Auszeichnung für den „Ort": Eine herausragende Spielstätte

Künstler wollen Peter Kowalds „Ort“ lebendig halten — mit Musik, Lesungen und Performances.

Elberfeld. Für manchen sind es „Peanuts“, für die Peter-Kowald-Gesellschaft aber sind 5000 Euro eine gute Stange Geld und lebenswichtig — vor allem aber auch Anerkennung und Motivation. Als „herausragende Spielstätte für den Bereich Jazz und improvisierte Musik“ wurde der „Ort“ jüngst vom Landesmusikrat, vom Ministerium und vom Bundesbeauftragten für Kultur & Medien ausgezeichnet.

Als der legendäre, 2002 verstorbene Jazzer und Kontrabassist Peter Kowald 1994 nach 30 Jahren Konzertreisen durch die ganze Welt beschloss, „356 Tage am Ort“ zu bleiben, war der Name für sein Atelier in der Luisenstraße 116 geboren. Und wie Kowald selbst die Musiker- und Stilvielfalt pflegte, will auch der fünfköpfige Vorstand der Gesellschaft in seinem Sinn weiter arbeiten.

Der Saxophonist und Komponist Wolfgang Schmidtke und die Musikerin und Performerin Gunda Gottschalk gehören dem Vorstand an. Schmidtke: „Wir sind nicht museale Verwalter, sondern füllen den Ort mit Leben.“ Gottschalk: „Längst hat sich hier ein Eigenleben entwickelt“ — nämlich als etablierte Plattform für Konzerte, Performances, Lesungen und Ausstellungen im Kontext der experimentellen und improvisierten Musik.

Um die Vernetzung voranzutreiben und Ressourcen vielfältig zu nutzen, gibt es bereits im zweiten Jahr die „Soundtrips NRW — Look Insinde“, wo Künstler im „Ort“ und in sechs weiteren Städten mit jeweils wechselnden Gästen auftreten. Auch das jährliche Festival „3 Tage vor Ort“ mit stets variierendem Motto hat sich bewährt und legt in diesem Jahr im April den Schwerpunkt auf New York. Gottschalk: „Cooper Moore, Pianist und Multi-Instrumentalist mit afro-amerikanischen Jazz-Wurzeln wird mit seinem Trio konzertieren. Es gibt Gesprächsrunden, ein Education-Projekt mit der Gesamtschule Ronsdorf und als Startschuss eine Ausstellung mit Werken von Jorgo Schäfer, der jedes Jahr auch in New York ausstellt.“

Wichtig sei „der direkte Austausch mit den Künstlern und mit dem Publikum, das unsere Vorstellungen gut besucht, auch wenn wir maximal nur 80 Personen aufnehmen können“, erläutert Schmidtke, „aber so bleibt es kammermusikalisch und hat die intime Club-Atmosphäre, und wir können ohne Verstärker arbeiten.“

Dass die Szene in Wuppertal lebendig ist, beweisen auch Reihen in der „Bandfabrik“, im „Café Ada“ oder die Reihe „Unerhört“ in der Sophienkirche. Gottschalk: „Wir wollen uns aber nicht die Butter vom Brot nehmen, sondern uns gegenseitig befruchten.“

Was die Zukunft bringt im „Ort“? Es wird weiterhin „Artists in Residence“ geben — Künstler, die einen Monat lang im „Ort“ leben, arbeiten und auftreten können, in diesem Jahr die portugiesische Pianistin Joana Sá.

Junges Publikum verspricht sich Gottschalk nicht nur mit dem Studententarif von 5 Euro pro Eintritt, sondern auch mit einer „Laptop-Konferenz“, wofür Anträge zur Finanzierung bereits gestellt sind: „Wir müssen uns verjüngen und wollen Dinge weitergeben — schließlich soll der Ort lebendig bleiben.“