegen (plus 21,41 Prozent). „Der Anstieg bei den Wohnungseinbrüchen macht mir noch nicht die ganz großen Sorgen“, sagte der Polizeipräsident. „Wir bewegen uns damit auf dem Niveau der Jahre 2018/19. Damals hatten wir historisch niedrige Werte, die während der Pandemie nochmals gesunken sind.“ So sind die Menschen während der Pandemie öfter zu Hause gewesen. „Ich vermute, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche noch etwas steigen wird.“ Die Aufklärungsquote lag bei 21,4 Prozent. In 194 Fällen (45 Prozent) blieb es beim versuchten Einbruch. „Immer mehr Menschen schützen sich vor Wohnungseinbrüchen und sind bereit, Geld in diesen Schutz zu investieren.“

Gestiegen sind zudem unter anderem die Fälle bei Körperverletzungen, Raub und Betrug – insbesondere im Bereich Internet. Als einen „Lichtblick“ bezeichnete Röhrl den Anstieg der Aufklärungsquote im gesamten Präsidialbereich Wuppertal – also einschließlich Remscheid und Solingen – auf 53,8 Prozent. „Damit liegen wir fast zwei Prozent höher als der Landesdurchschnitt. Das können wir uns guten Gewissens auf unsere Erfolgsfahne schreiben.“

Sorgen macht dem Polizeipräsidenten der Anstieg bei der Kinder- und Jugendkriminalität. „Oft treten die Jugendlichen in Gruppen auf und stiften sich gegenseitig zu Straftaten an.“ Durch die Pandemie sei die soziale Entwicklung bei vielen Kindern und Jugendlichen „nicht günstig verlaufen“, nennt Röhrl einen Erklärungsansatz. Es fehle die soziale Kontrolle und Entwicklung. Ziel müsse es sein, „frühzeitig den Weg zum Intensivtäter zu unterbinden“. Dazu habe die Polizeibehörde Wuppertal das Programm „Kurve kriegen“, ergänzte Andre Scheffels vom Leitungsstab. „In Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern versuchen wir, die kriminellen Karrieren der Jugendlichen schon in der Familie zu beenden.“

Ebenfalls auffällig sei der Anteil ausländischer Straftäter. „Die Zahl ist überproportional hoch“, erklärte Markus Röhrl. Demnach lag der Anteil der nicht-deutschen Tatverdächtigen in Wuppertal bei 41,4 Prozent.

Beim „Blick nach vorne“ nannte Markus Röhrl Schwerpunkte der polizeilichen Maßnahmen in der kommenden Zeit. Dazu gehört die Bekämpfung der Straßenkriminalität und der Gewaltkriminalität im öffentlichen Raum. „Wir wollen nicht, dass sich der Trend fortsetzt.“ Man habe zudem das Kriminalkommissariat 26 umorganisiert, das nun für Straßen- und Jugendkriminalität zuständig sei. Auch sei der Kampf gegen Internetbetrug in einem Kommissariat zentralisiert worden. Röhrl kündigte darüber hinaus an, dass es auch in Zukunft Kontrollaktionen in Shisha-Bars, Wettbüros und Teilen der Gastronomie geben werde.