Andreas Hofmeir: Ein Tubist bläst, liest — und beichtet

Das Multi-Talent gastiert am kommenden Freitag mit seinem Programm „Kein Aufwand“ im Haus der Jugend Barmen.

Andreas Hofmeir: Ein Tubist bläst, liest — und beichtet
Foto: privat

Wuppertal. Er ist ein Multitalent: Andreas Martin Hofmeir (35) hat schon als erster Tubist überhaupt einen Klassik-Echo bekommen, wäre mit der Band Labrassbanda fast zum Eurovision Song Contest gefahren und hat gerade mit „On the Way“ ein Album mit den Münchner Philharmonikern herausgebracht. Kabarett macht er auch noch: Mit der musikalischen Lesung „Kein Aufwand!“ gastiert er am Freitag, 9. Mai, im Haus der Jugend Barmen. Die WZ sprach mit ihm über sein Programm, sein Instrument und das Künstler-Leben zwischen den Genres.

Herr Hofmeir, würden Sie es mir, der ich selbst langjähriger Hobby-Blechbläser bin gestatten, Sie an dieser Stelle mit meinem Lieblings-Tubisten-Witz zu konfrontieren. Der lautet: „Wer war der erste Tubist?“

Andreas Martin Hofmeir: Klar, der liebe Gott: „Vater unser, der Tubist im Himmel“. Dass er aber dann in seiner, wie ja inzwischen wissenschaftlich bewiesen ist, etwas diffusen Schöpfungsgeschichte die Tuba erst 1835 erschaffen hat, ist eine Frechheit. Aber vielleicht braucht sogar Gottvater lange Studien, um ein so vollendetes Instrument zu kreieren.

Zeigen derartige Kalauer, dass die Tuba immer noch ein bisschen mit einem Bierzelt-Image kämpft und ein unterschätztes Instrument ist?

Hofmeir: Das Bierzelt-Image wird die Tuba immer haben, denn da gehört sie ja auch dazu, zu zünftiger Blasmusik. Und sie ist ja auch das Instrument, das da optisch am meisten hermacht. Außerdem steht sie wegen ihrer Größe, ihrer Rundungen und der tiefen Töne exemplarisch für Gemütlichkeit. Und die lieben wir doch alle. Allerdings können sich nach wie vor die wenigsten vorstellen, dass man auf der Tuba die gleichen Möglichkeiten wie auf einer Geige oder Flöte hat, die Wendigkeit, die Virtuosität, das Spiel mit dem Klang. Die Tuba hat fünf Oktaven Tonumfang, das ist ein Spitzenwert.

Auch Sie sind unheimlich vielseitig, haben mit Ihrem Instrument zahlreiche Klassik-Preise gewonnen und waren mit der Kultband Labrassbanda im vergangenen Jahr eine Art Popstar. Was liegt Ihnen mehr — der klassische Konzertsaal oder die Festival-Bühne mit lauten, tanzenden Fans?

Hofmeir: Ja mei, das ist wie die Entscheidung zwischen Trüffelspaghetti und einer Leberkassemmel — alles zu seiner Zeit. Freilich ist es, und das muss man so sagen, richtig geil, wenn dich da tausende schwitzende Tänzer zwei Stunden lang in einer Sprache anschreien, die sie eigentlich gar nicht verstehen, nämlich Bayerisch. Aber die Möglichkeit, in einem riesengroßen, voll besetzten Saal den ganzen Raum mit einem zarten Ton zu verzaubern und zu merken, wie alle gerade die Luft anhalten oder wegträumen — das ist doch auch nicht schlecht.

In Wuppertal zeigen Sie eine Mischung aus Kabarett und Konzert. Wie darf man sich das vorstellen — Sie haben ja nicht, wie etwa Ihr Kollege Hagen Rether, die Möglichkeit, Ihre Pointen auf dem Instrument leise selbst zu begleiten?

Hofmeir: Tja, das Selbstbegleiten ist schwierig. Unsere Töne werden ja, auch wenn es manchmal anders behauptet wird, doch mit dem Mund erzeugt. In meiner Lesung „Kein Aufwand!“ wechseln sich Text und Musik ab. Nach nunmehr 18 Jahren als politischer Kabarettist habe ich mich für eine autobiografische Lesung entschieden. Eigentlich gar nicht bewusst: Ich habe angefangen, unglaubliche und urkomische Geschichten über und um die Tuba herum zu schreiben, und auf einmal habe ich gemerkt: Saublöd, das bin ja ich . . . Und jetzt sind es allesamt hundertprozentig wahre Geschichten. Es ist also quasi eine Art Beichte.

Und dabei sind Sie ja nicht allein auf der Bühne . . .

Hofmeir: Weil man die Geschichten ja auch irgendwie verdauen muss, habe ich mich für brasilianische Musik entschieden — die ist so wunderbar melancholisch und trotzdem leicht, quasi virtuose Gemütlichkeit. Die spiele ich zusammen mit meinem brasilianischen Gitarristen Guto Brinholi. Der ist wahnsinnig fesch, dann haben die Damen wenigstens was fürs Auge, wenn sonst schon ich auf der Bühne sitze.

Bei Ihrem Auftritt spiele ein Wuppertaler eine Rolle, haben Sie angekündigt. Können Sie dazu mehr verraten?

Hofmeir: In meiner Lesung komme ich im Moment bis zu meinem ersten Studienjahr in Berlin — und da habe ich meinen dann besten Freund getroffen, die Uschi. Dass die Uschi in Wahrheit Matthias Frohn heißt, Klavier studiert hat und aus Cronenberg kommt, darf ich hier aber wirklich nicht sagen. Denn dafür gibt’s an diesem Abend viel zu pikante Details, das darf keiner wissen. Mensch, hoffentlich lesen das jetzt seine Eltern nicht.