Alltagsfluchthelferin: Julia Streich will zum Lachen bringen

Schauspielerin Julia Streich möchte die Menschen zum Lachen bringen — und geht mit gutem Beispiel voran. Sie lacht selbst gerne.

Wuppertal. Am Anfang stand ein klares Ziel: „Ich wollte die Welt verbessern.“ Julia Streich lacht. Denn auch das gehört ganz wesentlich zu ihrer Mission. Weshalb sie Schauspielerin wurde? „Ich wollte vor allem auch eines: Menschen zum Lachen bringen.“

Wie die Antwort auf die Frage nach den Ursachen für das Bedürfnis, im Rampenlicht zu stehen, hat auch die Wahl-Wuppertalerin selbst verschiedene Seiten. Sie wirkt bodenständig — was daran liegen mag, dass sie in Lünen als Tochter zweier Pädagogen jenseits des Scheinwerferlichts aufwuchs. „Meine Eltern sind Lehrer. Für die ist das Theater eine andere Welt.“

Andererseits gibt sie auch zu, in einem gewissen Rahmen sprunghaft zu sein. Ein Bekenntnis, das (natürlich) von einem Lächeln begleitet wird: „Ich probiere Sachen gerne aus.“ So besitzt die Komödien-Expertin zwar neben dem Tauch- auch den Segelschein.

Aber feste Hobbys abseits der Bühne hat die Natur-Liebhaberin nicht. „Doch, einen Hund!“ Labrador Linus ist der Grund, weshalb sie mit ihrem Freund regelmäßig im Kaiser-Wilhelm-Hain anzutreffen ist — wenn sie nicht gerade Theater macht.

Zurzeit ist Streich in Düsseldorf engagiert: Bis zum 24. Oktober spielt sie an der Seite von TV-Star Sigmar Solbach. „Ziemlich beste Freunde“ heißt das Stück, das ihr in der Komödie an der Steinstraße drei Nebenrollen auf einmal beschert. Sich dabei von einer Galeristin in eine Prostituierte zu verwandeln, macht ihr Spaß. „Es ist schön, verschiedene Rollen mit Leben zu füllen.“

Dabei kann Streich eine ganze Reihe an kleinen Karrierestufen vorweisen, die sie bereits erklommen hat: Im Taltontheater und im TiC hat sie das Publikum unterhalten, im Leo-Theater ihr Tucholsky-Soloprogramm präsentiert. In Düsseldorf war sie auch schon im Theater an der Luegallee aktiv. „Jeden Mittwoch“ war der Titel einer Produktion. „Manche Zuschauer haben angerufen und gefragt: Spielen Sie auch donnerstags?“

Streich schmunzelt — auch wenn die Lehrertochter, „ein 80er-Jahre-Kind“, schnell wieder ernst wird. Weil sie genau weiß, welche Risiken der freiberufliche Weg birgt. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete sie unter anderem im Hopster-Fiala-Haus, einem Frauenwohnprojekt der Diakonie für wohnungslose Frauen.

Ursprünglich kam sie aus einem ganz anderen Grund nach Wuppertal. „Ich habe an der Musikhochschule ein Jahr lang Blockflöte und Instrumentalpädagogik studiert — allerdings gemerkt, dass ich keine abstrakte Kunst, sondern lieber konkretere Kunst machen möchte.“ Also konkret gesagt: Nach einem Magister-Abschluss in Germanistik, Sozialwissenschaften und Philosophie folgte die paritätische Bühnenprüfung, mit der sie 2004 ihre Ausbildung zur Schauspielerin in Wien abschloss. „Die Prüfer meinten: ,Sie haben etwas, das heute sehr selten geworden ist. Sie haben komödiantisches Talent.’ Das war natürlich gut fürs Selbstbewusstsein.“

Zumal es in den Köpfen vieler Theatermacher — wie auch in der Erwartungshaltung der Zuschauer — naturgemäß eine Einteilung in „leichte“ und „klassische“ Bühnenkunst gibt: „Natürlich dachte ich auch immer, dass ich die klassischen Sachen spiele“, gibt Streich zu. Dass sie heute vor allem für die vermeintlich „leichte“ Unterhaltung zuständig ist, hat sich so ergeben.

„Es ist eine andere Art von Anstrengung“, erklärt die Schauspielerin. Zwar sei bei beidem Gefühl im Spiel — das Gefühl der Schauspielerin variiert jedoch. „Beim Drama bringt man sich in eine gewisse Stimmung und zieht das durch.“ Die pure Verzweiflung etwa. „Man hofft, dass die Leute ergriffen sind. Die Komödie ist sprunghafter. Die Stimmung kann von Szene zu Szene sehr unterschiedlich sein. Oft geht es um Slapstick. Die Pointen und das Spiel müssen genau auf den Text passen.“

Am Ende steht daher die Erkenntnis, dass Julia Streich mit einer Komödie vielleicht nicht die ganze Welt verbessern mag, aber zumindest helfen kann, dass ihre Zuschauer kleine und große Sorgen zeitweilig vergessen. „Es ist toll, wenn man merkt, dass sich die Leute freuen, wenn sie einen sehen. Es ist einfach schön, den Menschen eine Alltagsflucht zu schenken.“