Andreas Bärs Stücke treffen den Nerv
Der Wuppertaler gestaltete einen erstklassigen Kammermusikabend.
Wuppertal. Bei der Beurteilung zeitgenössischer Musik scheiden sich oft die Geister. Manche wollen oder können damit nichts anfangen. Anderen ist es langweilig, immer Mozart, Beethoven & Co zu hören, sie sind neugierig auf Neues. Doch beiden Fraktionen ist eins gemein: Sie lassen sich von Musik emotionalisieren. So ist es schon vorgekommen, dass sich Verächter moderner Musik auf einmal doch von ihr angesprochen fühlen — eben wenn sie keine Kopfgeburt ist.
Die in der Stadthalle vorgestellten jungen Werke von Andreas Bär begeisterten. Denn der in 1965 in Wuppertal geborene und mittlerweile in Berlin lebende Saxofonist und Komponist schert sich nicht um Musiktrends oder einen bestimmten Kompositionsstil. Seine Tonschöpfungen sind neben der sorgfältigen Führung von Stimmen und Themen sowie ausgewogenen Harmoniken geprägt von durchhörbarer Emotionalität plus einer gesunden Portion Schalk. Allein der Titel „Pflaumenaugust“ aus seinem Opus 7 „Karge Lieder“ für Saxofon und Gesang spricht für sich.
Dass er auch die freie Improvisation beherrscht — schließlich hat er seinerzeit mit dem Free-Jazz-Kontrabassisten Peter Kowald zusammengearbeitet —, wurde bei seiner Einlage mit dem Tenorsaxofon deutlich.
Später wurde es mucksmäuschenstill, als er allein mit seinem Sopransaxofon lyrisch und kontemplativ die Melodie aus Johann Sebastian Bachs Kirchen-kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ (BWV 12) anstimmte. Ihm zur Seite standen die bestens disponierten Sänger Margitta Rosales (Sopran) und Thomas Busch (Bariton). Sie trugen ihre nicht leichten Partien bei op. 7, Bärs romantischer Paraphrase „Morgen wird die Sonne wieder scheinen“ op. 9 und als Uraufführung für Bläserquintett sein „Abendlied“ op. 10 gehaltvoll und ausdrucksstark vor.
Mit im Bunde war außerdem das Antares Quintett, das sich seit seiner Gründung 2008 zu einem international renommierten Holzbläserensemble entwickelt hat. Es spielte das „Abendlied“ und Bärs „Sept Morceaux Irreguliers“ (sieben unregelmäßige Stücke) op. 11 ausgespro-chen nuanciert. Seine ganz große Klasse demonstrierte es zudem anhand von Paul Taffanels dreisätzigem Bläserquintett in g-Moll aus dem Jahr 1878 und Samuel Barbers 1956 entstandenem Quintett „Summer Music“.
Folgerichtig mündete der erstklassige Kammermusikabend in langanhaltenden Beifall.